Klinischer Stellenwert von Reizstrom nach radikaler Prostatektomie

Prostatakarzinome sind weltweit die häufigsten nicht-dermatologischen malignen Erkrankungen und die zweithäufigste Ursache von Todesfällen durch Karzinome bei Männern in den USA. Ein möglicher Therapieansatz zur Bekämpfung des Prostatakrebses ist die Entfernung durch eine radikale Prostatektomie....

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Sobottka, Axel
Beteiligte: Heidenreich, Axel (Prof. Dr. med.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2003
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Prostatakarzinome sind weltweit die häufigsten nicht-dermatologischen malignen Erkrankungen und die zweithäufigste Ursache von Todesfällen durch Karzinome bei Männern in den USA. Ein möglicher Therapieansatz zur Bekämpfung des Prostatakrebses ist die Entfernung durch eine radikale Prostatektomie. Doch kann es bei diesem Eingriff auch zu unerwünschten Therapienebenwirkungen kommen. Dazu zählt auch die Harninkontinenz. Postoperativ machen nahezu 30% der Patienten die Erfahrung von unwillkürlichem Urinverlust. Eine Harninkontinenz kann das Wohlbefinden des Patienten einschränken, so dass der Patient nach der bestmöglichen Therapie verlangt, um diese wieder in den Griff zu bekommen. Ziel dieser Studie war es, herauszufinden, ob eine der hier untersuchten Therapien den anderen überlegen ist. Dies sollte sich in Form schnellerer Genesung von der postoperativen Inkontinenz und / oder Unterschiede in der Lebensqualität zeigen. Bei der Studie handelt es sich um eine prospektive, randomisierte, 3-armige Untersuchung mit 139 Patienten. Die Arme setzen sich wie folgt zusammen: Arm A: Patienten erhielten eine Anleitung und Einführung in die Beckenbodengymnastik durch die Krankengymnasten/Innen des Krankenhauses während ihres Aufenthaltes. Arm B: wie Arm A, zusätzlich bekamen diese Patienten ein Reizstromgerät, das sie für drei Monate benutzen sollten, danach sollten die Patienten weiter die reine Beckenbodengymnastik durchführen. Arm C: wie Arm B, jedoch waren diese Reizstromgeräte mit einer Biofeedbackfunktion versehen, nach 3 Monaten sollten auch die Patienten dieses Armes die reine Beckenbodengymnastik weiter durchführen. Alle Patienten sollten die Beckenbodengymnastik bis zum Nachsorgetermin nach 12 Monaten weiterführen. Arm A besteht aus 47 Patienten, während die Arme B und C aus jeweils 46 Patienten bestehen. Desweiteren wurden von den Patienten zu mehreren festgelegten Zeitpunkten Fragebögen bezüglich Inkontinenz und ihrer Lebensqualität ausgefüllt und sie nahmen an Nachuntersuchungen teil, bei denen eine mögliche Inkontinenz durch Pad-Tests objektiviert wurde. Aufgrund ihrer Antworten im Inkontinenz-Fragebogen wurden die Patienten in drei verschiedene Inkontinenzgrade eingeteilt, beim Pad-Test wurde zwischen inkontinent und kontinent unterschieden. Zwar kann man aufgrund der Werte des Fragebogens keinen akkuraten Inkontinenzstatus erheben, jedoch konnte diese Studie zeigen, dass sowohl der verwendete Inkontinenzfragebogen als auch der angewendete Pad-Test als Instrumente dazu dienen können, eine Inkontinenz aufzudecken. Mittels dieser Instrumente konnte in dieser Studie gezeigt werden, dass keine der angewandten Therapien den anderen überlegen ist. Es zeigten sich im Pad-Test, der objektiven Beurteilung der Inkontinenz, weder zu einem der Untersuchungszeitpunkte (postoperativ nach 3 und nach 12 Monaten), noch im Verlauf signifikante Zusammenhänge oder Unterschiede. Auch bezüglich der subjektiven Einschätzung der Inkontinenz, ermittelt anhand der Inkontinenzfragebögen, konnte zu keinem Zeitpunkt ein Unterschied zwischen den Armen beobachtet werden. Signifikante Unterschiede konnten auch nicht im Verlauf zwischen den verschiedenen untersuchten Armen festgestellt werden. Ein ähnliches Ergebnis lieferte die Analyse der Daten zur Lebensqualität. Auch hier wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen den drei Therapiearmen gefunden (p = 0,705). Es zeigten sich also keine signifikanten Unterschiede zwischen den verschiedenen Therapieansätzen bei Patienten nach radikaler Prostatektomie. Zwar erlaubt die fehlende Signifikanz nicht, einen Therapieansatz vor den anderen zu stellen oder gar einen abzulehnen, jedoch kann bei Kosten von ca. € 710,- pro Patient pro Reizstromgerät für 3 Monate die Empfehlung nur lauten: Keine Reizstromgerät-Therapie bei Patienten nach radikaler Prostatektomie zur Wiederherstellung der Kontinenz.
Umfang:118 Seiten
DOI:10.17192/z2004.0669