Vergleichende genomische Hybridisierung (CGH) zur Aufklärung genomischer Imbalancen bei hämatologischen Neoplasien mit Chromosomensätzen über 50 Elemente
In der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, inwieweit die CGH zur Charakterisierung komplexer Tumorkaryotypen bei hämatologischen Neoplasien mit mehr als 50 Chromosomen beitragen kann. Erstmals wurden in dieser Arbeit CGH-Untersuchungen bei der ALL des Erwachsenen durchgeführt und...
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Contributors: | |
Format: | Doctoral Thesis |
Language: | German |
Published: |
Philipps-Universität Marburg
2003
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Subjects: | |
Online Access: | PDF Full Text |
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Summary: | In der vorliegenden Arbeit wurde untersucht,
inwieweit die CGH zur Charakterisierung komplexer
Tumorkaryotypen bei hämatologischen Neoplasien mit mehr als 50
Chromosomen beitragen kann. Erstmals wurden in dieser Arbeit
CGH-Untersuchungen bei der ALL des Erwachsenen durchgeführt und
aus archivierten Zellsuspensionen von Leukämien DNA für die CGH
gewonnen. Es wurden 20 Fälle hämatologischer Neoplasien mit
Chromosomensätzen aus über 50 Elementen bei Erwachsenen mittels
CGH untersucht. Dabei handelte es sich in 16 Fällen um eine ALL
und in je zwei Fällen um eine AML oder ein NHL. Bei acht der 20
Patienten wurde die DOP-PCR nach Chelexaufbereitung eingesetzt,
um aus archivierten Zellsuspensionen DNA für die CGH zu
gewinnen. Durch die vorliegende Untersuchung konnte gezeigt
werden, dass es auch bei Leukämien möglich ist, aus
archiviertem Zellmaterial CGH-Untersuchungen durchzuführen. Es
wurde deutlich, dass sowohl die Referenz- als auch die Test-DNA
mittels DOP-PCR aufbereitet werden muss, um falsch positive
Ergebnisse zu verhindern, und dass es sich bei diesen falsch
positiven Befunden um wiederkehrende Ereignisse handelt, die
für eine spezifische, durch die DOP-PCR verursachte
Fehlerquelle sprechen. Die ALL>50 des Erwachsenen besitzt im
Gegensatz zur ALL>50 des Kindesalters keine ausgezeichnete
Prognose. Die vorliegende CGH-Untersuchung ließ nicht erkennen,
dass unterschiedliche Verteilungsmuster hinzugewonnener
Chromosomen diese Unterschiede bezüglich der Heilungsrate
erklären. Bei den vorliegenden Fällen mit hyperdiploider ALL
waren die Chromosomen 4, 6, 10, 14, 17, 18, 21 und X mit etwa
den gleichen Häufigkeitsmustern wie bei Kindern hinzugewonnen.
Die CGH konnte wesentlich zur Klärung der chromosomalen
Zusammensetzung beitragen und korrigierte die Zytogenetik
bezüglich der Häufigkeitsverteilung hinzugewonnener,
prognostisch relevanter Chromosomen. Partielle Imbalancen in
der CGH lassen Rückschlüsse auf unbalanciert vorliegende
strukturelle Aberrationen zu. Bei der ALL>50 des Erwachsenen
fand sich in der kombinierten Auswertung von zytogenetischem
Befund und CGH ein im Vergleich zu Kindern erhöhter Anteil an
strukturellen Veränderungen, was eine Ursache für die
schlechtere Prognose der ALL>50 bei Erwachsenen sein könnte.
Die CGH konnte bei der ALL>50 partielle Imbalancen
aufdecken, die zytogenetisch nicht gesehen wurden und die von
prognostischer Bedeutung sind: Die CGH konnte 9p-Verluste
detektieren, von denen bekannt ist, dass sie auf eine
schlechtere Prognose hindeuten und dass sie zytogenetisch
häufig nicht erkannt werden. In den Regionen 2q21q31, 3q24q26
und 13q21q32 fanden sich partielle Zugewinne, bei denen es sich
möglicherweise um spezifische, wiederkehrende Aberrationen der
ALL>50 des Erwachsenen handelt. Die CGH konnte zur
Aufklärung der Entstehungsmechanismen chromosomaler Zugewinne
bei der ALL beitragen: Bei einem Fall mit einem nahezu
triploiden Chromosomensatz erhärtete die CGH die Vermutung,
dass dieser durch Verdopplung aus einem hypodiploiden
Chromosomensatz hervorgegangen ist. Bei einem tetraploiden Fall
detektierte die CGH partielle Imbalancen entsprechend einem
Isochromosom 17q, das zytogenetisch nicht erkennbar war. Dies
deutet auf die Entstehung des tetraploiden Karyotyps durch
Verlust des Tumorsuppressorgens TP53 und nachfolgender
Verdopplung des Karyotyps hin. Bei den zwei untersuchten Fällen
mit leukämischen Non-Hodgkin-Lymphomen konnte die CGH
Imbalancen detektieren, die zytogenetisch nicht erkennbar waren
und die mit aggressiven Verlaufsformen, leukämischem Verlauf
oder der Ausbildung tetraploider Karyotypen assoziiert sind:
Verluste im Bereich 17p, Zugewinne im Bereich 1q, 3q, 8q, 13q
und 18q. In der Region Xq28 fand sich ein weiterer Hinweis für
ein in dieser Region vermutetes Onkogen für
Non-Hodgkin-Lymphome. Bei einem tetraploiden Fall von AML
konnte die CGH Befunde liefern, die nahe legen, dass es sich
bei einem Isochromosom 8q um einen Marker für eine sekundäre
myeloische Leukämie handelt, und es im Rahmen einer sekundären
Leukämie zu einer Polyploidisierung des Chromosomensatzes kam.
Einschränkend fand sich erneut die limitierte Aussagekraft der
CGH bei einem geringen Anteil von Leukämiezellen in der Probe
und ganzzahligen Vermehrungen des Chromosomensatzes. Im Rahmen
der vergleichenden Auswertung von zytogenetischen und
CGH-Befunden wurde zusätzlich deutlich, dass eine kritische
Auswertung der CGH die zytogenetischen Befunde und den
Ratioprofilverlauf der CGH heranziehen sollte, um die Gefahr
falsch positiver Befunde so gering wie möglich zu
halten. |
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DOI: | 10.17192/z2004.0212 |