Die Auswirkungen der Anorexia nervosa auf die Messergebnisse der Quantitativen Ultrasonometrie (QUS) am Os calcaneus
Dietrich, Stefanie Anne
Einleitung: Von der Knochenstoffwechselkrankheit Osteoporose, die durch nie-drige Knochenmasse und Störung der Mikroarchitektur des Knochengewebes mit erhöhter Knochenbrüchigkeit charakterisiert ist, sind in Deutschland mehr als 6 Millionen Menschen betroffen. Besonders häufig leiden postmenopausale Frauen an Osteoporose. Sie kann jedoch auch bei Männern, Kindern und Jugendlichen auftreten, hier allerdings meist als so genannte sekundäre Osteoporose im Rahmen anderer Grundkrankheiten, wie beispielsweise der Anorexia nervosa (AN), einer Störung des Essverhaltens, die durch einen absichtlich herbeigeführten Gewichtsverlust und Untergewicht mit entsprechenden Folgen gekennzeichnet ist, und von der eine zunehmende Zahl jugendlicher Mädchen betroffen ist. Eine der wahrscheinlich nicht komplett reversiblen Folgen der Magersucht ist die Osteoporose, die bei mehr als 50% der Anorektikerinnen auftritt. Auf Grund der Nahrungsverweigerung kommt es über die verminderte Kalziumzufuhr sowie Vitamin-D-Mangel und das reduzierte Körpergewicht mit geringem Körperfettanteil zu einer Verminderung der peak bone mass. Erhöhte Kortisolspiegel, Verminderung des IGF-1 und exzessive körperliche Betätigung tragen ebenso wie die gestörte Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse mit Amenorrhoe und Hypoöstrogenämie zur Entstehung der Osteoporose bei.
Material und Methoden: In unsere Untersuchung zur Auswirkung einer AN auf die Messergebnisse der Quantitativen Ultrasonometrie (QUS) wurden in einer Querschnittstudie 46 Anorexiepatientinnen im Alter zwischen 11 und 25 Jahren und 124 gesunde Kontrollpersonen gleichen Alters eingeschlossen. Bei allen Personen wurden mittels standardisiertem Fragebogen erhobene anamnestische Daten sowie am Calcaneus mit Hilfe des Achilles Plus Ultrasonometers (GE/ Lunar) gemessene Schallleitungsgeschwindigkeit (SOS), Breitbandultraschallabschwächung (BUA) und Steifigkeitsindex (SI) erfasst. Mädchen mit Knochenstoffwechsel-relevanten Erkrankungen wurden ausgeschlossen.
Die erhobenen Daten wurden durch Matched-Pair-Analyse nach Alter, Größe und Menarchealter verglichen. Um die kombinierten Auswirkungen der verschiedenen Variablen und Einflussgrößen auf die Messwerte der QUS zu untersuchen, wurde eine lineare multiple Regressionsanalyse durchgeführt.
Ergebnisse: Nach paarweisem Matching hatten die Anorexiepatientinnen signifikant niedrigere BUA-Werte als die Kontrollen. Für die übrigen QUS-Werte lagen keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen vor. Wir fanden einen signifikanten negativen Zusammenhang zwischen QUS-Parametern und Anorexiedauer sowie zwischen Menarchealter und SOS. Für die Amenorrhoedauer fand sich ein Trend zu niedrigeren QUS-Werten, welcher nicht signifikant war. Signifikante positive Zusammenhänge mit QUS-Parametern fanden wir für Größe und Sporthäufigkeit (allerdings nicht für die Subgruppe der Patientinnen). Unter der Einnahme von Kontrazeptiva lagen für die Gesamtheit der Studienteilnehmerinnen höhere QUS-Werte vor, bei den Anorektikerinnen dagegen zeigte sich hierunter ein starker Trend zu schlechteren QUS-Parametern. Für den tiefsten Body Mass Index (BMI) sowie die Intensität des Rauchens konnten keine signifikanten Zusammenhänge mit den QUS-Parametern gefunden werden.
Diskussion: Vorliegende Arbeit ist die erste Matched-Pair-Analyse mit mehreren Matchingparametern, die den Verlust der Knochenmasse bei AN mit der QUS untersucht. Ebenso wie in anderen Untersuchungen ist bei Anorexiepatientinnen im Vergleich zu den Kontrollen als einziger QUS-Parameter die BUA signifikant erniedrigt, liegt aber sehr nah an den Werten der gesunden Kontrollpersonen, so dass für die Praxis keine ausreichende Diskriminierung vorliegt. Dennoch wird deutlich, dass auch mittels QUS eine Verschlechterung der Knochenbeschaffenheit im Verlauf der Erkrankung nachgewiesen werden kann.
Philipps-Universität Marburg
Medical sciences Medicine
urn:nbn:de:hebis:04-z2007-03566
opus:1682
https://doi.org/10.17192/z2007.0356
urn:nbn:de:hebis:04-z2007-03566
Frauenheilkunde und Geburtshilfe
monograph
Osteodensitometrie
2011-08-10
Osteodensitometry
Quantitative ultrasound
2007-05-24
doctoralThesis
Ultraschall
Os calcis
2007-07-12
Introduction: In Germany more than 6 million persons are affected by osteoporosis which is characterized by low bone density and microarchitectural deterioration of bone tissue leading to increased bone fragility. Mostly, postmenopausal women suffer from osteoporosis but it can also occur in men, children and adolescents - as a sequela of underlying diseases like anorexia nervosa (AN). AN is an eating disorder characterized by self-induced weight loss and underweight concerning an increasing number of female adolescents. One of the consequences is osteoporosis occuring in more than 50 per cent of anorectics. Voluntary starvation leads to decreased peak bone mass via low calcium intake, vitamin D deficiency and low body weight. Elevated cortison levels, decreased IGF-1 and excessive physical exercise contribute to osteoporosis as well as disturbed hypothalamic-hypophysary-ovarian axis.
Material and methods: Our cross-section study on the effects of AN on quantitative ultrasound (QUS) included 46 female anorectic patients aged between 11 and 25 years and 124 healthy controls of the same age. In all participants we collected anamnestic data by means of a standardized questionnaire, as well as the QUS parameters speed of sound (SOS), broadband ultrasound attenuation (BUA) and stiffness index (SI) using the Achilles Plus ultrasonometer (GE/ Lunar) on the os calcis. Girls with other bone affecting diseases were excluded. We used matched-pair analysis to compare the ascertained data. Linear multiple regression analysis was performed to investigate combined influences of the different variables on QUS parameters.
Results: After matched-pair analysis anorectics had significant lower BUA parameters than controls. There were no significant differences between the two study groups for SOS and SI. We found a significant negative correlation between QUS parameters and duration of AN and between age of menarche and SOS. Duration of amenorrhea showed a trend towards lower QUS parameters (not significant). Body height and frequency of physical exercise were positively correlated with QUS parameters. Use of contraceptive pills showed higher QUS results in all participants but a strong trend towards worse QUS results in anorectics. There was no significant correlation between deepest body mass index (BMI) and intensity of smoking in comparison to QUS parameters.
Discussion: Our study is the first matched-pair analysis using multiple matching parameters to examine loss of bone mass in AN by means of QUS. Like in other studies BUA is the only QUS parameter to be significantly lower in anorectis compared to healthy controls. Using QUS a deterioration in bone quality in the course of AN can be demonstrated.
Publikationsserver der Universitätsbibliothek Marburg
Universitätsbibliothek Marburg
Dietrich, Stefanie Anne
Dietrich
Stefanie Anne
opus:1682
German
https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2007/0356/cover.png
https://doi.org/10.17192/z2007.0356
Anorexia nervosa
Philipps-Universität Marburg
2007
Medizin
Anorexia nervosa
121
application/pdf
The effects of anorexia nervosa on quantitative ultrasound results of the os calcis
Medical sciences Medicine
Medizin
ths
Prof. Dr.
Hadji
Peyman
Hadji, Peyman (Prof. Dr.)
Quantitative Ultrasonometrie
Einleitung: Von der Knochenstoffwechselkrankheit Osteoporose, die durch nie-drige Knochenmasse und Störung der Mikroarchitektur des Knochengewebes mit erhöhter Knochenbrüchigkeit charakterisiert ist, sind in Deutschland mehr als 6 Millionen Menschen betroffen. Besonders häufig leiden postmenopausale Frauen an Osteoporose. Sie kann jedoch auch bei Männern, Kindern und Jugendlichen auftreten, hier allerdings meist als so genannte sekundäre Osteoporose im Rahmen anderer Grundkrankheiten, wie beispielsweise der Anorexia nervosa (AN), einer Störung des Essverhaltens, die durch einen absichtlich herbeigeführten Gewichtsverlust und Untergewicht mit entsprechenden Folgen gekennzeichnet ist, und von der eine zunehmende Zahl jugendlicher Mädchen betroffen ist. Eine der wahrscheinlich nicht komplett reversiblen Folgen der Magersucht ist die Osteoporose, die bei mehr als 50% der Anorektikerinnen auftritt. Auf Grund der Nahrungsverweigerung kommt es über die verminderte Kalziumzufuhr sowie Vitamin-D-Mangel und das reduzierte Körpergewicht mit geringem Körperfettanteil zu einer Verminderung der peak bone mass. Erhöhte Kortisolspiegel, Verminderung des IGF-1 und exzessive körperliche Betätigung tragen ebenso wie die gestörte Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse mit Amenorrhoe und Hypoöstrogenämie zur Entstehung der Osteoporose bei.
Material und Methoden: In unsere Untersuchung zur Auswirkung einer AN auf die Messergebnisse der Quantitativen Ultrasonometrie (QUS) wurden in einer Querschnittstudie 46 Anorexiepatientinnen im Alter zwischen 11 und 25 Jahren und 124 gesunde Kontrollpersonen gleichen Alters eingeschlossen. Bei allen Personen wurden mittels standardisiertem Fragebogen erhobene anamnestische Daten sowie am Calcaneus mit Hilfe des Achilles Plus Ultrasonometers (GE/ Lunar) gemessene Schallleitungsgeschwindigkeit (SOS), Breitbandultraschallabschwächung (BUA) und Steifigkeitsindex (SI) erfasst. Mädchen mit Knochenstoffwechsel-relevanten Erkrankungen wurden ausgeschlossen.
Die erhobenen Daten wurden durch Matched-Pair-Analyse nach Alter, Größe und Menarchealter verglichen. Um die kombinierten Auswirkungen der verschiedenen Variablen und Einflussgrößen auf die Messwerte der QUS zu untersuchen, wurde eine lineare multiple Regressionsanalyse durchgeführt.
Ergebnisse: Nach paarweisem Matching hatten die Anorexiepatientinnen signifikant niedrigere BUA-Werte als die Kontrollen. Für die übrigen QUS-Werte lagen keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen vor. Wir fanden einen signifikanten negativen Zusammenhang zwischen QUS-Parametern und Anorexiedauer sowie zwischen Menarchealter und SOS. Für die Amenorrhoedauer fand sich ein Trend zu niedrigeren QUS-Werten, welcher nicht signifikant war. Signifikante positive Zusammenhänge mit QUS-Parametern fanden wir für Größe und Sporthäufigkeit (allerdings nicht für die Subgruppe der Patientinnen). Unter der Einnahme von Kontrazeptiva lagen für die Gesamtheit der Studienteilnehmerinnen höhere QUS-Werte vor, bei den Anorektikerinnen dagegen zeigte sich hierunter ein starker Trend zu schlechteren QUS-Parametern. Für den tiefsten Body Mass Index (BMI) sowie die Intensität des Rauchens konnten keine signifikanten Zusammenhänge mit den QUS-Parametern gefunden werden.
Diskussion: Vorliegende Arbeit ist die erste Matched-Pair-Analyse mit mehreren Matchingparametern, die den Verlust der Knochenmasse bei AN mit der QUS untersucht. Ebenso wie in anderen Untersuchungen ist bei Anorexiepatientinnen im Vergleich zu den Kontrollen als einziger QUS-Parameter die BUA signifikant erniedrigt, liegt aber sehr nah an den Werten der gesunden Kontrollpersonen, so dass für die Praxis keine ausreichende Diskriminierung vorliegt. Dennoch wird deutlich, dass auch mittels QUS eine Verschlechterung der Knochenbeschaffenheit im Verlauf der Erkrankung nachgewiesen werden kann.
Die Auswirkungen der Anorexia nervosa auf die Messergebnisse der Quantitativen Ultrasonometrie (QUS) am Os calcaneus
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