Untersuchung zur Wirksamkeit der Peritoneallavage und der adjuvanten G-CSF-Therapie im tierexperimentellen Modell der abdominellen Sepsis
Kohlert, Frank
Zusammenfassung
Der Nutzen einer Peritoneallavage bei intra-abdominellen Infekten und einer daraus resultierenden Sepsis konnte bis zum heutigen Zeitpunkt nicht auf einer Evidenz basierenden Grundlage erbracht werden. Die Peritoneallavage ist jedoch immer noch weit verbreitet, je nach einzelner chirurgischer Lehrmeinung und Schule. Bei der Stimulation der körpereigenen Immunabwehr mit G-CSF handelt es sich hingegen um einen neuartigen Ansatz, der bisher keinen Einzug in die Klinik gefunden hat, obwohl in experimentellen und klinischen Studien viel versprechende Ergebnisse erzielt wurden.
Um im Tiermodell die klinische Situation möglichst akkurat zu simulieren, wurde das Konzept der CMRTs (clinic modelling randomised trials) entwickelt. Die CMRTs enthalten wichtige klinische Elemente wie: Anästhesie, Antibiose, Volumengabe, Laparotomie, Kontamination und Infektion mit standardisierten, humanen Stuhlbakterien und eine Analgesie. Neben den klinischen Elementen enthalten sie auch viele Eigenschaften von randomisierten, klinischen Studien wie Fallzahlberechnung, Randomisation, Verblindung und ein Studien-Verlaufsdiagramm wie im CONSORT Statement postuliert. In der vorliegenden Arbeit wurden drei unabhängige CMRTs durchgeführt:
1) Peritoneallavage mit physiologischer Kochsalzlösung versus Lavage mit dem Bakteriostatikum Taurolidin.
2) Keine Lavage versus Lavage mit Kochsalzlösung versus Lavage mit adjuvanter Gabe von G-CSF 12 h vor PCI sowie 12 h und 36 h danach.
3) Keine Lavage versus Peritoneallavage. Die Gruppenzahl wurde hier nach statistischen Berechnungen von 18 auf 30 Tiere erhöht.
In Versuch 1 war die Lavage mit Taurolidin der Lavage mit einfacher Kochsalzlösung nicht überlegen. In der Taurolidin-Gruppe überlebten 5 von 18 Tieren die Beobachtungszeit von 120 h, in der Gruppe mit NaCl-Lavage überlebten 8 Tiere. Im Versuch 2 überlebten am meisten Tiere in der G-CSF Therapiegruppe (11 Tiere), verglichen mit der Kontrollgruppe ohne Lavage (6 Tiere) und mit Lavage (3 Tiere). Durch die G-CSF Gabe konnte die Phagozytoseaktivität 1h nach PCI erhöht, die IL-6 und TNF--Spiegel in der Peritonealflüssigkeit erniedrigt sowie die IL-6 und IL-10 Spiegel im Plasma erniedrigt werden. In Versuch 3 konnte kein signifikanter Unterschied in der Überlebensrate gefunden werden. Ohne Lavage überlebten 19 Tiere und mit 14 Tiere.
In dieser Studie konnte durch den Einsatz der Peritoneallavage keine Reduktion der Mortalität erzielt werden. Durch G-CSF-Gabe in Kombination mit Peritoneallavage konnte dies jedoch erreicht werden. Es ergeben sich Hinweise aus den Bestimmungen der Zytokine und der Phagozytoseaktivität, dass diese durch G-CSF positiv beeinflusst wurden und zur Senkung der Mortalität führten. Die Verwendung der Peritoneallavage in der Klink ist kritisch zu betrachten. Dies erscheint besonders unter Berücksichtigung neuerer Ergebnisse problematisch, da die Peritoneallavage nach erfolgter Operation oder Trauma als Auslöser einer Peritonitis als „second-hit“ im Sinne eines erneuten Traumas anzusehen ist. Wie in dieser und weiteren Studien gezeigt werden konnte, beeinflusst G-CSF zumindest im Tiermodell bei komplizierten chirurgischen Eingriffen das Outcome positiv. Um den klinische Einsatz zu rechtfertigen ist jedoch auch für G-CSF ein EBM basierter Nachweis mittels klinischer Studien zu erbringen. Erste Ergebnisse aus einer randomisierten, klinischen Multizenterstudie bei Hochrisikopatienten mit Operationen auf Grund eines kolorektalen Karzinoms sind viel versprechend.
Philipps-Universität Marburg
Medical sciences Medicine
urn:nbn:de:hebis:04-z2007-02512
opus:1619
https://doi.org/10.17192/z2007.0251
urn:nbn:de:hebis:04-z2007-02512
Sepsis
2007
Effect of peritoneal lavage and administration of granulocyte colony-stimulating factor on experimental abdominal sepsis in rats
2007-03-22
Medical sciences Medicine
Medizin
opus:1619
Neutrophiler Granulozyt
https://doi.org/10.17192/z2007.0251
Peritoneal lavage
Publikationsserver der Universitätsbibliothek Marburg
Universitätsbibliothek Marburg
Sepsis
doctoralThesis
Zusammenfassung
Der Nutzen einer Peritoneallavage bei intra-abdominellen Infekten und einer daraus resultierenden Sepsis konnte bis zum heutigen Zeitpunkt nicht auf einer Evidenz basierenden Grundlage erbracht werden. Die Peritoneallavage ist jedoch immer noch weit verbreitet, je nach einzelner chirurgischer Lehrmeinung und Schule. Bei der Stimulation der körpereigenen Immunabwehr mit G-CSF handelt es sich hingegen um einen neuartigen Ansatz, der bisher keinen Einzug in die Klinik gefunden hat, obwohl in experimentellen und klinischen Studien viel versprechende Ergebnisse erzielt wurden.
Um im Tiermodell die klinische Situation möglichst akkurat zu simulieren, wurde das Konzept der CMRTs (clinic modelling randomised trials) entwickelt. Die CMRTs enthalten wichtige klinische Elemente wie: Anästhesie, Antibiose, Volumengabe, Laparotomie, Kontamination und Infektion mit standardisierten, humanen Stuhlbakterien und eine Analgesie. Neben den klinischen Elementen enthalten sie auch viele Eigenschaften von randomisierten, klinischen Studien wie Fallzahlberechnung, Randomisation, Verblindung und ein Studien-Verlaufsdiagramm wie im CONSORT Statement postuliert. In der vorliegenden Arbeit wurden drei unabhängige CMRTs durchgeführt:
1) Peritoneallavage mit physiologischer Kochsalzlösung versus Lavage mit dem Bakteriostatikum Taurolidin.
2) Keine Lavage versus Lavage mit Kochsalzlösung versus Lavage mit adjuvanter Gabe von G-CSF 12 h vor PCI sowie 12 h und 36 h danach.
3) Keine Lavage versus Peritoneallavage. Die Gruppenzahl wurde hier nach statistischen Berechnungen von 18 auf 30 Tiere erhöht.
In Versuch 1 war die Lavage mit Taurolidin der Lavage mit einfacher Kochsalzlösung nicht überlegen. In der Taurolidin-Gruppe überlebten 5 von 18 Tieren die Beobachtungszeit von 120 h, in der Gruppe mit NaCl-Lavage überlebten 8 Tiere. Im Versuch 2 überlebten am meisten Tiere in der G-CSF Therapiegruppe (11 Tiere), verglichen mit der Kontrollgruppe ohne Lavage (6 Tiere) und mit Lavage (3 Tiere). Durch die G-CSF Gabe konnte die Phagozytoseaktivität 1h nach PCI erhöht, die IL-6 und TNF--Spiegel in der Peritonealflüssigkeit erniedrigt sowie die IL-6 und IL-10 Spiegel im Plasma erniedrigt werden. In Versuch 3 konnte kein signifikanter Unterschied in der Überlebensrate gefunden werden. Ohne Lavage überlebten 19 Tiere und mit 14 Tiere.
In dieser Studie konnte durch den Einsatz der Peritoneallavage keine Reduktion der Mortalität erzielt werden. Durch G-CSF-Gabe in Kombination mit Peritoneallavage konnte dies jedoch erreicht werden. Es ergeben sich Hinweise aus den Bestimmungen der Zytokine und der Phagozytoseaktivität, dass diese durch G-CSF positiv beeinflusst wurden und zur Senkung der Mortalität führten. Die Verwendung der Peritoneallavage in der Klink ist kritisch zu betrachten. Dies erscheint besonders unter Berücksichtigung neuerer Ergebnisse problematisch, da die Peritoneallavage nach erfolgter Operation oder Trauma als Auslöser einer Peritonitis als „second-hit“ im Sinne eines erneuten Traumas anzusehen ist. Wie in dieser und weiteren Studien gezeigt werden konnte, beeinflusst G-CSF zumindest im Tiermodell bei komplizierten chirurgischen Eingriffen das Outcome positiv. Um den klinische Einsatz zu rechtfertigen ist jedoch auch für G-CSF ein EBM basierter Nachweis mittels klinischer Studien zu erbringen. Erste Ergebnisse aus einer randomisierten, klinischen Multizenterstudie bei Hochrisikopatienten mit Operationen auf Grund eines kolorektalen Karzinoms sind viel versprechend.
monograph
https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2007/0251/cover.png
ppn:185729185
2007-04-12
Baucheingeweide
Summary
The benefit of peritoneal lavage in the treatment of intra-abdominal infection and sepsis has not been established in an evidence-based way yet. Nevertheless it is widely practised depending on the surgeon’s personal view and local guidelines. In contrast to lavage, the administration of G-CSF as a new therapeutic option, which stimulates the immune system, has not been used in clinical therapy yet, although the results of experimental and clinical trials have been promising.
To simulate the conditions of clinical sepsis as accurately as possible, the CMRT-Concept (clinical modelling randomized trial) has been developed. The CMRTs contain important clinical elements such as: anaesthesia, antibiotics, volume substitution, laparotomy, contamination and infection with standardized human stool bacteria and analgesia. In addition to clinical elements they also contain many features of randomized, clinical trials like: number needed to treat, randomization, blinding procedures and flow charts as postulated in the CONSORT Statement. Three independent CMRTs have been conducted for this paper:
1) Peritoneal lavage with physiological saline solution versus lavage with the bacteriostatic agent taurolidine.
2) No lavage versus lavage with saline solution versus lavage with adjuvant administration of G-CSF 12 h before PCI and 12 h plus 36 h afterwards.
3) No lavage versus peritoneal lavage. The number of animals in each group has been increased from 18 to 30 based on statistical calculations.
In Trial 1 lavage with taurolidine was not superior compared to lavage with normal saline solution. 5 of 18 animals survived the end of the trial (120 h) in the taurolidine group, 8 animals survived in the saline group. In Trial 2 most animals survived in the G-CSF treatment group (11 animals) compared to 6 animals in the control-group with no lavage and 3 animals in the lavage group. Phagocytic activity 1h after PCI was increased, due to G-CSF administration, IL-6 and TNF-α-levels in peritoneal-fluid were decreased and IL-6 and IL-10-levels in plasma also were decreased. In trial 3 no significant difference in survival rate was observed. Without lavage 19 animals survived compared to 14 animals with lavage.
ths
Dr.
Bauhofer
Artur
Bauhofer, Artur (Dr.)
Operative Medizin
Untersuchung zur Wirksamkeit der Peritoneallavage und der adjuvanten G-CSF-Therapie im tierexperimentellen Modell der abdominellen Sepsis
2011-08-10
95
application/pdf
Medizin
Kohlert, Frank
Kohlert
Frank
g-csf
German
Philipps-Universität Marburg
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