Die Tinnitusbehandlung mit Biofeedback und kognitiver Verhaltenstherapie-Psychophysiologische Grundlagen und Intervention

Zusammenfassung Ziel der vorliegenden publikationsbasierten Dissertation war die Prüfung psychophysiologischer Annahmen, sowie die Evaluation einer psychophysiologischen Behandlung bei Patien-ten mit chronischem dekompensierten Tinnitus. Bestehende Modelle zur Entstehung und Aufrechterhaltung chr...

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Heinecke, Kristin
Beteiligte: Rief, Winfried (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2008
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Zusammenfassung Ziel der vorliegenden publikationsbasierten Dissertation war die Prüfung psychophysiologischer Annahmen, sowie die Evaluation einer psychophysiologischen Behandlung bei Patien-ten mit chronischem dekompensierten Tinnitus. Bestehende Modelle zur Entstehung und Aufrechterhaltung chronischer Tinnitussymptome (Hallam, 1984; Jastreboff & Hazell, 1993) betonen die Bedeutung von negativen Bewertungen, negativen emotionalen Reaktionen, einer dysfunktionalen Aufmerksamkeitsfokussierung und einem hohen kortikalen Arousal. Diese Prozesse erschweren eine Habituation an die Ohrgeräu-sche und führen zu einer hohen psychischen Belastung durch den Tinnitus. Es lassen sich aus den Modellannahmen Hypothesen zu psychophysiologischen Grundlagen und spezifischen Behandlungsansätzen ableiten. In einem randomisierten kontrollierten Design mit Wartekontrollgruppe konnten an insgesamt 130 Tinnituspatienten mit chronischen dekompensierten Symptomen und an 55 gesunden Kontrollprobanden verschiedene Hypothesen getestet werden. Zunächst wurde geprüft, inwiefern sich die subjektive und die psychophysiologische Stressreaktivität der Tinnituspatienten von Gesunden unterscheiden. Es konnte eine stärkere subjektive Belastung der Tinnituspatienten bestätigt werden, allerdings zeigte sich in den untersuchten psychophysiologischen Parametern keine Auffälligkeiten im Sinne eines Hyper-arousals. Die subjektive Beanspruchung hing nicht mit physiologischen Anspannungsreaktio-nen zusammen. Im Rahmen eines Therapieprojektes an der Philipps-Universität Marburg wurde ein Behand-lungsmanual entwickelt, das den Einsatz von Biofeedback mit kognitiv-verhaltenstherapeutischen Interventionen kombinierte. Bei der Prüfung der physiologischen Effekte zeigte sich ein deutlicher Lernerfolg: Die Patienten, nicht aber die Probanden auf der Warteliste, lernten im Laufe der Therapie, ihr peripher-physiologisches Arousal in Form von Muskelanspannungen deutlich zu reduzieren. Auch in Bezug auf die psychologische Effektivität konnten mittlere bis hohe, zeitstabile Verbesserungen bezüglich der tinnitusbezogenen Belas-tung, der Psychopathologie und des Copingverhaltens nachgewiesen werden. Die physiologischen und psychologischen Verbesserungen hingen nicht miteinander zusammen. Eine Untersuchung zur differentiellen Wirksamkeit der Therapie zeigte, dass Patienten mit unterschiedlichen Personen- und Tinnituscharakteristika in ähnlichem Ausmaß sehr gut von der Behandlung profitierten. Eine positive Therapieerwartung hing mit einem größeren Therapieerfolg zusammen, eine schwere depressive Störung mit einem eher ungünstigen Ergebnis. Ingesamt zeigte sich trotz des nicht nachweisbaren peripher-physiologischen Hyperarousals, ein Behandlungserfolg auf physiologischer und psychologischer Ebene durch das eingesetzte Therapieverfahren. Offenbar wurden durch die Kombination aus Biofeeback und kognitiver Verhaltenstherapie unterschiedliche unabhängige Responsesysteme aktiviert. Die Wirkvariablen des Biofeedback, sowie das Design und die Methodik der Studien werden diskutiert.
Umfang:119 Seiten
DOI:10.17192/z2008.0155