Zum Zusammenhang von positiven und negativen religiösen Bewältigungsstrategien und der Progredienzangst von Tumorpatientinnen

Die Diagnose Krebs kann bei Menschen zu einer starken emotionalen Belastung führen. Die Auseinandersetzung mit religiösen oder philosophischen Inhalten kann Halt und Orientierung geben. Ein möglicher Weg zum Umgang mit der Belastung, ist die positive oder negative Auseinandersetzung mit Gott, das po...

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Main Author: Hess, Heike Kristina Simone
Contributors: Basler, Heinz-Dieter (Prof. Dr. Dr.) (Thesis advisor)
Format: Doctoral Thesis
Language:German
Published: Philipps-Universität Marburg 2009
Subjects:
Online Access:PDF Full Text
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Description
Summary:Die Diagnose Krebs kann bei Menschen zu einer starken emotionalen Belastung führen. Die Auseinandersetzung mit religiösen oder philosophischen Inhalten kann Halt und Orientierung geben. Ein möglicher Weg zum Umgang mit der Belastung, ist die positive oder negative Auseinandersetzung mit Gott, das positive oder negative religiöse Coping. Aufgrund durchgeführter Studien wurde angenommen, dass Religiosität eine potentielle Ressource zum Umgang mit schwerwiegenden Lebensereignissen darstellt. Eine besondere durch eine Krebserkrankung ausgelöste Belastung, ist die Angst des Patienten, insbesondere die Angst vor dem Fortschreiten der Erkrankung oder dem Auftreten eines Rezidives. Herschbach et al. (2001) bezeichnet diese Angst als Progredienzangst. Die vorliegende Querschnittsstudie untersucht den Zusammenhang zwischen positiven und negativen Strategien religiösen Copings und der Progredienzangst, sowie der allgemeinen Angst von Tumorpatienten. Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden die Daten von 97 Patientinnen, im Alter zwischen 30 und 81 Jahren, mit verschiedenen Krebserkrankungen (Brustkrebs, gynäkologische Unterbauchtumore, hämatologisch-onkologische Erkrankungen etc.) mittels eines Selbstbeurteilungsfragebogens erhoben. Als Instrumente wurden eine adaptierte deutsche Version des Brief RCOPE (Pargament et al., 2000), die Kurzform des Progredienzangstfragebogens (Herschbach; 2002) und die Angstskala der deutschen Version der Hospital Anxiety and Depression Scale (Herrmann & Buss, 1994) eingesetzt. Die statistische Auswertung erfolgte durch bivariate Korrelationsanalysen sowie zwei linearen Regressionsanalysen. Als Ergebnis zeigte sich, dass positives religiöses Coping keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zu der Progredienzangst und eine schwache, positive Korrelation zu der allgemeinen Angst von Tumorpatientinnen aufweist. Für negatives religiöses Coping ließ sich jeweils ein mittlerer Zusammenhang zu Progredienzangst und allgemeiner Angst nachweisen. Die durch die Regressionsanalyse ermittelte aufgeklärte Varianz von Progredienzangst durch positives und negatives religiöses Coping lag bei einem Bestimmtheitsmaß von R² = 15.2% und bei einer Varianzaufklärung R² = 24.7% für allgemeine Angst. Zusammengefasst bestätigen die Untersuchungen die Ergebnisse der bisher in Deutschland durchgeführten Studien zu dem Zusammenhang von religiösen Copingstrategien und der psychischen Befindlichkeit von Krebspatienten. Negatives religiöses Coping scheint ein Vulnerabilitätsfaktor bei der Progredienzangst und der allgemeinen Angst von Krebspatientinnen zu sein. Rückschlüsse von positivem religiösem Coping als positive Ressource für Tumorpatienten, wie in angloamerikanischen Studien bereits nachgewiesen, sind aufgrund der Ergebnisse dieser Studie nicht möglich. Unterschiede zu angloamerikanischen Studien könnten durch die verschiedenen religiös-kulturellen Hintergründe der einzelnen Länder erklärt werden. Aufgrund der Ergebnisse der vorliegenden Studie erscheint es sinnvoll, dass negative religiöse Copingstrategien in der klinischen Praxis bei Tumorpatienten als Warnzeichen bei der psychischen Bewältigung der Erkrankung berücksichtigt werden, damit die mit negativen religiösen Copingstrategien zusammenhängende Angst besser erkannt und umfassender betreut werden kann.
Physical Description:155 Pages
DOI:10.17192/z2009.0732