Untersuchung zur Abhängigkeit der Geburtenhäufigkeit von den Mondphasen Ergebnisse aus der Hessischen Perinatalerhebung

Einleitung Es ist eine weit verbreitete Annahme (Aberglaube, Erfahrung?) unter Hebammen und Geburtshelfern, dass es an Vollmonden zu einer Häufung von Geburten kommen soll. Diese Annahme ist auch international in unterschiedlicher Form weit verbreitet. Zunächst wird auf die Entstehung von geburtsbe...

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Henning, Hans Ulrich
Beteiligte: Ziegler, A. (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2007
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Einleitung Es ist eine weit verbreitete Annahme (Aberglaube, Erfahrung?) unter Hebammen und Geburtshelfern, dass es an Vollmonden zu einer Häufung von Geburten kommen soll. Diese Annahme ist auch international in unterschiedlicher Form weit verbreitet. Zunächst wird auf die Entstehung von geburtsbezogenem Aberglauben eingegangen. Dies wird gesehen in der bis vor ca. einem Jahrhundert bestehenden völligen medizinischen Hilflosigkeit gegenüber Geburtskomplikationen. Dies führte zu einer im Vergleich zu heute erschreckenden Rate an perinataler Morbidität und Mortalität sowohl der Mutter als auch des Neugeborenen. Um zumindest die Illusion zu haben, das Unabwendbare abwenden zu können, entwickelte sich geburtsbezogener Aberglaube. Die wissenschaftliche Widerlegung von Aberglauben ist nahezu unmöglich. Daher wurde der Aspekt der mondphasenabhängigen Geburtenrate herausgegriffen, da sich diese Fragestellung anhand der hessischen Perinataldaten beantworten lässt. Material und Methode Anhand der Daten der Hessischen Perinatalerhebung von 1990 bis 1998 (526.225 Geburten) wurden folgende Fragensgellungen überprüft: Ist die Verteilung der Geburten mondphasenabhängig? Gibt es an Tagen mit speziellen Zahlenwerten eine Abweichung der Geburtenrate? Dazu wurde mittels VBA-Makro eine „Mondphasenvariable“ generiert, die jeder Geburt einen Zahlenwert zwischen 0 und <1 zuweist, der die exakte Position innerhalb des Mondphasenzyklus beschreibt. Diese Variable wurde klassiert und mit dem Chi-Quadrat-Test auf Signifikanz geprüft. Weiterhin wurden mehrere Zeitintervalle um Vollmond, Neumond, erstes und letztes Viertel herum definiert. Für diese Zeiträume wurden die präzisen Mondphasentermine benutzt. Da die Verteilung der Mondphasentermine innerhalb des Tagesverlaufes sehr heterogen ist und auch die Verteilung der Geburten über den Tagesverlauf charakteristische Gipfel und Täler aufweist, waren umfangreiche Anpassungen erforderlich. Innerhalb dieser Zeitintervalle wurde die Geburtenhäufigkeit mittels des Chi-Quadrat-Testes geprüft. Für die Tage mit speziellen Zahlenwerten wurden die Häufigkeiten ebenfalls mit dem Chi-Quadrat-Test überprüft. Auch hier waren umfangreiche Anpassungen erforderlich, da es einen deutlichen wochentagsabhängigen Einfluss auf die Geburtenhäufigkeit gibt. Ähnliches gilt für Feiertage, an denen die Geburtenrate deutlich niedriger liegt und die z. B. an den Monatsersten gehäuft vorkommen. Es wurde eine Filtervariable für natürliche Geburten entwickelt, so dass alle Berechnungen sowohl für alle unselektierten Geburten als auch für selektierte natürliche Geburten durchgeführt wurden. Ergebnisse Sowohl für die klassierte Mondphasenvariable als auch für alle getesteten Zeitintervalle um die Mondphasenmaxima konnten weder für die unselektierten noch für die natürlichen Geburten signifikante Häufigkeitsabweichungen nachgewiesen werden. Für keine der getesteten Tageszahlen konnte eine signifikante Häufigkeitsabweichung nachgewiesen werden. Dies galt für unselektierte und für natürliche Geburten. Diskussion Für den weit verbreiteten Aberglauben, dass an Vollmond die Geburtenrate steigt, ergibt sich kein wissenschaftlicher Anhalt. Da aber lunare Einflüsse auf biologische Vorgänge nachweisbar sind und sich in historischer Zeit saisonale und tageszeitliche Rhythmen der Geburtenrate änderten, wird die Annahme vertreten, dass eventuell vorhandene marginale lunare Einflüsse unter den heutigen modernen Lebensverhältnissen nicht mehr nachweisbar sind.
Umfang:143 Seiten
DOI:10.17192/z2007.0375