Der akademische Unterricht in der Pharmazie um die Mitte des 19. Jahrhunderts, dargestellt an der Mitschrift einer Vorlesung Heinrich Wilhelm Ferdinand Wackenroders aus dem Jahre 1845.
Die vorliegende Arbeit verfolgte das Ziel, Inhalt und Qualität des akademischen Unterrichts in Chemie und Pharmazie an Hand der von Heinrich Wilhelm Ferdinand Wackenroder (1798?1854) im Jahre 1845 in Jena gehaltenen Vorlesung über ?Pharmazie?, bei der es sich um eine anorganische...
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Format: | Doctoral Thesis |
Language: | German |
Published: |
Philipps-Universität Marburg
2004
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Summary: | Die vorliegende Arbeit verfolgte das Ziel, Inhalt
und Qualität des akademischen Unterrichts in Chemie und
Pharmazie an Hand der von Heinrich Wilhelm Ferdinand
Wackenroder (1798?1854) im Jahre 1845 in Jena gehaltenen
Vorlesung über ?Pharmazie?, bei der es sich um eine
anorganische pharmazeutische Chemie handelt, zu
charakterisieren. Zu dieser Zeit stand Wackenroder, der 1828
als außerordentlicher Professor nach Jena gekommen war, im 47.
Lebensjahr. Er befand sich auf dem Höhepunkt seines
akademischen Wirkens und Schaffens, das 1849 mit seiner
Berufung zum ordentlichen Professor verdiente Anerkennung fand.
Der frühe Tod im Jahre 1854 beendete jäh sein erfolgreiches
Wirken als Lehrer und Forscher auf dem Gebiet der Chemie und
Pharmazie, denn von ihm wären sicher noch weitere
wissenschaftliche Beiträge zu erwarten gewesen. Für diese
Dissertation wurde eine 243-seitige Vorlesungsmitschrift
?Pharmazie? seines Schülers Heinrich Sänger
(1817?1912) transkribiert, analysiert und kommentiert,
wobei insbesondere Wackenroders Ansichten über die Metalle
einer vertieften Analyse unterzogen wurden. Die Mitschrift war
für den eigenen Gebrauch gedacht und daher sehr unleserlich
geschrieben und zusätzlich mit vielen Abkürzungen, Symbolen,
Formeln und Zeichnungen versehen. Daher steht die
Transkription, d. h. die buchstabengetreue Erschließung der
Mitschrift im Mittelpunkt der Arbeit, die für sich alleine
schon ? unterstützt durch Kommentare und Erklärungen
? einen Einblick in die Entwicklung der anorganische
Chemie um die Mitte des 19. Jahrhunderts gewährt. Wackenroder
behandelte seinen Stoff, die pharmazeutisch-anorganische
Chemiem, kompakt und gut strukturiert. Der Lehrinhalt war
modern und aktuell aufbereitet. Die logische Gliederung seiner
Vorlesung entsprach seiner Zeit und zeigte bei den Metallen
eine eigenständige Auffassung, die sich an den analytischen
Reaktionen orientierte . Die Vorlesungsmitschrift bestätigt die
weitverbreitete Ansicht, dass die Anorganische Chemie, deren
physikalischen Grundlagen Wackenroder abweichend von seinen
Zeitgenossen als ?Grundzüge der Physikalische
Chemie? bezeichnete, in der Mitte des 19. Jahrhunderts
schon recht weit entwickelt war. Die physikalischen Kenngrößen
der Metalle konnten bereits relativ genau ermittel und eine
Vielzahl qualitativer und quantitativer Bestimmungen
erfolgreich angewendet werden. Zudem existierten
gewerblich?technische Herstellungsverfahren zu ihrer
Gewinnung. Viele Mineralien waren bereits analysiert, ein
Bereich in dem auch Wackenroder Hervorragendes geleistet hatte.
In der Vorlesungsmitschrift stellte Wackenroder die Verbindung
zur Pharmazie durch besondere Betonung des analytischen Aspekts
her, der gleichsam seine herausragende Leistungsfähigkeit auf
diesem Gebiet unterstreicht. Dies betraf sowohl die praktische
Durchführung der Analysen, die seinen
analytisch?experimentellen Arbeitsstil erkennen lassen,
als auch die von Wackenroder angewandte Methode des
Kationen?Trennungsganges. Diese pragmatische Einteilung
ist als Vorläufer des zur Zeit der Mitschrift veröffentlichten
Kationen?Trennungsganges von Carl Remigius Fresenius
(1818?1897) anzusehen. Im Rahmen der Vorlesung finden
sich häufig vergleichende Betrachtungen der Reaktionen
einzelner Reagenzien mit verschiedenen Metallen, die seine
Kompetenz in analytischen Fragen ebenso belegen, wie seine 1837
veröffentlichten analytischen Tabellenwerke. Wackenroder
behandelt in dieser Vorlesung wesentliche pharmazeutische
Inhalte wie die Herstellung wichtiger anorganischer Präparate
und deren Prüfungen nach gängigen Pharmakopöen. Die Vielzahl
Metallsalze enthaltenden Rezepturen bestätigt die Tatsache,
dass die Mitschrift in der ?anorganische Phase der
pharmazeutischen Chemie? entstand. Die hohe Wertschätzung
von Wackenroders wissenschaftlichen Leistungen wird unter
anderem durch seine Zeitgenossen Liebig und Gmelin bestätigt.
Der Grund für diese allgemeine Anerkennung lässt sich auch
anhand der Mitschrift erkennen. In nahezu allen Belangen
entsprach die Vorlesung den aktuellen Erkenntnissen um die
Mitte des 19. Jahrhunderts, in analytischen Fragen ging sie
über den damaligen Wissensstand sogar an einigen Stellen
hinaus. Wackenroder war zugleich Apotheker und Chemiker, Lehrer
und Forscher und muss somit zu den hervorragendsten praktischen
Chemikern seiner Zeit gerechnet werden. Die vorliegende Arbeit
will daher einen Beitrag zur Untersuchung seines Lebenswerkes
leisten . |
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DOI: | 10.17192/z2004.0114 |