Klinische Charakteristika des lokal begrenzten Prostatakarzinoms
Das Prostatakarzinom als häufigste Tumorerkrankung des Mannes hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Seit Einführung der PSA-Bestimmung als wichtiger diagnostischer Parameter konnte eine Verschiebung von organüberschreitenden hin zu organbegrenzten Karzinomen...
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Contributors: | |
Format: | Doctoral Thesis |
Language: | German |
Published: |
Philipps-Universität Marburg
2004
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Subjects: | |
Online Access: | PDF Full Text |
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Summary: | Das Prostatakarzinom als häufigste Tumorerkrankung
des Mannes hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung
gewonnen. Seit Einführung der PSA-Bestimmung als wichtiger
diagnostischer Parameter konnte eine Verschiebung von
organüberschreitenden hin zu organbegrenzten Karzinomen
verzeichnet werden. Wir beschäftigten uns mit Fragen bezüglich
regionaler Unterschiede, Alter, pathohistologischer
Klassifikation, klinischem Verlauf und Lebensqualität der
Patienten mit initial diagnostizierten organbegrenzten
Prostatakarzinomen und untersuchten ein Patientenkollektiv von
686 Männern, die sich im Zeitraum von 1989 bis 1999 einer
radikalen Prostatektomie im Universitätsklinikum Marburg
unterzogen haben. Die Hypothese des klinisch entstandenen
Eindrucks hinsichtlich eines Stadienshiftes zwischen einer
aufgeklärten Großstadt (Hamburg) und einer Kleinstadt mit einem
großen ländlichen Einzugsgebiet (Marburg) konnten wir
widerlegen. In beiden Gebieten sank im untersuchten Zeitraum
von 5 Jahren die Anzahl organüberschreitender Tumore.
Gleichzeitig konnte ein Anstieg organbegrenzter pT2-Karzinome
um 22% in Marburg bzw. 25% in Hamburg verzeichnet werden. Trotz
erheblicher demographischer und soziokultureller Unterschiede
sind die Akzeptanz und Inanspruchnahme von
Vorsorgeuntersuchungen auf einem ähnlichen Niveau. Man kann
anhand dieser Resultate davon ausgehen, dass sich die Qualität
der Früherkennung und der urologischen Behandlung in einer
Kleinstadt kaum von der einer modernen Großstadt unterscheidet.
Wir untersuchten das scheinbar aggressivere Verhalten eines
Prostatakarzinoms bei jungen Patienten unter 55 Jahren im
Vergleich zu älteren Patienten über 65 Jahren. Bis auf eine
leicht erhöhte Rezidivhäufigkeit im jungen Patientenalter
(13,8% versus 4,2) konnten im Vergleich übriger onkologischer
Parameter wie dem PSA-Wert, dem pT-Stadium und dem Grading
gravierende Unterschiede zwischen beiden Altersgruppen
ausgeschlossen werden. Diese Ergebnisse zeigen, dass junge
Patienten, die zum initialen Diagnosezeitpunkt jünger als 55
Jahre waren und sich einer radikalen Prostatektomie unterzogen
haben, einen ähnlichen klinischen Verlauf aufweisen wie ältere
Patienten. Die These eines aggressiveren Krankheitsverlaufes
können wir in unserer Studie nicht unterstützen. Ein wichtiger
Prognoseparameter für den klinischen Verlauf eines
Prostatakarzinoms ist der Lymphknotenstatus. In unserer
Untersuchung konnten bei einem Lymphknotenbefall trotz
Verschiebung wichtiger onkologischer Werte (initialer PSA,
pT-Stadium, Grading) zu deutlich schlechteren Stadien keine
gravierenden Unterschiede hinsichtlich der Rezidivhäufigkeit
und des Überlebens im Vergleich zu lymphknotennegativen
Patienten gefunden werden. Der Lymphknotenstatus als
Prognostikator besaß in unserer Studie somit nur einen
untergeordneten Stellenwert. Wir beschäftigten uns weiterhin
mit der Frage, ob es gerechtfertigt ist, Patienten mit einem
initialen PSA-Wert über 20 ng/ml einer radikalen Prostatektomie
zuzuführen. Es zeigte sich bei einem Anstieg des PSA-Wertes
eine Zunahme organüberschreitender Prostatakarzinome, positiver
Lymphknoten und eine Steigerung der Rezidivwahrscheinlichkeit.
Dennoch konnte ein Überleben von 82% im mittleren Follow-up
verzeichnet werden. Die radikale Prostatektomie als
Therapieoption sollte diesen Patienten nicht vorenthalten
werden. Es stellte sich für uns die Frage, inwieweit die
Lebensqualität der Patienten durch die Therapie einer radikalen
Prostatektomie beeinflusst und verändert wurde. Zu den
wichtigsten Veränderungen zählten in unserer Studie
Einschränkungen in der Kontinenz- und Potenzsituation, obwohl
mit zunehmendem Alter die Wertigkeit einer Inkontinenz anstieg.
Mit Hilfe des standardisierten EORTC QLQ C-30 Fragebogen
bestätigten die Patienten Jahre nach dem operativen Eingriff
eine gute bis sehr gute Lebensqualität. Über 93.5% der
Patienten würden bei einer neuen Therapieentscheidung erneut
die Prostatektomie als Therapieoption wählen. Angesichts der
hohen Akzeptanz der Prostatektomie und der hervorragenden
Tumorkontrolle bei Patienten mit lokal begrenzten oder
fortgeschrittenen Prostatakarzinomen stellt diese Operation
eine optimale Therapieoption dar, mit der sich die
Alternativverfahren Bestrahlung und Hormonablation messen
lassen müssen. |
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DOI: | 10.17192/z2004.0211 |