Ergebnisse der Rückverlagerungen protektiver Loop-Ileostomata-Eine retrospektive Datenanalyse über 8 Jahre

Zusammenfassung Hintergrund und Fragestellung: Protektive Loop-Ileostomata werden häufig nach sphinkter-erhaltenden operativen Eingriffen an Colon und Rektum angelegt, um die Anastomose temporär zu schützen. Ein Stoma kann die Ausbildung einer Anastomoseninsuffizienz nicht verhindern, es kann abe...

Ausführliche Beschreibung

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Becker, Esther Judith
Beteiligte: Gerdes, Berthold (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2009
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Zusammenfassung Hintergrund und Fragestellung: Protektive Loop-Ileostomata werden häufig nach sphinkter-erhaltenden operativen Eingriffen an Colon und Rektum angelegt, um die Anastomose temporär zu schützen. Ein Stoma kann die Ausbildung einer Anastomoseninsuffizienz nicht verhindern, es kann aber deren Konsequenzen mindern, falls eine auftreten sollte. Jedoch ist auch die Anlage, die Präsenz und die Rückverlagerung eines Ileostomas mit einer bedenklichen Komplikationsrate behaftet. Das Ziel dieser Datenanalyse war es, die Morbiditätt und Mortalität zu erfassen, die mit der Rückverlagerung doppelläufiger Ileostomata zusammenhängen und zu evaluieren, ob ein relevanter Zusammenhang zwischen der postop. Morbidität und dem Intervall zwischen Ileostomaanlage und Rückverlagerung in der elektiven Rektumchirurgie besteht. Patienten und Methoden: Es wurden die Daten von allen Patienten, die sich zwischen dem 01.01.1999 und dem 31.12.2006 an der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefässchirurgie der Philipps-Universität Marburg der Rückverlagerung eines protektiven Loop-Ileostomas unterzogen hatten, gesammelt und retrospektiv ausgewertet. Während des genannten Zeitraums wurden insgesamt 129 Ileostomarückverlagerungen an 128 Patienten durchgeführt. Hiervon wurde bei 81 Patienten ein Loop-Ileostoma nach einer tiefen anterioren Rektumresektion wegen eines Rektumkarzinoms oder -adenoms der unteren zwei Rektumdrittel rückverlagert. Ergebnisse: Es kam nach 59 von 129 (45,74 %) Operationen zu Komplikationen, jedoch waren diese nur bei 52 (40,31 %) ursächlich auf den Eingriff der Rückverlagerung zurückzuführen und hingen bei den anderen mit der Grunderkrankung oder der Primäroperation zusammen, deren Komplikationen erst nach der Rückverlagerung apparent wurden. 49 Patienten (38,28 %) litten unter Minor-Komplikationen, 6 (4,69 %) unter Major- Komplikationen und 11 (8,59 %) unter allgemeinen Komplikationen. 9 Patienten (7,03 %) wurden aufgrund akuter klinischer Verläufe relaparotomiert. Bei 7 Patienten (5,47 %) kam es nach einer Ileostomarückverlagerung zur erneuten Anlage eines Stomas. Die 30-Tage- Mortalität betrug mit dem Tod eines Patienten 0,78 %. Bei den 81 Patienten, bei denen das protektive Stoma nach einer tiefen anterioren Rektumresektion wegen eines Karzinoms oder Adenoms vorgenommen wurde, traten insgesamt in 43,21 % Komplikationen nach Ileostomarückverlagerung auf. Von diesen 35 Patienten mit Komplikationen hatten 33 (40,74 %) eine Minor-Komplikation und 4 (4,94 %) eine Major-Komplikation. Es liess sich kein Zusammenhang mit dem Intervall zwischen Erstoperation und Ileostomarückverlagerung nachweisen. Der ASA-Wert und eine Laparotomie als operativer Zugang stellten einen siginifikanten, längere Operationsdauer einen hochsignifikanten Risikofaktor für postoperative Komplikationen dar. Zwischen Komplikationen und höherem Alter sowie BMI bestand statistisch gesehen ein deutlicher Trend. Komplikationen nach den Primäroperationen und adjuvante Chemotherapie führten zu hochsignifikanten Verzögerungen der Rückverlagerungen. Der volle Kostaufbau war durchschnittlich nach 4,47 Tagen erreicht. Bei Patienten mit Komplikationen kam es dabei zu einer signifikanten Verzögerung und zu einem signifikant längeren postoperativen Klinikaufenthalt. Diskussion und Schlussfolgerung: Die Rückverlagerung eines protektiven Loop-Ileostomas hat ein nicht unerhebliches Risiko. Dieses sollte ihren Nutzen nicht übersteigen, so dass abhängig von der zuprotektierenden Situation die Indikation zur protektiven Ileostomaanlage kritisch gestellt werden sollte. Auf der Grundlage unserer Daten bleibt festzuhalten, dass es unötig ist, nach Anlage eines protektiven Loop-Ileostomas entsprechend häufig gängiger Praxis prinzipiell drei Monate bis Rückverlagerung desselben abzuwarten. Vielmehr scheint es gerechtfertigt, den Zeitpunkt der Rückverlagerung nach individuellen patientenbezogenen Gesichtspunkten festzulegen.
Umfang:178 Seiten
DOI:10.17192/z2009.0373