Diagnostik, epochale Trends und indizierte Prävention von introversiven Störungen bei Kindern und Jugendlichen

Introversive Störungen wie Angst und Depression gehören zu den häufigsten psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter. Sie beeinträchtigen die kindliche Entwicklung erheblich und sind mit nachhaltigen Einschränkungen insbesondere der schulischen Leistungsfähigkeit und der sozialen Beziehungen v...

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Main Author: Eimecke, Sylvia D.
Contributors: Rief, Winfried (Prof. Dr.) (Thesis advisor)
Format: Doctoral Thesis
Language:German
Published: Philipps-Universität Marburg 2010
Subjects:
Online Access:PDF Full Text
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Description
Summary:Introversive Störungen wie Angst und Depression gehören zu den häufigsten psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter. Sie beeinträchtigen die kindliche Entwicklung erheblich und sind mit nachhaltigen Einschränkungen insbesondere der schulischen Leistungsfähigkeit und der sozialen Beziehungen verbunden. Angststörungen ebenso wie Depressionen werden oft nicht als solche erkannt und bleiben bei mehr als 50% aller behandlungsbedürftigen Kinder in Deutschland unbehandelt. In dem vorliegenden, publikationsbasierten Cumulus werden drei Studienfelder aus dem Bereich introversiver Störungen vorgestellt: 1. Diagnostik, 2. epochale Trends sowie 3. indizierte Prävention und der Stellenwert von Elterntrainings. Ad 1.: Depressive Episoden und Dysthymie bilden die Hauptstörungen der depressiven Erkrankungen. Daneben sind depressive Symptome ein zentraler Bestandteil anderer Erkrankungen nach ICD-10, wie z.B. der Anpassungsstörung mit depressiver Reaktion oder der Störung des Sozialverhaltens mit depressiver Störung. Die Diagnostik depressiver Störungen stützt sich neben den Angaben des Kindes bzw. Jugendlichen selbst auf Elternangaben und Informationen Dritter. Als Screening-Instrument für emotionale und Verhaltensprobleme aus Elternsicht wird die gut validierte Child Behavior Checklist (CBCL) international eingesetzt. Zur Erfassung von depressiven Episoden und Dysthymie stehen sowohl die CBCL-Syndromskala „Angst / Depression“ als auch die am DSM orientierte CBCL-Skala „Affektive Probleme“ zur Verfügung. Im Rahmen der hier vorliegenden Untersuchung an einer Inanspruchnahme-Population von 1.445 ambulanten und 698 stationären Patienten im Alter von 11-18 Jahren wurde die Vorhersagekraft der beiden CBCL-Skalen für depressive Kernerkrankungen (Kerngruppe) und weitere Störungen mit depressiver Symptomatik (erweiterte Gruppe) analysiert. In der ambulanten Stichprobe konnten beide depressiven Störungsgruppen durch Anwendung der CBCL-Skalen mit moderater Vorhersagekraft erfasst werden. Unter stationärer Bedingung konnten jedoch nur Patienten mit depressiven Kernerkrankungen vorhergesagt werden. Ad 2.: Studien zu epochalen Trends psychischer Störungen stellen Prävalenzraten psychischer Symptome bzw. psychischer Erkrankungen über die Zeit dar. Empirisch ermittelte Veränderungsraten psychischer Störungen von Kindern erwiesen sich international innerhalb der letzten 10 bis 25 Jahre als uneinheitlich. Vor diesem Hintergrund sind länderspezifische sowie regionale Untersuchungen notwendig, um die Entwicklung der psychischen Gesundheit vor Ort zu erfassen und darauf aufbauend entsprechende Gesundheitsleistungen anbieten zu können. In der hier vorgestellten Studie werden die Ergebnisse aus 2 CBCL-basierten Querschnittserhebungen analysiert, die in den Jahren 1987 und 2008 bei 8-11jährigen Schulkindern in Marburg und Umgebung durchgeführt wurden. Es zeigten sich signifikant ansteigende Prävalenzraten für somatische Probleme. Weitere introversive Störungsbereiche wie Angst und Depression sowie Symptome externalisierender Problembereiche veränderten sich nicht signifikant. Zu beiden Zeitpunkten zeigten Kinder mit niedrigem sozio-ökonomischen Status die höchste Symptombelastung. Ad 3.: Angesichts der insgesamt hohen Prävalenzraten introversiver Symptome entwickelte die Autorin gemeinsam mit Kollegen ein Präventionsprojekt für 8-12jährige Kinder mit introversiven Beschwerden. Als Grundlage diente das kognitiv-verhaltenstherapeutische FREUNDE-Programm. Bisherige Evaluationsstudien konnten die Wirksamkeit des Programms nachweisen, wobei einzelne Kinder in unterschiedlichem Ausmaß profitierten. Ein möglicher Einflussfaktor für die variierende Wirksamkeit wird in elterlichen Verhaltensstilen wie Überängstlichkeit, stark kontrollierendem Verhalten oder dem elterlichen Kommunikationsstil gesehen. Elterntrainings sollen helfen, den elterlichen Umgang mit dem Kind zu modifizieren und dadurch den Erfolg und die Nachhaltigkeit von Präventionsmaßnahmen zu erhöhen. In der vorliegenden Untersuchung wurde die Wirksamkeit eines begleitenden Elterntrainings in der indizierten Prävention von Angst- und depressiven Störungen bei 8-12jährigen Kindern im Rahmen eines randomisert-kontrollierten Studiendesigns überprüft. Dabei zeigte das begleitende Elterntraining keinen signifikanten Effekt hinsichtlich der Reduktion introversiver Symptome. Auch schätzten sich die am Elterntraining teilnehmenden Eltern hinsichtlich des Umgangs mit den Problemen ihres Kindes nicht kompetenter ein als die Eltern, die kein Training erhielten.
DOI:10.17192/z2010.0138