Retrospektive Analyse der Ergebnisse präoperativer Lokalisationsdiagnostik von Nebenschilddrüsenadenomen mittels planarer 99mTechnetium-Sestamibi-Szintigraphie, SPECT und Sonographie beim primären Hyperparathyreoidismus in Abhängigkeit von Schilddrüsengröße und Schilddrüsenknoten
Der primäre Hyperparathyreoidismus (pHPT) ist eine Erkrankung, die unbehandelt schwerwiegende Komplikationen hervorrufen kann. Die bislang einzige etablierte kurative Therapie ist die operative Entfernung der erkrankten Nebenschilddrüsen. Hierfür gibt es verschiedene Operationstechniken: die bilater...
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Format: | Doctoral Thesis |
Language: | German |
Published: |
Philipps-Universität Marburg
2009
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Online Access: | PDF Full Text |
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Summary: | Der primäre Hyperparathyreoidismus (pHPT) ist eine Erkrankung, die unbehandelt schwerwiegende Komplikationen hervorrufen kann. Die bislang einzige etablierte kurative Therapie ist die operative Entfernung der erkrankten Nebenschilddrüsen. Hierfür gibt es verschiedene Operationstechniken: die bilaterale Halsexploration sowie minimal invasive Techniken. Die präoperative Lokalisationsdiagnostik hat unbestritten bei einem minimal invasiven Vorgehen und bei Reoperationen ihren Stellenwert. Über den generellen Einsatz einer präoperativen Lokalisations-
diagnostik wird in der Literatur kontrovers diskutiert. Es stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung, wobei insbesondere die Nebenschilddrüsenszintigraphie und die Sonographie eine wichtige Rolle spielen.
Es besteht in der Literatur die vorherrschende Meinung, dass Knotenstrumen die Sensitivitäten sowohl der Szintigraphie als auch der Sonographie als präoperative Lokalisationsverfahren senken.
Die vorliegende Studie befasst sich mit den Sensitivitäten der 99mTechnetium(Tc)
–Sestamibi-Szintigraphie und des zervikalen Ultraschalls zur präoperativen Lokalisation von Nebenschilddrüsenadenomen bei Patienten mit einem primären Hyperparathyreoidismus, insbesondere bei Vorliegen von Strumen und Schilddrüsenknoten.
In die vorliegende retrospektive Studie wurden 55 Patienten mit einem pHPT aufgenommen, die im Jahr 2001 in der nuklearmedizinischen Abteilung des Universitätsklinikums Marburg eine 99mTc-Sestamibi-Zwei-Phasen-Szintigraphie in planarer Aufnahmetechnik erhielten. 5, 15 und 120 Minuten nach Injektion von 500 bis 700 Mega-Becquerel 99mTc-Sestamibi wurden planare Aufnahmen von Hals und Thorax angefertigt. Bei 35 Patienten wurde zusätzlich 240 Minuten nach Injektion eine „Single Photon Emission Computed Tomography“ (SPECT) zur dreidimensionalen Darstellung durchgeführt. Alle Patienten erhielten immer im Anschluss an die Szintigraphie durch denselben Nuklearmediziner, der auch die Szintigraphie befundet hatte, einen zervikalen Ultraschall. Hierdurch wurden zusätzlich die Schiddrüsengröße und –struktur beurteilt. Alle Patienten wurden im Anschluss an die präoperative Lokalisationsdiagnostik einer Operation zugeführt, durch die ein oder mehrere Nebenschilddrüsenadenome entfernt und histologisch bestätigt wurden. Die Operation bzw. die histopathologische Bestätigung eines Nebenschilddrüsenadenoms galt als Goldstandard.
Die Sensitivität der planaren Szintigraphie lag bei 46,7 %. Die SPECT konnte keine zusätzlichen Adenome detektieren.
Die Sensitivität der Sonographie war 42,6 %. Es ist klar, dass die Ergebnisse der Sonographie von den bereits bekannten Befunden der Szintigraphie beeinflusst wurden.
In unserem Patientenkollektiv wurde, entgegen der gängigen Meinung in der Literatur, die Sensitivität der Szintigraphie durch das Vorliegen einer Struma nicht gesenkt. Es zeigte sich bei Schilddrüsenvolumina über der Norm sogar tendenziell eine bessere Sensitivität von 48,1 %. Auch waren bei Vorliegen von Schilddrüsenknoten nicht häufiger falsch positive Ergebnisse als bei knotenfreien Schilddrüsen zu verzeichnen. Jedoch war die Anzahl der falsch negativen Befunde bei Schilddrüsenknoten erhöht und somit fand sich auch eine etwas niedrigere Sensitivität der Szintigraphie von 43,3 %, wenn Schilddrüsenknoten vorlagen. Möglicherweise wurden Nebenschilddrüsenadenome als Schilddrüsenknoten missdeutet, wobei dies in der Sonographie hätte auffallen sollen.
Die von uns festgestellten Sensitivitäten sowohl der Szintigraphie als auch der Sonographie (46,7 % bzw. 42,6 %) lagen im Vergleich mit denen der Literatur im unteren Bereich. Als mögliche Ursache hierfür ist unter anderem der „Publication Bias“ zu nennen. Des Weiteren hatten viele Studien sehr niedrige Patientenzahlen und für die Bewertung wurde zum Teil lediglich die Vorhersage der richtigen Seite und nicht die Vorhersage der exakten Lokalisation herangezogen, was die Sensitivität eines Verfahrens um circa 10 bis 20% erhöhen kann. In unserer Studie verbesserte sich durch diesen Auswertungsansatz die Sensitivität der Szintigraphie um rund 15%, die der Sonographie um rund 13%. Auch wurden in einigen Studien nicht die Originalbefunde zugrunde gelegt, sondern die Szintigraphiebilder wurden von erfahrenen Diagnostikern neu bewertet.
Die wohl wichtigste methodische Limitation der vorliegenden Studie und eine weitere mögliche Erklärung für die relativ schlechten Sensitivitäten ist die Tatsache, dass eine unbekannte Anzahl an Patienten, die z.B. präoperativ eine eindeutige Sonographie hatten, ohne Szintigraphie direkt einer Operation zugeführt wurden und es sich somit in unserer Studie um ein vorselektioniertes Krankengut handelt.
Zur Verifizierung dieser Tatsache wäre eine prospektive Studie wünschenswert. |
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Physical Description: | 101 Pages |
DOI: | 10.17192/z2009.0408 |