Regulationsmechanismen der biotrophen Entwicklung von Ustilago maydis
Die Koordination komplexer Entwicklungsvorgänge in multizellulären Organismen erfordert eine stringente Regulation und die Verknüpfung verschiedener Signalwege. Bei Hefen und filamentösen Pilzen ist die sexuelle Entwicklung oftmals an spezifische Stadien des Zellzyklus gekoppelt, wodurch die synchro...
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Contributors: | |
Format: | Doctoral Thesis |
Language: | German |
Published: |
Philipps-Universität Marburg
2010
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Subjects: | |
Online Access: | PDF Full Text |
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Summary: | Die Koordination komplexer Entwicklungsvorgänge in multizellulären Organismen erfordert eine stringente Regulation und die Verknüpfung verschiedener Signalwege. Bei Hefen und filamentösen Pilzen ist die sexuelle Entwicklung oftmals an spezifische Stadien des Zellzyklus gekoppelt, wodurch die synchrone Entwicklung verschiedener Zellen gesichert und ein geordneter Ablauf der zellulären Differenzierung gewährleistet wird. Bei dem dimorphen Basidiomyzeten U. maydis sind sexuelle und pathogene Entwicklung eng miteinander verknüpft und finden in Abhängigkeit der Wirtspflanze Mais statt. Voraussetzung für die Bildung des filamentösen Dikaryons, der infektiösen Wuchsform von U. maydis, ist die gegenseitige Erkennung und Verschmelzung kompatibler Sporidien, welche durch das Pheromon/Rezeptorsystem des a-Kreuzungstyp-Locus gesteuert wird. Die Aktivierung dieses Systems führt zu einem Zellzyklusarrest in der G2-Phase und der Ausbildung von Konjugationshyphen. Nach der Fusion der Konjugationshyphen unterliegt die weitere Entwicklung der Kontrolle des b-Locus. Die Expression des durch den b-Locus kodierten heterodimeren Transkriptionsfaktors bE/bW ist notwendig für die Aufrechterhaltung des Zellzyklusarrestes und des filamentösen Wachstums. In vorangegangenen Studien konnten 345 b-regulierte Gene identifiziert werden, von denen mehr als 90% in Abhängigkeit des C2H2-Zinkfinger Transkriptionsfaktors Rbf1 reguliert werden. Neben diesem „Master-Regulator“ der pathogenen Entwicklung ist clp1 das einzige direkt b-regulierte Gen, das ebenfalls für die pathogene Entwicklung von U. maydis notwendig ist und unabhängig von Rbf1 exprimiert wird. Delta-clp1 Stämme sind nicht in der Lage Schnallenzellen zu bilden und innerhalb der Pflanze zu wachsen, was eine mögliche Funktion in der Regulation dieser Entwicklungsprozesse vermuten ließ. Die induzierte Co-Expression von clp1 führt zur Inhibition der Funktion des b-Heterodimers, wodurch filamentöses Wachstum und der G2-Zellzyklusarrest verhindert werden (Scherer et al., 2006; Scherer, unveröffentlicht). In vorangegangenen Untersuchungen konnte ich zeigen, dass Clp1 unter anderem mit dem bW-Protein und Rbf1, den zentralen Regulatoren der pathogenen Entwicklung interagiert. In der vorliegenden Studie wurden die funktionellen Auswirkungen der Clp1-Protein-Interaktion auf die pathogene Entwicklung von U. maydis untersucht. Die Interaktion von Clp1 mit bW führt zu einem generellen Funktionsverlust des b-Heterodimeres und, daraus resultierend, zur globalen Repression der b-abhängigen Genregulation. Die Interaktion von Clp1 mit Rbf1 hingegen führt zu einer spezifischen Repression des Pheromongens mfa, wodurch die Pheromonantwort sowohl auf morphologischer als auch auf regulatorischer Ebene unterdrückt wird. Die weitere Charakterisierung von Clp1-interagierenden Proteinen führte zur Identifizierung des Transkriptionsfaktors Cib1. Die Deletion von cib1 führt zu einer Phänokopie der clp1 Deletion. Ähnlich wie bei Clp1 ist die Proteinexpression von Cib1 posttranskriptionell reguliert und auf postpenetrative Entwicklungsstadien begrenzt. Im Gegensatz zu Clp1 konnte der Mechanismus der posttranskriptionellen Regulation von Cib1 aufgeklärt und auf entwicklungsspezifisch reguliertes alternatives Spleißen zurückgeführt werden.
Clp1 fungiert als Modulator von zwei Transkriptionsfaktoren, die beide eine zentrale Rolle bei der Steuerung des pathogenen Wachstums, aber auch bei der Zellzyklus-Kontrolle haben. Sowohl Rbf1 als auch das b-Heterodimer induzieren einen G2-Zellzyklusarrest, der erst nach der Penetration der Pflanzenoberfläche aufgehoben wird. Die Funktion des b-Heterodimeres, und vermutlich auch die von Rbf1, ist während der gesamten pathogenen Entwicklung notwendig. Die Funktion von Clp1 ist es, durch die Interaktion mit bW und Rbf1 die Re-Initiation des Zellzyklus zu ermöglichen. Durch die Verwendung eines artifiziellen Promotorsystems, das die Expression von rbf1 während und nach der Penetration der Pflanzenoberfläche gewährleistet, wurde erstmalig die Bildung von Appressorien und die darauffolgende Penetration der Pflanzenoberfläche unabhängig von einem aktiven b-Heterodimer nachgewiesen. Die durch Rbf1 regulierten Gene sind damit für die initialen Infektionsprozesse ausreichend. Die Re-Initiation des Zellzyklus und eine begrenzte Proliferation in planta werden allerdings erst durch die zusätzliche Expression von Clp1 ermöglicht. Im weiteren Verlauf der Infektion kommt es dann zu asynchronen Kernteilungen und Pflanzenabwehrreaktionen. Für die Unterdrückung von Pflanzenabwehrreaktionen und eine koordinierte synchrone Entwicklung in planta ist offensichtlich die Funktion des b-Heterodimeres entscheidend.
Durch diesen Ansatz wurden neue Einblicke und ein grundlegendes Verständnis der regulatorischen Wechselwirkungen innerhalb der verschiedenen Signalwege und deren Auswirkung auf die biotrophe Entwicklung von U. maydis erlangt. |
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DOI: | 10.17192/z2010.0474 |