Direkte und indirekte Kosten aktiver Epilepsie in Deutschland und im internationalen Vergleich
Epilepsie ist eine der häufigsten chronisch neurologischen Erkrankungen und stellt eine erhebliche Belastung für die Betroffenen und die Gesellschaft dar. Dennoch gibt es in Deutschland nur eine sehr kleine Anzahl an Kostenstudien, die sich mit den sozioökonomischen Auswirkungen der Epilepsie befass...
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Contributors: | |
Format: | Doctoral Thesis |
Language: | German |
Published: |
Philipps-Universität Marburg
2011
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Subjects: | |
Online Access: | PDF Full Text |
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Summary: | Epilepsie ist eine der häufigsten chronisch neurologischen Erkrankungen und stellt eine erhebliche Belastung für die Betroffenen und die Gesellschaft dar. Dennoch gibt es in Deutschland nur eine sehr kleine Anzahl an Kostenstudien, die sich mit den sozioökonomischen Auswirkungen der Epilepsie befassen. Deshalb führten wir am Epilepsie-Zentrum Marburg eine Pilotstudie durch, um die direkten und indirekten Kosten therapierefraktärer Epilepsie zu berechnen. Wir erhoben die Kosten und kostentreibenden Faktoren an einer Querschnittspopulation aus erwachsenen Patienten der Epilepsieambulanz mit aktiver Epilepsie.
Anfallsfreie Patienten und Patienten mit ihrem ersten Anfall wurden ausgeschlossen. Über einen Untersuchungszeitraum von drei Monaten wurden die direkten und indirekten Kosten prospektiv durch den Einsatz von Fragebögen und Patiententagebüchern erfasst.
Die Studienpopulation umfasste 101 Patienten (40,7 +/- 15,2 Jahre; Krankheitsdauer: 18,1 +/- 15,3 Jahre). Insgesamt 20 Patienten (20%) hatten eine idiopathische generalisierte Epilepsie mit generalisierten tonisch-klonischen Anfällen, von den Patienten mit einer fokalen Epilepsie hatten 6 Patienten (6%) ausschließlich einfach-partielle, 28 komplex-partielle (28%) und 43 (43%) auch sekundär generalisierte tonisch-klonische Anfälle. Die Gesamtkosten der Epilepsie für einen Patienten betrugen für den Zeitraum von drei Monaten durchschnittlich € 2610 +/- 4200. Die direkten Kosten trugen 38% zu den Gesamtkosten bei. Den Hauptbeitrag zu den direkten Kosten verursachten die antikonvulsiven Medikamente (€ 600 +/- 610), während die indirekten Kosten hauptsächlich auf Produktivitätsverluste durch Frühberentung (€ 780 +/- 2680) zurückzuführen waren. Als kostentreibende Faktoren wurden häufige Anfälle, lange Krankheitsdauer, anfallsbedingte Stürze und unangemessene Handlungen während oder nach dem Anfall identifiziert.
Die Ergebnisse belegen, dass bei erwachsenen Patienten mit aktiver Epilepsie die indirekten Kosten höher waren als die direkten Kosten. Medikamente trugen am meisten zu den direkten Kosten bei, während Frühberentung der Hauptfaktor der indirekten Kosten darstellte. Trotz der Limitationen beim Vergleich der Studien verschiedener Länder, variierender Studienpopulationen und unterschiedlicher Gesundheitssysteme zielte ein Literaturvergleich darauf ab, eine breite Übersicht über die Kostenstudien bei Erwachsenen mit Epilepsie zu erhalten, die seit 1990 publiziert wurden. In der vorliegenden Studie lagen die Kosten therapierefraktärer Epilepsie über dem Durchschnitt der in Europa erhobenen Kosten aller Epilepsieformen. Die Kosten stiegen jedoch nicht deutlich an. Auch in dieser Studie überwogen die indirekten Kosten gegenüber den direkten Kosten, wobei die Medikation den größten Faktor bei den direkten Kosten darstellte.
Schlüsselwörter:
Krankheitskosten – Epilepsie – Direkte Kosten – Indirekte Kosten |
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DOI: | 10.17192/z2011.0245 |