Neurofeedback bzw. Biofeedback versus Aufbiss-Schienentherapie bei CMD-Patienten mit chronifizierter myogener Leitkomponente

Ziel der vorliegenden Pilotstudie war es, zu klären, ob mit dem Neurofeedback- oder dem Biofeedbackverfahren (NeXus-10 mit Software Biotrace+, Mind Media BV-NL) bei einem wohlgemerkt selektierten Patientengut eine im Vergleich zur herkömmlichen okklusal orientierten Schienentherapie effektivere Besc...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Roknic, Radovan
Beteiligte: Neff, Andreas (Prof. Dr. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2010
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Ziel der vorliegenden Pilotstudie war es, zu klären, ob mit dem Neurofeedback- oder dem Biofeedbackverfahren (NeXus-10 mit Software Biotrace+, Mind Media BV-NL) bei einem wohlgemerkt selektierten Patientengut eine im Vergleich zur herkömmlichen okklusal orientierten Schienentherapie effektivere Beschwerde-reduktion bei Patienten mit chronifizierter CMD erzielt werden kann. Des Weiteren sollte auf der Basis der RDC TMD ermittelt werden, inwieweit die vorbestehende chronische Schmerzsymptomatik und Depressivität der Patienten insgesamt gemindert, bzw. inwieweit durch die einzelnen Therapien hier eine Verbesserung erzielt werden kann. Methoden: Hierfür wurden 36 Patienten im Rahmen einer prospektiven, randomisierten, dreiarmigen Parallelgruppenstudie den drei Therapiearmen (Neurofeedback und Schienentherapie, Biofeedback und Schienentherapie und alleinige Schienentherapie als Referenzgruppe) zugeteilt. Alle Patienten erhielten eine vorgeschaltete und begleitende, individuell adjustierte Aufbiss-Schienentherapie, um arthrogene und okklusale Faktoren des Beschwerde-bildes gleichmäßig auszufiltern. Als wesentliche Ergebnisse der Pilotstudie konnten bezüglich des „Myogenen Summenscores“ (primäres Zielkriterium) signifikante Unterschiede des Neuro- (p=0,003) und Biofeedbackverfahrens (p=0,015) im Vergleich zur Schienentherapie festgestellt werden. Während eine signifikante relative Verminderung des „Myogenen Summenscores“ nur für das Biofeedback-verfahren nachgewiesen wurde (p=0,005), waren die absoluten Reduktionen des Biofeedbacks (p=0,019) und Neurofeedbacks (p=0,024) signifikant. Die klinische Diagnostik bezüglich Funktionsumfang und Muskelschmerzen („Sekundäre Zielkriterien“ der RDC TMD mit klinischen Befunden der Achse I) zeigten vor und nach Therapie insgesamt keine signifikanten Unterschiede zwischen den Therapiearmen. Lediglich beim Vergleich des vertikalen Bewegungsumfangs unter Schmerzangabe waren dabei die Unterschiede zwischen Neurofeeback und Schiene (p=0,016), sowie zwischen Biofeedback und Schiene (p=0,011) signifikant. Entgegen der Erwartung zeigte die maximale aktive Mundöffnung unter Schmerzangabe eine signifikante Verringerung der maximalen SKD in den Therapiegruppen Neuro- (p=0,003) und Biofeedback (p=0,015). Die Auswertung der RDC TMD Achse II (bio-psycho-soziale Komponenten) ergab keine signifikanten Assoziationen zwischen den Veränderungen der Scores gemäß GCPS („Graded Chronic Pain Severity“) vor und nach Therapie und dem jeweiligen Therapiearm. Allerdings wiesen praktisch alle Patienten der Studie eine mittel- bis hochgradige Depressivität auf (vor Therapie „moderate“ 8% und „severe“ 92%; nach Therapie 25% „moderate und 75% „severe“). Intraindividuell fanden sich in der Schienengruppe signifikante Unterschiede zwischen den Scores der modifizierten Symptomcheckliste “SCL-90-R” nach DEROGATIS vor und nach Therapie (p=0,004). Im Therapiearm „Neurofeedback“ ergaben sich signifikante Unterschiede (p=0,015) für die unspezifischen körperlichen Symptome. Im Gegensatz zu den Therapiearmen „Schienentherapie“ und „Neurofeed-back“ fanden sich in der Biofeedbacktherapiegruppe keine signifikanten Assoziationen zwischen den Werten vor und nach Therapie. Da alle drei Parallelgruppen der Pilotstudie bereits vorgeschaltet und gleichlaufend eine adjustierte intraorale Aufbisschienentherapie erhielten, um die okklusalen, somatoformen bzw. arthrogenen Komponente am Beschwerdebild nach Möglichkeit auszufiltern, kann bei den vorliegenden Ergebnissen prinzipiell davon ausgegangen werden, dass die durch Neuro- oder Biofeedback erzielten Veränderungen des Zielkriteriums (Myogener Summenscore und RDC TMD mit Achse I- und II-Befunden) tatsächlich auf das jeweilige Feedbackverfahren zurückzuführen sind. Schlußfolgernd kann sowohl mit dem Biofeedback- als auch dem Neurofeedbackverfahren eine im Vergleich zur okklusal orientierten Schienentherapie effektivere Reduktion der muskulären Hypertonizität erzielt werden. Das Neurofeedbackverfahren erlaubt allerdings gemäß den vorliegenden Ergebnissen keine weitere Verbesserung der Effizienz des Verfahrens im Vergleich zum herkömmlichen Biofeedback. Beide Feedback-verfahren sind aber durchaus als geeignete Optionen in der Therapie der CMD zu sehen, die frühzeitig in interdisziplinäre und multimodale Behandlungs-strategien eingebunden, bzw. im Rahmen eines interdisziplinären Gesamt-behandlungsplanes berücksichtigt werden können.
DOI:10.17192/z2010.0552