Epidemiologische und spezifische Merkmale einer HNO-Praxis in Nairobi
In einem Entwicklungsland wie Kenia steht Medizin vor besonderen Problemen und Herausforderungen. Die Patientenversorgung findet zunehmend in privaten medizinischen Gesundheitseinrichtungen statt. Basisdaten zur Patientenversorgung in privaten HNO-Praxen sind bisher kaum erhoben worden, wären aber f...
Saved in:
Main Author: | |
---|---|
Contributors: | |
Format: | Doctoral Thesis |
Language: | German |
Published: |
Philipps-Universität Marburg
2008
|
Subjects: | |
Online Access: | PDF Full Text |
Tags: |
Add Tag
No Tags, Be the first to tag this record!
|
Summary: | In einem Entwicklungsland wie Kenia steht Medizin vor besonderen Problemen und Herausforderungen. Die Patientenversorgung findet zunehmend in privaten medizinischen Gesundheitseinrichtungen statt. Basisdaten zur Patientenversorgung in privaten HNO-Praxen sind bisher kaum erhoben worden, wären aber für Maßnahmen zur Optimierung der Gesundheitsversorgung dienlich. Die Studie untersuchte epidemiologische und spezifische Merkmale einer HNO-Praxis in Nairobi. Vor Ort wurden von Juli bis September 2001 medizinisch relevante Daten aus 161 laufenden Patientenkarteien anhand eines Fragebogens erfasst sowie Hintergrundinformationen zur allgemeinen Praxissituation gesammelt. Es wurden 212 Behandlungsfälle und 281 Diagnosen registriert.Der Altersdurchschnitt der Patienten war 31 Jahre. Das Geschlechtsverhältnis Frauen:Männer war 1,12:1. Die Beschwerdedauer bis zur Erstvorstellung betrug im Median 18 Wochen. Die Verteilung der Diagnosen war 37% Nase/NNH/Gesicht, 29,9% Ohr, 22,1% Mundhöhle/Pharynx und 12,5% Larynx/Trachea/Speicheldrüsen/Hals. Die häufigsten Erkrankungen waren unspezifische obere Atemwegsinfektionen (23x), impaktiertes Zerumen (22x), Tonsillitis (22x), allergische Rhinosinusitis (17x), Otitis media (12x), unspezifische Mund-/Racheninfektionen (12x), Otitis externa (10x), Schwerhörigkeit (10x), Rhinitis hypertrophicans (9x), Dys-/Odynophagie (9x), adenoide Vegetationen (9x). Es wurden sechmal HIV-assoziierte Erkrankungen diagnostiziert. Knapp ein Fünftel der Fälle (40 von 212) bekam eine Überweisung zu anderen Fachärzten, zu weiterführenden diagnostischen Untersuchungen oder ins Krankenhaus zu Diagnostik oder zu operativen Behandlungen, meist Adeno- und Tonsillektomie (14x), Tympanoplastik (7x), Septum-/Turbinoplastik (4x), Meatoplastik (3x), endonasale NNH-Chirurgie (3x) u.a.. Von 526 Medikamentenverordnungen waren die meisten Chemotherapeutika (169), dann Antihistaminika (74), systemische Steroide (69), topische Steroide (50), Analgetika (43), Mukolytika (42) und Bronchodilatatoren (39). Als nicht-medikamentöse Behandlung wurde oft eine Zerumenentfernung (22x) durchgeführt. Die Behandlungsgebühren waren in Nairobi im Vergleich zu Deutschland absolut und relativ gesehen deutlich höher. Mittelohrerkrankungen traten in der HNO-Praxis im Vergleich zu anderen Studien seltener auf, impaktiertes Zerumen und allergisch bedingte Rhinosinusitis wurden häufiger diagnostiziert. Im Rahmen der Diskussion fanden die häufigen Erkrankungen allergische Rhinosinusitis, obere Atemwegsinfekte, Zerumen, Otitis media, Schwerhörigkeit und Tonsillitis besondere Berücksichtigung. Weitere Themen waren HIV-Infektionen, Uvulektomie, Beschwerdedauer, Antibiotikaresistenz, Praxisressourcen sowie Privatpraxis als Geschäft.
Es besteht Bedarf an Patientenaufklärung über angemessenen Umgang mit Antibiotika, Risiken einer verzögerten Behandlung, Allergien sowie Risikofaktoren für das Auftreten von Atemwegsinfektionen und von Hörverlust. Investitionen in diagnostische Geräte und verbessertes Zeitmanagement in der Praxis sind erstrebenswert. Das Ziel eines besseren Gesundheitsstatus der Bevölkerungsmehrheit bedarf umfassender Maßnahmen der Gesundheitsentwicklung, Armutsbekämpfung und politische Stabilität. Entwicklungsarbeit sollte sich auf präventive Massnahmen, Ausbildung, Aufklärung der Patienten und angepasste Technologien konzentrieren. |
---|---|
Physical Description: | 196 Pages |
DOI: | 10.17192/z2008.0607 |