Die erste Generation niedergelassener Ärztinnen in Marburg. Ihr Leben und ihre Arbeit

Im Jahr 2008 jährte sich die Aufnahme des Frauenstudiums in Marburg zum hundertsten Mal. Im Wintersemester 1908/09 waren die ersten Studentinnen in Marburg, das damals zu Preußen gehörte, nicht mehr nur als Gasthörerinnen geduldet, sondern ordentlich immatrikuliert. Die Öffnung der Universitäten für...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Kelling, Klara Caterina
Beteiligte: Sahmland, Irmtraut (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2010
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Im Jahr 2008 jährte sich die Aufnahme des Frauenstudiums in Marburg zum hundertsten Mal. Im Wintersemester 1908/09 waren die ersten Studentinnen in Marburg, das damals zu Preußen gehörte, nicht mehr nur als Gasthörerinnen geduldet, sondern ordentlich immatrikuliert. Die Öffnung der Universitäten für Frauen, die ihnen ein Vollstudium ermöglichte, ist ein sehr langwieriger, sich über Jahrzehnte hinziehender Prozess gewesen. Verantwortlich dafür waren neben den unzureichenden Voraussetzungen in der Mädchenschulbildung und dem faktisch kaum erreichbaren Abitur als objektiver Zugangsvoraussetzung ganz wesentlich die gesellschaftlichen Widerstände gegen die Emanzipation der Frauen in akademischen Berufsfeldern. Bedenkt man, dass das Frauenstudium generell erst ungefähr hundert Jahre alt ist, wird einem bewusst, wie viel sich seither verändert hat. Die vorliegende Arbeit macht es sich zur Aufgabe, diese Entwicklung am Beispiel der ersten in Marburg niedergelassenen Ärztinnen nachzuvollziehen und anschaulich zu machen. Dafür wurden die ersten sieben Marburger Ärztinnen ausfindig gemacht, und es wurde der Versuch unternommen, anhand der verfügbaren Materialien deren jeweilige Lebensgeschichten und die Geschichte ihrer beruflichen Arbeit zu rekonstruieren. Angefangen bei der Suche in den Marburger Adress- und Telefonbüchern hat die Einsicht in die verschiedenen Dokumente, Berichte und Lebenszeugnisse unterschiedlich dichte Informationen über die sieben Frauen erbracht. In drei Fällen ist es aufgrund von persönlichen Gesprächen mit den Kindern, Bekannten und ehemaligen Patienten gelungen, ein recht genaues und persönliches Bild zu gewinnen, während die Materialdichte in den vier anderen Fällen nicht ganz so günstig war. Gegenstand dieser Arbeit sind somit die individuellen Lebensentwürfe und Berufskarrieren der sieben Marburger Ärztinnen, die hier vor dem Hintergrund des zeitgenössischen Diskurses über „weibliche Ärzte“, deren Rollenzuweisung und prädestinierte Fachrichtungen analysiert werden sollen. Des Weiteren erlaubt die Untersuchung bestimmter spezifischer Einzelaspekte nicht nur einen Vergleich der Ärztinnen untereinander, sondern lässt auch Rückschlüsse auf die Geschichte des ärztlichen Standes und der Frauenemanzipation insgesamt zu. Darüber hinaus wird ein Einblick in die regionale Medizingeschichte geboten. Schließlich macht ein Vergleich mit den Ergebnissen einer Parallelstudie zu den ersten niedergelassenen Ärztinnen in Gießen zusätzliche Rückschlüsse möglich. Im Aufbau gibt die Arbeit zunächst eine kurze Zusammenfassung der damaligen Umstände, die diesen Frauen die Chance gab, zu Pionierinnen zu werden. Hierzu gehört zunächst ein Überblick über die seinerzeitige Entwicklung der Frauenbildung, sowohl hinsichtlich der Schulbildung, als auch, was die Möglichkeit eines Studiums an einer Universität und die damalige Situation einer berufstätigen Ärztin anging. Nach einer Darstellung der besonderen Marburger Situation wird im vierten Kapitel zunächst das methodische Vorgehen erläutert. Im fünften Kapitel werden die sieben Ärztinnen vorgestellt. Die erste niedergelassene Ärztin in Marburg findet sich im Jahr 1917, die letzte, der in dieser Arbeit vorgestellten, eröffnete 1943 ihre Praxis in Marburg (sie war allerdings schon zuvor in Essen als niedergelassene Ärztin tätig gewesen). Nachdem der Gegenstand dieser Arbeit die erste Generation niedergelassener Ärztinnen in Marburg sein soll, hat sich auch mit Rücksicht auf die begrenzt vorhandene Quellenlage eine Auswahl von sieben Frauen ergeben.
DOI:10.17192/z2010.0591