Aufklärung und das Erleben der Strahlentherapie: Möglichkeiten der Erkennung von Risikopatienten

Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit der Frage, ob ein Aufklärungsgespräch in der Strahlentherapie dazu beitragen kann, Risikopatienten bezüglich besonderer Belastung durch die Strahlentherapie zu erkennen und dieses Risiko zu vermindern. Es handelt sich um eine Kohortenstudie mit wiederholt...

Ausführliche Beschreibung

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Ueberholz, Kerin Johanna
Beteiligte: Engenhart-Cabillic, R. (Prof. Dr. med.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2010
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
Tags: Tag hinzufügen
Keine Tags, Fügen Sie den ersten Tag hinzu!
Beschreibung
Zusammenfassung:Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit der Frage, ob ein Aufklärungsgespräch in der Strahlentherapie dazu beitragen kann, Risikopatienten bezüglich besonderer Belastung durch die Strahlentherapie zu erkennen und dieses Risiko zu vermindern. Es handelt sich um eine Kohortenstudie mit wiederholten Messungen (vor und nach dem Aufklärungsgespräch, sowie nach Beendigung der Therapie). Die Kohorte bestand aus Krebspatienten der strahlentherapeutischen Ambulanz der Universitätsklinik Gießen und Marburg GmbH, Standort Marburg.Von 137 Patienten erfüllten 106 Patienten die Einschlusskriterien. 34 Patienten lehnten die Teilnahme ab und 9 Patienten schieden während der Studie aus, so dass 63 Patienten die Studie komplett durchliefen. Die Beobachtungsgruppe unterschied sich bezüglich demographischer Basisdaten und klinischer Kriterien nicht signifikant vom Rest der Kohorte. Die Daten wurden zum Teil durch standardisierte Messinstrumente (EORTC QLQ-C 30, PLC) und zum Teil durch selbst erstellte Skalen erhoben. Das Erlangen von Information war für die Mehrheit der Patienten das wichtigste Ziel des Aufklärungsgesprächs (25%), gefolgt von Vertrauensgewinn (19%). Emotional betonte Bedürfnisse wie Beruhigen (8%), Angst nehmen (8%) oder Hoffnung geben (2%), waren weniger erwünscht. In jeweils 84% der Fälle wurden die Ziele Informationsgewinn und Vertrauensaufbau erreicht. Die Mehrheit der Patienten war mit dem Aufklärungsgespräch zufrieden (73%). Eine hohe Therapiebelastung war vermehrt mit Anspannung (r = ,314; p = .015), Einsamkeit (r = ,262; p = .043) und Abgeschlagenheit (r = ,439; p = .000) vergesellschaftet. Gleichzeitig fiel eine negative Korrelation mit Beruhigung (r = -,265; p = .040) und Zufriedenheit (r = -,338; p = .008) auf. Das Gefühl gut informiert worden zu sein, ging mit weniger Nebenwirkungen (r = -,44; p = .000), geringerer Appetitlosigkeit (r = -,28; p = .025) und weniger Panikgefühlen (r -,29; p = .026) einher. Auch der Aufbau von Vertrauen war mit weniger Nebenwirkungen (r = -,37; p = .003), weniger Appetitlosigkeit (r = -,48; p = .000) und weniger Panik (r = -,26; p = .046) korreliert. Führte das Aufklärungsgespräch zu mehr Sorgen, nahmen die erlebten Nebenwirkungen (r = ,45; p = .000), Appetitlosigkeit (r = ,30; p = .016), Panik (r = ,464; p = .000) und Gefühle der Einsamkeit (r = ,36; p = .005), sowie die generelle Therapiebelastung zu. Die Fremdeinschätzung des negativen Affektes war signifikant mit der Selbsteinschätzung der Patienten (r = .367; p = .003). Es konnte gezeigt werden, dass Patienten mit einem hohen negativen Affekt in der Arzteinschätzung eine signifikant höhere Belastung durch Nebenwirkungen angaben (r = ,25; p < .05), sowie häufiger unter Einsamkeit während der Therapie litten (r = ,43; p < .001). Außerdem brachte diesen Patienten das Aufklärungsgespräch signifikant seltener Beruhigung (r = -,260; p = .039) und Sicherheit (r = -,258; p = .041), und häufiger mehr Sorgen (r = ,29; p = .019). Nach dem Gespräch erwarteten 75% der Patienten Heilung, obwohl die Ärzte dieses Therapieziel bei nur 62% der Patienten verfolgten. Von den palliativ therapierten Patienten (n = 24) erwarteten nach dem Gespräch noch 71% Heilung Fatigue(n = 17). Diese Patientengruppe wurde bezüglich ihrer Lebensqualität mit dem Rest der Kohorte verglichen. Dabei zeigten sich vor der Therapie nur geringe Unterschiede, wobei die Palliativgruppe mit überoptimistischer Erwartungshaltung minimal schlechtere Werte bezüglich körperlicher Funktion, Müdigkeit, Brechreiz, Atemnot, sozialer Funktion und allgemeiner Lebensqualität angab. Nach der Therapie fielen bezüglich körperlicher Leistungsfähigkeit, Müdigkeit, emotionalen Erlebens und globaler Lebensqualität klinisch relevante Mittelwertunterschiede über 10 Punkten auf, wobei nur der Unterschied bei Müdigkeit signifikant war. Die überoptimistischen Patienten gaben häufiger Unsicherheit (47% vs. 22%), Depression (20% vs. 11%), Einsamkeit (13% vs. 9%) und Abgeschlagenheit (67% vs.40%) an und seltener Erleichterung (33% vs. 42%) und Zufriedenheit (13% vs. 29%). Allerdings konnten mittels Chi-Quadrat-Test keine signifikanten Unterschiede ermittelt werden. Die beschriebenen Ergebnisse zeigen, dass das Aufklärungsgespräch das Potential besitzt, schon vor Therapiebeginn auf Risikopatienten aufmerksam zu machen. Neben einer niedrigen Gesprächszufriedenheit (T2), können „Mehr Sorgen nach dem Gespräch“, überoptimistische Erwartungshaltung und ein hoher negativer Affekt in der Arzteinschätzung als Hinweis auf gefährdete Patienten dienen.
Umfang:140 Seiten
DOI:10.17192/z2010.0203