Zyklusabhängige Veränderungen corticaler Exzitabilität bei gesunden Frauen und Patientinnen mit katamenialer Epilepsie: eine TMS Studie
Bei Epilepsiepatientinnen kann es zu zyklusabhängigen Schwankungen der Anfallsfrequenz kommen. Da deren Pathophysiologie noch nicht hinreichend erklärt ist, war es Ziel dieser Studie, zyklusabhängige Veränderungen corticaler Exzitabilität bei erkrankten und gesunden Frauen mittels transkranieller...
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Contributors: | |
Format: | Doctoral Thesis |
Language: | German |
Published: |
Philipps-Universität Marburg
2006
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Subjects: | |
Online Access: | PDF Full Text |
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Summary: | Bei Epilepsiepatientinnen kann es zu zyklusabhängigen Schwankungen der
Anfallsfrequenz kommen. Da deren Pathophysiologie noch nicht hinreichend
erklärt ist, war es Ziel dieser Studie, zyklusabhängige Veränderungen corticaler
Exzitabilität bei erkrankten und gesunden Frauen mittels transkranieller
Magnetstimulation (TMS) zu untersuchen.
Es wurden acht gesunde Probandinnen mit anovulatorischen Zyklen, 12 gesunde
Probandinnen mit ovulatorischen Zyklen und sechs ovulatorische Patientinnen mit
katamenialer Epilepsie in die Studie aufgenommen. Katameniale Epilepsie wurde
definiert als Verdopplung der Anfallsfrequenz in einer oder zwei von vier
Zyklusphasen (follikuläre Phase, Ovulation, Lutealphase und Menstruation). Mit
Hilfe von Einzel- und Doppelimpulsparadigmen der TMS wurden während der vier
Zyklusphasen (Tag 8, –14, –7 und 2) die corticale Exzitabilität über Bestimmung der
motorischen Ruheschwelle (RMT), corticalen Silent Period (CSP), intracorticalen
Inhibition (ICI) und intracorticalen Fazilitation (ICF) charakterisiert. Eine
Varianzanalyse für Messwiederholungen mit Zyklusphase als intraindividuellem
Faktor und Zugehörigkeit zu Frauen mit anovulatorischen oder ovulatorischen
Zyklen beziehungsweise zu Patientinnen oder gesunden Kontrollpersonen als
Gruppenfaktor wurde zur statistischen Auswertung verwendet. Dadurch aufgedeckte
signifikante Veränderungen der TMS-Parameter (p<0,05) wurden explorativ mit
nicht-parametrischen Testverfahren (Friedman-Test für multiple Messzeitpunkte,
Wilcoxon-Test für verbundene Stichproben und Mann-Whitney U-Test für
unabhängige Stichproben) weiter analysiert.
Bei gesunden Frauen zeigte sich ein signifikanter Unterschied der ICI zwischen
ovulatorischen und anovulatorischen Frauen (F=7,4, P=0,016) mit einer
verminderten Inhibition während ovulatorischer Zyklen an den Zyklustagen –14 (Z=
-2,3, P=0,021), –7 (Z=-2,0, P=0,048) und 2 (Z=-2,4, P=0,018). Innerhalb
anovulatorischer Zyklen kam es zu einer signifikanten Veränderung der ICI (c²=8,3,
P=0,040), die durch eine verstärkte Inhibition am Zyklustag 2 hervorgerufen wurde
(Z=-2,2, P=0,028 gegenüber den Zyklustagen 8 und -7). Die übrigen Parameter
zeigten innerhalb der gesunden Frauen keine signifikante Unterschiede (P>0,05).
Fünf der untersuchten Patientinnen litten unter einer fokalen Epilepsie (drei
rechtshemisphärisch, eine bitemporal und eine mit unklarer Lokalisation); eine
Patientin hatte eine generalisierte Epilepsie. Alle Patientinnen wurden während eines
ovulatorischen Zyklus untersucht und zeigten eine perimenstruelle Anfallshäufung,
zwei zeigten außerdem eine Anfallshäufung in der Lutealphase. Hinsichtlich der CSP
ergab sich in den rechten Hemisphären der Patientinnen ein signifikanter Einfluss der
Zyklusphase (F=7,5, P=0,0020) mit Verkürzung der CSP während der Menstruation
(Z=-2,2, P=0,028) sowie in der Lutealphase (Z=-2,0, P=0,043) gegenüber der
follikulären Phase. Hinsichtlich der ICI fand sich in der linken Hemisphäre ein
signifikanter Unterschied zwischen Patientinnen und ovulatorischer Kontrollgruppe
(F=5,3, P=0,037), der auf einer verstärkten ICI bei den Patientinnen an den
Zyklustagen –14 (Z=-0,56, P=0,048) und –7 (Z=-0,21, P=0,037) beruhte. Die
übrigen Parameter zeigten keine Unterschiede (p>0,05) zwischen Patientinnen und
Kontrollen.
Die Ergebnisse bei gesunden Frauen belegen, dass es auch während anovulatorischer
Zyklen zu Schwankungen der corticalen Exzitabilität kommt. Zur Menstruation hin
nahm die ICI, die GABAA-erge Inhibition widerspiegelt, in anovulatorischen Zyklen
stark zu, was auf abfallende Serumspiegel der prokonvulsiv eingestuften Östrogene
zurückgeführt werden kann, die in anovulatorischen Zyklen die Menstruation
auslösen. Die verminderte Inhibition in ovulatorischen versus anovulatorischen
Zyklen an Tag –14 und –7 könnte mit erhöhten Östrogenspiegeln in diesen Phasen
zusammenhängen und belegt ebenfalls deren fazilitierende Wirkung.
Bei den ovulatorischen Patientinnen mit katamenialer Epilepsie zeigte sich eine bei
gesunden Kontrollen nicht nachgewiesene verkürzte CSP während Lutealphase und
Menstruation, die gut mit den Anfallshäufungen der untersuchten Patientinnen
korrelierte. Die CSP-Veränderungen, die am ehesten GABAB-erge Inhibition
reflektieren, fanden sich nur in den rechten Hemisphären, die bei einem Großteil der
Patientinnen die epileptogene Zone enthielten, und nicht in den kontralateralen
linken Hemisphären. Dies belegt frühere Beobachtungen von Veränderungen im
GABAB-ergen Transmittersystem in epilepsietragenden Hemisphären und könnte,
wie hier gezeigt, eine pathophysiologische Grundlage für katameniale
Anfallshäufungen bilden. Darüber hinaus lassen unsere Ergebnisse ähnlich früheren
Arbeiten den Schluss zu, dass kompensatorisch in den kontralateralen Hemisphären
eine verstärkte Inhibition zu finden ist. Zukünftige Studien könnten getrennt
verschiedene Epilepsiesyndrome und Patientinnen mit anovulatorischen Zyklen,
sowie eine katameniale Einnahme GABA-erger Antikonvulsiva evaluieren. |
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Physical Description: | 93 Pages |
DOI: | 10.17192/z2006.0705 |