Erholung als Verhalten zur Förderung der Gesundheit im Lehrerberuf - Eine Adaptation des Health Action Process Approach
Im Lehrerberuf, einer durch eine vielschichtige Anforderungs- und Belastungsstruktur gekennzeichneten Profession, ist ein hoher Anteil krankheitsbedingter Frühpensionierungen festzustellen, die insbesondere auf psychische Störungen zurückzuführen sind. Als Einflussfaktor für die Entwicklung stressbe...
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Contributors: | |
Format: | Doctoral Thesis |
Language: | German |
Published: |
Philipps-Universität Marburg
2010
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Subjects: | |
Online Access: | PDF Full Text |
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Summary: | Im Lehrerberuf, einer durch eine vielschichtige Anforderungs- und Belastungsstruktur gekennzeichneten Profession, ist ein hoher Anteil krankheitsbedingter Frühpensionierungen festzustellen, die insbesondere auf psychische Störungen zurückzuführen sind. Als Einflussfaktor für die Entwicklung stressbedingter Erkrankungen werden dabei ineffektive Erholungsprozesse diskutiert.
In der folgenden Studie wurde Erholung als Gesundheitsverhalten konzipiert und in Anlehnung an den Health Action Process Approach (Schwarzer, 2008a) ein Modell zur Vorhersage von Erholungsverhalten und –erleben weiterentwickelt. Die Studie verfolgte drei Ziele: Zunächst (1) sollten für die Modellkomponenten „Erholungsverhalten“ und „Erholungsplanung“ eine optimierte Operationalisierung erstellt und im Hinblick auf ihre psychometrischen Eigenschaften untersucht werden. Unter Verwendung der weiterentwickelten Operationalisierungen war es ferner (2) Ziel der internen Modellvalidierung, die Vorhersage zu überprüfen, dass erholungsbezogene Selbstwirksamkeit und Planung Prädiktoren von Erholungsverhalten seien. Zudem galt es zu testen, ob der postulierte Zusammenhang von Erholungsverhalten und Erholungserleben gültig ist. Schließlich (3) sollte in der externen Modellvalidierung der durch das Modell vorhergesagte Zusammenhang zwischen Erholungserleben und psychischer Gesundheit überprüft werden. Es wurde die Hypothese getestet, dass Erholungserleben ein Prädiktor für Depressivität und Schlafqualität darstellt.
An der Studie nahmen N = 156 Lehrerinnen und Lehrer teil, die einen umfangreichen Fragebogen bearbeiteten. Im Hinblick auf das erste Studienziel wurden Faktorenanalysen und Reliabilitätsanalysen für jede Skala durchgeführt. Für die interne und externe Validierung wurden die entsprechenden Hypothesen mit Hilfe von Korrelations- und Regressionsanalysen überprüft.
Für sämtliche Skalen ließen sich gute Werte für die internen Konsistenzen belegen. Die Vorhersagen des Modells konnten bestätigt werden. Es konnte gezeigt werden, dass Erholungsverhalten und –erleben in einem positiven Zusammenhang stehen. Planung sowie erholungsbezogene Selbstwirksamkeit erwiesen sich als Prädiktoren für Erholungsverhalten, wobei erstere der stärkere Prädiktor war. Erholungserleben sagte Depressivität und Schlafqualität vorher.
Die Befunde der vorliegenden Studie unterstützen die Annahme, dass Erholungsprozesse, insbesondere Erholungserleben, der psychischen Gesundheit und dem Wohlbefinden dienen. Dabei kann die Ausführung erholsamer Aktivitäten (Erholungsverhalten) durch Planung und Selbstwirksamkeit gefördert werden. Diese Befunde decken sich weitgehend mit den Ergebnissen von Gnau (2009). Trotz Unterschieden in der jeweiligen Operationalisierung zentraler Modellkomponenten konnten in beiden Studien zentrale Vorhersagen des Modells bestätigt werden. Die vorliegenden Befunde sprechen für die Nützlichkeit des HAPA im Hinblick auf eine theoriebasierte und systematische Erforschung von Erholungsverhalten. Obwohl die Ergebnisse nur unter der Einschränkung des querschnittlichen Designs gelten, leisten sie wertvolle Anregungen zur effektiveren Gestaltung von Erholung hinsichtlich Intervention und Prävention stressbedingter Erkrankungen. |
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DOI: | 10.17192/z2010.0307 |