Nervus Femoralis-Katheter in der postoperativen Analgesie nach komplexen Knieoperationen: Stimulationskatheter oder konventionell gelegter Katheter- was ist sinnvoller?

Die kontinuierliche Nervus femoralis-Blockade gewährleistet in der postoperativen Behandlung nach komplexen Knieeingriffen eine effektive Schmerztherapie und wird daher gern und häufig angewendet. Jedoch ist die Rate an Therapieversagern mit 10-40% relativ hoch. Eine mögliche ursächliche Erklärung f...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Wagner, Stefanie
Beteiligte: Wulf, Hinnerk (Prof.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2006
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Die kontinuierliche Nervus femoralis-Blockade gewährleistet in der postoperativen Behandlung nach komplexen Knieeingriffen eine effektive Schmerztherapie und wird daher gern und häufig angewendet. Jedoch ist die Rate an Therapieversagern mit 10-40% relativ hoch. Eine mögliche ursächliche Erklärung für diese Fälle mit unbefriedigender Analgesie ist die Gegebenheit, dass die exakte Positionierung des Katheters in unmittelbarer Nervennähe während der Anlage nicht kontrolliert werden kann. Daher stellt die Entwicklung eines elektrisch stimulierbaren Katheters mit der Möglichkeit zur genauen Lokalisation in unmittelbarer Nähe zum Nerv während der Anlage eine viel versprechende Neuerung dar. Allerdings ist bisher kein Nachweis dafür erbracht worden, dass eine exaktere Katheterplatzierung mittels Stimulation durch eine verbesserte Nervenblocke zu einem verbesserten klinischen Ergebnis im Vergleich zur konventionellen Methode führt. In der vorliegenden Studie wird der Frage nachgegangen, ob durch Stimulationskatheter eine effizientere postoperative Analgesie sowie eine verbesserte funktionelle Rehabilitation als durch konventionelle Katheter erreicht werden kann.In der vorliegenden prospektiven, randomisierten und untersucherblinden Studie wurde nach Genehmigung durch die Ethikkommission und Patienteneinverständnis die konventionelle Technik der Katheterplatzierung mit der neuen Stimulationskathetertechnik verglichen. 81 Patienten erhielten für komplexe Knieeingriffe eine kontinuierliche Nervus femoralis-Blockade, 38 Patienten mittels Stimulationskatheter und 43 Patienten anhand eines konventionellen Katheters. Die Daten der postoperativen Schmerzbehandlung (Piritramidverbrauch) wurden über einen Zeitraum von 48 Stunden erhoben, in der Rehabilitation wurden die Patienten über 5 Tage untersucht (Kniebeweglichkeit sowie Schmerzintensität). Die zusätzlich zur Regionalanästhesie benötigten systemischen Analgetikamengen unterschieden sich weder in der unmittelbar postoperativen Phase, noch bei der längerfristigen Beobachtung über 48 Stunden zwischen der Stimulationskatheter- und der konventionellen Kathetergruppe signifikant (p = 0,110). Die folgenden Angaben beziehen sich auf den Median, in Klammern die Interquartilsabstände. Der Gesamt-Piritramidverbrauch nach 48 Stunden betrug in der Studiengruppe 49 (17 / 69) mg und in der Kontrollgruppe 56 (34 / 73) mg (p = 0,290). Auch in der von den Patienten empfundenen Schmerzintensität stellte sich an Tag 2 kein Unterschied (p = 0,152) zwischen den Stimulationskathetern (VAS 4 (4 / 5) bei Bewegung und VAS 2,5 (1 / 4) in Ruhe) und den konventionellen Kathetern (VAS 5 (3 / 7) bei Bewegung und VAS 1 (0 / 3) in Ruhe) heraus. In den funktionellen Rehabilitationsergebnissen waren beide Kathetertypen vergleichbar (p = 0,226). Die Beugefähigkeit im Kniegelenk nahm in der Studiengruppe von 40° (35° / 48,8°) am ersten postoperativen Tag auf 90° (85° / 90°) am fünften Tag zu und in der Kontrollgruppe von 40° (30° / 47,5°) auf 80° (70° / 90°). Auch die Streckfähigkeit verbesserte sich in beiden Gruppen (von 10° (5° / 10°) auf 0° (0° / 5°) in der Studiengruppe und von 10° (10° / 15°) auf 5° (0° / 5°) in der Kontrollgruppe).Es zeigte sich, dass bei oben genannter Indikation keine Verbesserung der postoperativen Schmerztherapie durch die neuen Stimulationskatheter erreicht werden konnte. Auch eine verbesserte funktionelle Rehabilitation oder höherer Patientenkomfort konnte nicht nachgewiesen werden. Es lassen sich mit dem heutigen Wissensstand keine eindeutigen Vorteile in der Effektivität der Stimulationskatheter bei der untersuchten Indikation nachweisen, so dass sich die höheren Kosten dieser Katheter nicht rentieren. Die Verwendung der Stimulationskatheter in der Routine kann derzeit nicht empfohlen werden. Da die stimulierbaren Katheter aber eine exaktere Platzierung in Nervennähe gewährleisten, sind weitere Untersuchungen notwendig, um eine objektive Aussage über den Nutzen der Stimulationskatheter für weitere Indikationen zu treffen.
Umfang:63 Seiten
DOI:10.17192/z2006.0569