Zytogenetische Veränderungen bei undifferenzierter akuter myeloischer Leukämie

Die AML M0 ist eine seltene Erkrankung mit schlechter Prognose. Sie stellt auf klinischer und morphologischer Ebene eine heterogene Erkrankung dar. Die Diagnose kann nicht allein aufgrund morphologischer Kriterien gestellt werden, sondern bedarf zytochemischer und immunphänotypischer Zusatzunters...

Full description

Saved in:
Bibliographic Details
Main Author: Schweitzer-Schmitt, Nadja Yvonne
Contributors: Rieder, Harald (Prof. Dr.) (Thesis advisor)
Format: Doctoral Thesis
Language:German
Published: Philipps-Universität Marburg 2010
Subjects:
Online Access:PDF Full Text
Tags: Add Tag
No Tags, Be the first to tag this record!
Description
Summary:Die AML M0 ist eine seltene Erkrankung mit schlechter Prognose. Sie stellt auf klinischer und morphologischer Ebene eine heterogene Erkrankung dar. Die Diagnose kann nicht allein aufgrund morphologischer Kriterien gestellt werden, sondern bedarf zytochemischer und immunphänotypischer Zusatzuntersuchungen. Bei der Tumorentstehung spielen neben Genmutationen umschriebener Gene, z.B. durch Strukturaberrationen, auch komplexe Veränderungen des Genoms mit Zugewinnen und Verlusten von Chromosomen oder Chromosomenteilen eine wichtige Rolle. Der Nachweis einer Vielzahl von klonalen Veränderungen reflektiert die biologische Heterogenität dieser Krankheit und stellt einen weiteren Beweis dafür dar, das hier nicht ein einheitlicher Subtyp vorliegt sondern ein ganzes Spektrum unterschiedlicher maligner Prozesse in dieser Gruppe zusammengefaßt wird. Chromosomale Veränderungen finden sich bei etwa der Hälfte der diagnostizierten Patienten mit einer AML M0. Die konventionelle Chromosomenanalyse ist nach wie vor die zentrale Methode der Tumorzytogenetik, denn der Karyotyp stellt den wichtigsten prognostischen Parameter, sowohl in bezug auf das Ansprechen der Therapie, als auch auf das Überleben dar. Sie wird zunehmend durch moderne Methoden, wie die Fluoreszenz-in-situ-hybridisierung oder Comparative-genom-hybridisierung ergänzt. Ziel der Arbeit war herauszufinden, inwieweit die zytogenetischen Veränderungen bei den von mir untersuchten Patienten mit einer AML M0 mit denen in der Literatur übereinstimmen. In den Jahren 1995-2000 wurden an die AG Tumorgenetik in Marburg 150 Proben aus ganz Deutschland mit einer bis dato nicht näher klassifizierten AML eingesandt. Nach der zytogenetischen Untersuchung wurden die betreffenden Kliniken um die Zusendung der kompletten Arztbriefe gebeten. Nach Auswertung des vollständigen Krankenblattes konnten 17 Patienten dem AML M0 Subtyp zugeordnet werden. In der vorliegenden Arbeit wurden die Patienten anhand ihres zytogenetischen Risikoprofils (gut-intermediär-ungünstig) in drei Gruppen eingeteilt. Am häufigsten betroffen bei den von mir untersuchten Patienten war das Chromosom 7. In der Literatur stellt die Monosomie 7 und die Deletion 7q die häufigste Veränderung bei der AML M0 dar und wird anhand des Karyotyps der Gruppe mit ungünstiger Prognose zugeordnet. Auch die Region q23-26 auf Chromosom 11 war bei meinen Patienten regelmäßig betroffen. In der Literatur sind diese Veränderungen oft mit Aberrationen von Chromosom 7 kombiniert, was auch in der vorliegenden Arbeit der Fall war. Komplex aberrante Karyotypen mit schlechter Prognose und fehlendem Ansprechen auf die Chemotherapie zeigten sich bei vier Patienten. Eine genaue Zuordnung zu einem FAB-Subtyp konnte in der Literatur nicht gefunden werden. Bei den von mir untersuchten Patienten fand sich in drei Fällen ein normaler weiblicher oder männlicher Karyotyp, die der Gruppe mit intermediärem Risikoprofil zugeordnet wurden. Auch das ist bei einer AML M0 in 40-50% der Fälle zu finden. Neueste Forschungsergebnisse weisen aber auf molekulargenetischer Ebene zunehmend Veränderungen in Form von Fusionsgenen nach, die mit der klassischen Zytogenetik, selbst mittels CGH - und FISH Technik, nicht nachweisbar sind. Hier gibt es bereits erste Versuche auf molekulargenetischer Ebene in die Therapie einzugreifen. Es stellt sich abschließend heraus, daß auch bei dieser kleinen untersuchten Gruppe es typische Aberrationsmuster der einzelnen Chromosomen gibt und das bestimmte chromosomale Regionen regelmäßig betroffen wurden, was mit der Literatur übereinstimmt. Für zukünftige Behandlungskonzepte der AML bleibt die Erforschung der Leukämogenese und die Entwicklung neuer Behandlungsoptionen anhand der Zytogenetik die wichtigste Aufgabe.
DOI:10.17192/z2010.0380