Altersdiskriminierung, Formen - Ursachen - Alternativen - Perspektiven.

Altersdiskriminierung, Formen – Ursachen – Alternativen – Perspektiven Die höhere Lebenserwartung der Menschen in Verbindung mit der zurückge-henden Geburtenrate hat unterschiedliche Auswirkungen in der Bevölkerung. Der Anteil der Alten nimmt zu, die Belegschaften werden im Durchschnitt älter, jü...

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Bibliographic Details
Main Author: Nowakowski, Günter
Contributors: Schiller, Theo (Prof. Dr.) (Thesis advisor)
Format: Doctoral Thesis
Language:German
Published: Philipps-Universität Marburg 2011
Subjects:
Online Access:PDF Full Text
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Description
Summary:Altersdiskriminierung, Formen – Ursachen – Alternativen – Perspektiven Die höhere Lebenserwartung der Menschen in Verbindung mit der zurückge-henden Geburtenrate hat unterschiedliche Auswirkungen in der Bevölkerung. Der Anteil der Alten nimmt zu, die Belegschaften werden im Durchschnitt älter, jüngere Arbeitnehmer(innen) werden bevorzugt und der Betreuungsbedarf der älteren Bevölkerung steigt. Diese demografische Entwicklung glaubt man durch die Anwerbung von ausländischen (Fach-)Kräften entschärfen zu können. Doch diese Personalressource ist nicht unerschöpflich, da auch in den Herkunftslän-dern ähnliche demografische Veränderungen eintreten. Diese Situation führt zu einem permanenten Kampf um die Arbeitsplätze sowie um Transferleistungen zwischen Jung und Alt, der auch als Generationenkon-flikt, Krieg der Generationen, Ausbeutung der Jungen durch die Alten u.ä. bzw. in sozialdarwinistischer Terminologie diffamierend als Rentnerschwemme, Ge-rontokratie oder als Sozialparasitentum bezeichnet wird. Solche Auseinandersetzungen belegen nicht nur die Knappheit an Arbeitsplatz-angeboten und finanziellen Ressourcen, sondern gehören zu den Ursachen der Gefahr, dass alte Menschen ähnlich ausgegrenzt werden wie Behinderte und Angehörige von der Mehrheitsgesellschaft nicht akzeptierter Ethnien , Religi-onsgemeinschaften uam. Diese aus Benachteiligung, Herabwürdigung und Ächtung von Menschen, die nicht der gesellschaftlichen Norm entsprechen, hervorgehende Verhaltensweise wird in dieser Arbeit unter dem Oberbegriff Diskriminierung zusammengefasst. Das Problemfeld wird vom Autor sowohl anhand von Einzelthemen als auch durch die Auswertung von Überblickdarstellungen, populärwissenschaftlichen Publikationen und statistischem Material behandelt. Ausgehend von den demografisch bedingten Konstellationen und den gesell-schaftlichen Rahmenbedingungen (z. B.: sinkende, stagnierende oder expandie-rende Bevölkerung) zeigt der Verfasser die möglichen Alternativen und deren bevölkerungspolitischen Auswirkungen auf. Eine besondere Bedeutung erhält das auf den vier EU-Richtlinien basierende Allgemeine Gleichbehandlungsge-setz (AGG). Ausführlich stellt der Autor Vorkommnisse aus mehreren Diskriminierungsfel-dern vor, wobei der Schwerpunkt aus der Arbeitswelt sich mit der personalin-tensiven Betreuungstätigkeit in den Alten- und Pflegeheimen befasst. Wie sich zeigt, liegen die zu beklagenden Vorkommnisse, bis zu den strafbaren Handlun-gen, sowohl in den finanziellen Ressourcen (kein ausreichendes Fachpersonal) als auch in den menschlichen Unzulänglichkeiten begründet. Ein nicht zu ver-nachlässigendes Faktum ist hierbei das Ansehen der Alten in der Gesellschaft, dessen Korrektur auch nur durch die Gesellschaft selbst vorgenommen werden kann. Als eine weitere Informationsquelle standen dem Autor die Ergebnisse der ers-ten und bisher einzigen bundesweiten telefonischen Beschwerdeaktion aus dem Jahre 2001 zur Verfügung, die Defizite wiedergibt. Seine Teilnahme an der ersten Arbeitstagung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) ermöglichte dem Verfasser einen Einblick in diese Tätigkeit die-ser Institution nach §25 AGG. Als eine futurologische Fallstudie wird eine Erhebung über die Gemeinde Bad Sassendorf herangezogen. Diese befindet sich lt. Statistik schon im Jahr 2030 und stellt sich heute bereits den demografischen Herausforderungen. Die Er-kenntnisse über das Leben alter Menschen in dieser Gemeinde gipfeln in der Überzeugung, dass die Zahl der Geburten pro Frau nicht der einzige Indikator für die soziale Sicherheit eines Landes ist. Hinzu kommen andere Bedingungen, z. B. auf dem Arbeitsmarkt. In den Gesprächen mit den Alten wurde deutlich, dass neben der finanziellen Ausstattung auch das gesellschaftliche Ansehen und der Umgang mit ihnen, die wichtigsten Faktoren (z. B.: Kreditfähigkeit, al-tersgerechte med. Versorgung, Respekt und Beachtung uam.) für eine Verbesse-rung ihrer Lebensqualität sind. Im Schlussteil dieser Ausarbeitung stellt der Verfasser auch solche für die Zu-kunft konzipierten Versorgungsmodelle und Projekte zur Aufrechterhaltung bzw. Verbesserung der Situation der Alten vor, die unter den gegenwärtigen Be-dingungen als noch nicht realisierbar angesehen werden müssen. Eine Steigerung der Produktivität, die für viele gesellschaftliche Bereiche als erfolgreiche Problemlösung angesehen wird, schafft in diesem personalintensi-ven Arbeitsbereich keine grundsätzliche Abhilfe. Was in der Erzeugung mate-rieller Güter deutliche Erfolge erbringt, scheidet in der Pflege und Betreuung von Älteren aus, bzw. ist allgemein nur in Teilbereichen (z. B.: bei Hol- und Bringeleistungen) denkbar.
DOI:10.17192/z2011.0082