Einfluss von Prionen Dekontaminationsprotokollen auf die Schneidleistung und Fraktursicherheit von endodontischen Nickel-Titan Instrumenten des ProTaper Systems

Prionen sind natürlicherweise beim Menschen vorkommende, nicht-infektiöse und ungefährliche zelluläre Proteinstrukturen (PrPC), die auch in abnormaler und krankheitsauslösender Form (PrPSc) vorliegen können. PrPSc sind infektiös und können tödlich verlaufende degenerative Erkrankungen des Gehirns au...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Koch, Andreas
Beteiligte: Sonntag, David (Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2010
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Prionen sind natürlicherweise beim Menschen vorkommende, nicht-infektiöse und ungefährliche zelluläre Proteinstrukturen (PrPC), die auch in abnormaler und krankheitsauslösender Form (PrPSc) vorliegen können. PrPSc sind infektiös und können tödlich verlaufende degenerative Erkrankungen des Gehirns auslösen. Die Übertragung von PrPSc ist über diverse Wege möglich. Endodontische Behandlungen stellen einen potentiellen Übertragungsweg für Prionen dar. Aufgrund spezieller biologischer Eigenschaften sind PrPSc besonders widerstandsfähig gegenüber herkömmlichen Dekontaminations-verfahren und -lösungen. Desinfektionslösungen zur Prionendekontamination sind derzeit nur unzureichend hinsichtlich endodontischer Instrumente wie Ni-Ti Feilen untersucht. In der vorliegenden Untersuchung soll überprüft werden, ob Prionendekontaminationslösungen die Schneidleistung und Fraktursicherheit von Nickel-Titan Feilen des ProTaper Systems beeinflussen. Für die Untersuchung wurden 300 neue Ni-Ti Feilen (ProTaper Universal, Dentsply Maillefer) verwendet. Die Feilen wurden in 4 Experimentalgruppen (70 Feilen pro Gruppe) und eine Kontrollgruppe (20 Feilen) unterteilt. Die Dekontaminationsprotokolle wurden entsprechend der Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des Robert-Koch-Instituts (RKI) und unter Berücksichtigung der Herstellerangaben zusammengestellt. Nach manueller Vorreinigung wurden die Feilen mit 4 verschiedene Lösungen dekontaminiert: a) 1 M NaOH (Natriumhydroxid); b) Kombination aus 0,2% SDS (Sodium dodecyl sulfate) und 0,3% NaOH; c) Hamo 100 PID; d) Prionzyme M. Für die Kontrollgruppe wurde destilliertes Wasser verwendet. Nach Dekontamination der Feilen erfolgte die Dampfsterilisation. Der Prozess kam sieben Mal zur Anwendung, da die Instrumente laut Hersteller mehrfach gereinigt werden können. Nach Beendigung der Dekontaminationsprozesse wurde die Messung der Schneidleistung an Kunststoffprüfkörpern durchgeführt. Mit einer speziellen Versuchsapparatur konnten sich die rotierenden Ni-Ti Feilen in den Prüfkörper schneiden und die so entstandene Schnitttiefe diente als Kriterium für die Schneidleistung. Die Erfassung der Frakturgefahr erfolgte mit einer Versuchsapparatur, die die Rotation der Ni-Ti Feilen in gekrümmter Lage bis zur Fraktur ermöglichte. Die Anzahl der Umdrehungen bis zur Fraktur war der Parameter, der die Fraktursicherheit widerspiegelte. Die mediane Schnitttiefe der Kontrollgruppe lag bei 8,1 mm und die der Experimentalgruppen bei 6,6 mm (p=0,006). Der Mittelwert für die Anzahl der Umdrehungen bis zur Fraktur der Feilen betrug für die Kontrollgruppe 189,0 und für die Experimentalgruppen 149,3 (p=0,010). Die in unserer Studie verwendeten Dekontaminationslösungen basieren auf aktuellen Richtlinien und wurden bereits mehrfach in verschiedenen Untersuchungen in ihrer Wirksamkeit überprüft. Aktuelle Untersuchungen bestätigen die Wirksamkeit zusätzlicher Lösungen. Es konnte gezeigt werden, dass die Kombination aus 0,2% SDS, 0,3% NaOH und 20% n-Propanol nicht nur gegenüber Prionen, sondern auch gegenüber Bakterien, Sporen, Viren und Pilze wirksam ist. Diese Kombination ist eine spätere Weiterentwicklung der hier verwendeten Kombination aus 0,2% SDS und 0,3% NaOH und konnte somit nicht in der vorliegenden Untersuchung integriert werden. In mehreren vergleichbaren Studien wurden ebenfalls Kunststoffprüfkörper zur Erfassung der Schneidleistung eingesetzt, jedoch gibt es derzeit keinen einheitliche und standardisierte Versuchsapparatur. Die zuverlässigste Methode zur Erfassung der Fraktursicherheit beruht auf vorgefertigte, individuell auf den jeweiligen Feilentyp abgestimmte gekrümmte Kanäle. Diese aufwendige Methode ermöglicht nahezu einheitliche Rotationsbewegungen der Feilen bis zur Fraktur und somit Vergleiche verschiedener Feilentypen. Da der Einfluss von Dekontaminationslösungen auf Ni-Ti Feilen und nicht der Vergleich verschiedener Ni-Ti Feilentypen im Vordergrund stand, wurde diese Methode in unserer Studie nicht berücksichtigt. Unter Berücksichtigung der hier gewonnenen Ergebnisse ist der alltägliche Einsatz der untersuchten Dekontaminationslösungen zur Dekontamination von Ni-Ti Feilen nur bedingt zu empfehlen und aufgrund des theoretischen Übertragungsrisikos von Prionen sollte auf die Wiederverwendung von Ni-Ti Feilen verzichtet werden.
DOI:10.17192/z2010.0553