Chironomids (Diptera, Nematocera) of Temporary Pools - an Ecological Case Study
The main aim of the present study was to determine how Chironomidae cope with the environmental changes to which temporary pools are exposed. Are the species specifically adapted to the habitat or opportunistic? The problem was approached by: (a) an emergence study done in the Lahnbe...
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Contributors: | |
Format: | Doctoral Thesis |
Language: | English |
Published: |
Philipps-Universität Marburg
2003
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Table of Contents:
Die Überlebensstrategien von Chironomiden
temporärer Tümpel standen im Zentrum der vorliegenden
ökologischen Fallstudie. Es wurden folgende Untersuchungen
durchgeführt: (a) Drei Tümpel auf den Lahnbergen (Marburg,
Hessen, Deutschland) mit unterschiedlich langen
Austrocknungsperioden wurden einer mehrjährigen Emergenzstudie
unterzogen; (b) Das Besiedlungsvermögen von Chironomus dorsalis
wurde in einem Freilandexperiment ermittelt
(Besiedlungsversuch); (c) Laboruntersuchungen lieferten
Grundlagendaten zum Einfluss von Temperatur, Photoperiode und
Dichte auf das Wachstum und die Entwicklung, zur
Austrocknungstoleranz und zur Parthenogenese. Die
Entwicklungszyklen werden durch Temperatur und/oder
Photoperiode in den Wechsel der Jahreszeiten eingepasst. Die
Art der Entwicklungssteuerung entspricht einer Oligopause.
Oligopausen sind innerhalb der Chironomiden wohl weit
verbreitet und kein Charakteristikum von Chironomiden
temporärer Tümpel. Die meisten untersuchten Arteigenschaften
waren äußerst flexibel, wodurch die Lebensgeschichten von
Limnophyes asquamatus, Paralimnophyes hydrophilus, Chironomus
dorsalis und Polypedilum tritum als hochgradig opportunistisch
einzustufen sind - die Tiere reagieren unmittelbar auf die
Milieuschwankungen ihrer Umwelt. Ein Zusammenspiel von r- und
A-selektierten Eigenschaften (A steht hier für das englische
Wort adversity (Wiederwärtigkeit) und bedeutet
Resistenz-selektiert) ermöglicht eine hohe Plastizität der
Lebensgeschichten. Hierbei ist der fakultativen larvalen
Dormanz eine zentrale Bedeutung beizumessen - beim
Unter-/Überschreiten gewisser Umweltschwellen tritt die Larve
fakultativ in einen physiologischen Ruhezustand. Diese
Fähigkeit scheint auch bei Chironomiden anderer Gewässertypen
von Bedeutung zu sein und es ist anzunehmen, dass sie innerhalb
der Chironomiden weit verbreitet ist. Daher nenne ich dies die
Quieszenzstrategie der Chironomidae über die wir bisher
allerdings nur wenig wissen. Die Fähigkeit zur fakultativen
larvalen Dormanz, breite physiologische Toleranzschwellen und
viele r-selelektierte Eigenschaften waren eine günstige
präadaptive Ausgangssituation, die eine Besiedlung temporärer
Tümpel ermöglichte. Für eine erfolgreiche Besiedlung temporärer
Tümpel waren daher nur wenige spezifische Anpassungen nötig:
(a) Chironomus dorsalis evoluierte ein äußerst effizientes
Ausbreitungsverhalten/Ausbreitungsvermögen welches ihm erlaubte
räumlich instabile Kleinstgewässer, die sog. Lachen, zu
besiedeln (Besiedlungsspezialist); (b) Limnophyes asquamatus,
Paralimnophyes hydrophilus und Polypedilum tritum verbesserten
ihr Vermögen Austrocknungsperioden zu überdauern, indem sich
eine larvale Austrocknungstoleranz herausbildete (Überdauerer).
In diesem Zusammenhang ist auch die Fähigkeit dieser Arten zu
sehen, sich zu einem hohen Prozentsatz noch nach Austrocknung
ihrer Wohngewässer unter terrestrischen Bedingungen vom vierten
Larvenstadium in eine Imago weiterentwickeln zu können
(terrestrischer Schlupf). Auch die durch hohe Dichten
beschleunigte Gesamtentwicklungszeit bei Polypedilum tritum
kann als Anpassung an die Austrocknungsereignisse gewertet
werden. Die Evolution eines effizienten Ausbreitungsverhaltens
und der Austrocknungstoleranz garantierte den
Besiedlungsspezialisten/Überdauerern einen
Entwicklungsvorsprung gegenüber nicht spezifisch angepassten
Arten in temporären Tümpeln nach deren
Neuentstehung/Wiederfüllung. Dies kann als Strategie der
Präokkupation eines Lebensraumes angesehen werden. Diese hat
den entscheidenden Vorteil, dass (a) die Larven der
Besiedlungsspezialisten/Überdauerer im Vergleich zu ihren
Konkurrenten größer und daher konkurrenzfähiger sind und (b)
nur vergleichsweise wenig Prädatoren während der
Larvalentwicklung vorhanden sind. Viele in temporären Tümpeln
lebende aquatische Insekten mussten Lebenszyklen evoluieren,
die ganz spezifisch auf die Wechsel von Austrocknung und
Wiederfüllung angepasst sind, da sie die Austrocknung ihrer
Wohngewässer nur in einem ganz bestimmten Entwicklungsstadium
(zumeist das Eistadium, wie z.B. bei den Stechmücken)
überdauern können. Die drei untersuchten Überdauer Limnophyes
asquamatus, Paralimnophyes hydrophilus und Polypedilum tritum
unterscheiden sich hier ganz wesentlich, da alle vier
Larvenstadien über eine Austrocknungstoleranz verfügen und sie
daher ohne Risiko während der gesamten Larvalperiode ihre
Entwicklung wieder aufnehmen können sobald Wasser für eine
Weiterentwicklung vorhanden ist. Daher wird das Fehlen eines
starr an den Austrocknungszyklus angepassten Lebenszyklusses
bei diesen Arten verständlich. Eine Anpassung an die starken
Temperaturschwankungen die in temporären Tümpeln auftreten
können besitzt möglicherweise Paralimnophyes hydrophilus. Die
Art weist für einen breiten- und für die Larvalentwicklung
günstigen Temperaturbereich (5-15 °C) hohe Q10-Werte (4-6)
auf.