Eine Beziehung in der Krise: Fachdidaktik und Sprachwissenschaft

In der Sprachdidaktik hat sich seit mehreren Jahren die Tendenz verstärkt, Forschung in der Perspektive der Erziehungswissenschaft und der Psychologie zu betreiben. Die Lerngegenstände des Unterrichts gelten somit als gesetzt, sodass sie der theoretischen Reflexion entzogen bleiben können. Damit geh...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht in:Osnabrücker Beiträge zur Sprachtheorie
1. Verfasser: Haueis, Eduard
Format: Artikel (Zeitschrift)
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2022
Schlagworte:
Online Zugang:Online Zugang
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Beschreibung
Zusammenfassung:In der Sprachdidaktik hat sich seit mehreren Jahren die Tendenz verstärkt, Forschung in der Perspektive der Erziehungswissenschaft und der Psychologie zu betreiben. Die Lerngegenstände des Unterrichts gelten somit als gesetzt, sodass sie der theoretischen Reflexion entzogen bleiben können. Damit geht jedoch die Chance verloren, dass ein didaktisch gesteuerter wissenschaftlicher Blick auf sprachliches Können und Wissen anderes an Wissensbeständen zutage fördert, als im Kanon der linguistischen Sprachbeschreibung verankert ist. Dies führt zu einer Krise im Verhältnis von Fachwissenschaft und Fachdidaktik: Der Sprachwissenschaft fehlt mit der Entkoppelung von der Praxis des Deutschunterrichts eine Instanz, in der sich der praktische Erfolg ihres wissenschaftlichen Tuns zeigen könnte; und die Fachdidaktik trägt nichts dazu bei, diese Lücke zu schließen. Im Schatten der öffentlichen Wahrnehmung bleibt so der Deutschunterricht ein Ort der sozialen Benachteiligung von Kindern und Jugendlichen. In the domain of language didactics, the trend has increased to do almost all research in perspective of psychology and pedagogy. On this way, the subjects of lessons are predetermined, and may be withdrawn from theoretical reflection. So, the chance may be lost that a didactically controlled scientific look on linguistic ability and knowledge reveals something else than the existing results of linguistic research. This leads to a crisis in the relationship between linguistics and didactics of language: on the one hand, far from the teaching of German language, linguistic studies lack an instance in which practical success of their activities can be seen; on the other hand, the language didactics does nothing to close the gap. So, in the shadow of public perception, teaching German language may remain a place for social deprivation of children and youth.
DOI:10.17192/obst.2022.100.8463