Schwangerschaftsassoziierte Osteoporose

Jede Frau unterliegt mit einer Wahrscheinlichkeit von 30% im Laufe ihres Lebens der Gefahr, an einer Osteoporose zu erkranken. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um die postmenopausale Osteoporose. Dass diese systemische Skeletterkrankung auch in Zusammenhang mit der Schwangerschaft und Sti...

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Main Author: Richter,Katrin Marie
Contributors: Hadji, Peyman (Prof. Dr.) (Thesis advisor)
Format: Doctoral Thesis
Language:German
Published: Philipps-Universität Marburg 2008
Subjects:
Online Access:PDF Full Text
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Description
Summary:Jede Frau unterliegt mit einer Wahrscheinlichkeit von 30% im Laufe ihres Lebens der Gefahr, an einer Osteoporose zu erkranken. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um die postmenopausale Osteoporose. Dass diese systemische Skeletterkrankung auch in Zusammenhang mit der Schwangerschaft und Stillzeit auftreten kann, ist ein Phänomen, das seit etwa 50 Jahren bekannt ist. In dieser Zeit wurden insgesamt ca. 80-100 Fälle einer so genannten schwangerschaftsassoziierten Osteoporose öffentlich bekannt. Eine genaue Prävalenz konnte bisher nicht erfasst werden. Im Rahmen dieser Erkrankung kommt es häufig gegen Ende der Schwangerschaft oder kurz nach der Entbindung zu Schmerzen, die in den meisten Fällen im Rücken lokalisiert sind und zu einer Bewegungseinschränkung führen können. Betroffen sind vor allem Erstgebärende zwischen 25 und 30 Jahren. Die Schwangere und junge Mutter kann durch diese Erkrankung in ihrer psychischen und physischen Verfassung stark beeinträchtigt werden, so dass Probleme in der Mutter-Kind-Beziehung, der Familienplanung und in der Arbeitswelt entstehen können. In den meisten Fällen konnte keine Ursache für die Entstehung einer schwangerschaftsassoziierten Osteoporose festgestellt werden. Unklar ist, ob eine Osteoporose in der Schwangerschaft durch die Schwangerschaft selbst verursacht wird, oder ob bereits eine verminderte Knochendichte vor der Schwangerschaft besteht, die die Entwicklung einer manifesten Osteoporose begünstigen kann. Wahrscheinlich handelt es sich um eine multifaktorielle Erkrankung, bei der aufgrund von mehreren Merkmalen und Risikofaktoren einer Frau eine Osteoporose während der Schwangerschaft entsteht. Um ein Überblick über die Krankheitshäufigkeit in der Bundesrepublik Deutschland zu erhalten und um mögliche Risikofaktoren für die Erkrankung herauszuarbeiten, wurde im Oktober 2004 das Deutsche Referenzzentrum für schwangerschaftsassoziierte Osteoporose gegründet. Während der ausführlichen telefonischen Gespräche mit den Betroffenen wurde nach deren Einwilligung ein Fragenkatalog bearbeitet, der vorab zusammengestellt worden war. Die Ergebnisse aus den Befragungen werden in dieser Arbeit vorgestellt. Es konnten insgesamt 102 Patientinnen befragt werden. Dies stellt das weltweit größte bisher erfasste Kollektiv von Frauen mit einer schwangerschaftsassoziierten Osteoporose dar. Zusätzlich wurden zu 71 dieser Patientinnen 71 gut vergleichbare Kontrollpersonen erfasst und ebenfalls befragt. Dadurch konnten statistisch fundierte Aussagen getroffen werden, inwiefern sich die Gruppe der Patientinnen von der Gruppe gesunder Frauen unterscheidet. In der Gruppe der Patientinnen waren mehr schlanke Frauen als in der Kontrollgruppe. Das Gewicht, bzw. das subjektive Empfinden des Körpergewichts scheint bei den betroffenen Frauen eine bedeutende Rolle zu spielen: die Patientinnen fühlten sich häufiger zu dünn als die Kontrollpersonen, jedoch nahmen sie im Laufe ihrer Schwangerschaft durchschnittlich 12% weniger zu als diese. All das könnte auf ein gestörtes Bewusstsein des eigenen Körpers hindeuten und einen falschen Umgang mit Ernährung erklären. Interessant ist des weiteren zu beachten, dass mehr Patientinnen als Kontrollpersonen an einer Milchunverträglichkeit leiden und dass sie häufiger von Zahnproblemen in der Kindheit sowie mit einer Verschlimmerung derselben durch die Schwangerschaft betroffen waren. Außerdem zeigten sie eine geringere sportliche Aktivität in der Kindheit und Adoleszenz sowie vergleichsweise längere Phasen ohne Regelblutung in der gynäkologischen Anamnese. Die schwangerschaftsassoziierte Osteoporose ist eine sehr komplexe, in ihrer Pathophysiologie nicht gänzlich erklärte Erkrankung. Bisher gibt es keine Strategien für den Umgang mit dieser Krankheit hinsichtlich Diagnostik, Therapie und Prävention. Die vorliegende Arbeit liefert Hinweise, dass die Erkrankung häufiger vorkommt als bisher angenommen und stützt die Vermutung, dass eine hohe Zahl klinisch inapparenter Fälle besteht. Die hier erkannten Merkmale der betroffenen Frauen können als Risikofaktoren für die Entstehung einer Osteoporose im Zusammenhang mit der Schwangerschaft und Stillzeit gelten. Damit kann ein wichtiger Beitrag zur frühzeitigen Erkennung gefährdeter Frauen und ihrer Einteilung in Risikogruppen geleistet werden.
Physical Description:134 Pages
DOI:10.17192/z2009.0020