Haubfleisch, Dietmar: Die Schulfarm Insel Scharfenberg in der NS-Zeit. In: Weimarer Versuchs- und Reformschulen am Übergang zur NS-Zeit. Beiträge zur schulgeschichtlichen Tagung vom 16. - 17. November 1993 im Hamburger Schulmuseum, hrsg. von Reiner Lehberger (=Hamburger Schriftenreihe zur Schul- und Unterrichtsgeschichte, 6), Hamburg 1994, S. 84-96. - U.d.T. 'Die Schulfarm Insel Scharfenberg (Berlin) in der NS-Zeit' und im Anmerkungsteil leicht verändert wieder: Marburg 1997: http://archiv.ub.uni-marburg.de/sonst/1997/0007.html


Dietmar Haubfleisch

Die Schulfarm Insel Scharfenberg (Berlin) in der NS-Zeit

Die in Berlin gelegene, 1922 gegründete 'Schulfarm Insel Scharfenberg' war eine der bedeutendsten (höheren) öffentlichen, reformpädagogisch arbeitenden Versuchsschulen der Weimarer Republik [1] . Sie gehörte zu der Gruppe von progressiven Reformschulen, die von den Nationalsozialisten nicht aufgelöst wurden, sondern auch in den Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft weiter bestanden [2] (und auch nach 1945 weitergeführt wurden [3] ).

Mit gutem Grund wurde das von dem Pädagogen Wilhelm Blume (1884-1970) initiierte und geleitete, im Tegeler See gelegene städtische Jungeninternat als 'radikaldemokratisches Freiheitsexperiment' bezeichnet [4] . Denn an wohl keiner anderen öffentlichen Reformschule der Weimarer Republik wurde eine solch weitreichende Schülerselbst- bzw. -mitverwaltung praktiziert wie hier: Alle Mitglieder der Gemeinschaft, Lehrer und Schüler, wirkten an der Entscheidung über die die Gemeinschaft betreffenden Fragen mit gleicher Stimme, d.h. ohne ein nach Lebensalter oder Autorität gestaffeltes Zensus-Wahlrecht, mit. Wie weit die Selbstverwaltungsbefugnisse gingen, zeigt sich wohl am besten in Grundsatzbeschlüssen wie dem, daß die Inselgemeinschaft mit 2/3-Mehrheit darüber entschied, ob ein neuer Schüler nach einer Probezeit volles Mitglied der Gemeinschaft werden könne oder nicht - oder, daß die Gemeinschaft das Recht besaß, mit 2/3-Mehrheit den Ausschluß eines Schülers zu bewirken [5] .

Seit etwa April 1932 - also etwa zu dem Zeitpunkt, als Hindenburg zum Reichspräsidenten gewählt wurde (10.04.1932) und zu dem die seit 1925 ununterbrochen regierende 'Weimarer Koalition' unter Ministerpräsident Otto Braun (SPD) ihre Mehrheit verlor (Preußische Landtagswahl vom 24.04.1932) und fortan nur noch geschäftsführend im Amt bleiben konnte - geriet die Schulfarm, wie auch andere progressive (Berliner) Reformschulen, unter immer stärkeren Druck der rechten Presse [6] .

Seit etwa dieser Zeit bewirkten die politischen Ereignisse außerhalb der Insel zudem auch eine zunehmende politische Radikalisierung innerhalb der Scharfenberger Schülerschaft. Dies zeigte sich beispielsweise im Entstehen einer kleinen nationalsozialistischen und einer kommunistisch orientierten (auch sozialdemokratische Schüler einbindenden) Schülergruppe. Die zunehmende politische Polarisierung der Inselgemeinschaft wurde u.a. auch sichtbar, als - nach dem Ausscheiden der bisher 'meinungsbildenden' Abiturienten - trotz mehrerer Wahlversuche im Frühjahr 1932 keine Wahl eines vollständigen 'Ausschusses', eines aus Schülern und Lehrern bestehenden Selbstverwaltungsgremiums, zustande kam. Blume verfaßte aufgrund dieses Faktums einen Aufruf ('Ich klage an!'), in dem er die Gemeinschaft ob ihrer Unfähigkeit, einen vollständigen Ausschuß zu wählen, anklagte und den - vergeblichen - Versuch unternahm, ihr einen 'Ruck' nach vorn zu geben: Er wandte sich gegen 'Gesinnungslumperei' und gegen die 'Miesmacher', die "jeden Ansatz wahren Führertums bei ihren Kameraden durch kritisierendes und herabziehendes Gerede erstick[t]en", so daß die Scharfenberger Selbstverwaltung "heruntergekommen [sei], genau so wie in der Öffentlichkeit Führer wie Ebert und Stresemann in ihrer Wirksamkeit aus den eigenen Reihen durch nörgelnde und neidische Besserwisser gehemmt worden sind, so daß auch da [d.h. auf Reichsebene!] als gescheitert angesehen werden wird " [7] :

"Ich rufe alle Andersgesinnten auf, diesem Unwesen in 12. Stunde sich entgegenzustemmen. Man glaubt ja nicht, wie groß die Macht des Guten in der Welt ist, wenn sie sich aufrafft und nicht den Negativen das Reich läßt !" [8]


Die mit diesem Aufruf verbundenen Hoffnungen Blumes sollte sich weder für die Schulfarm noch für die Republik erfüllen.


Ostern 1932 hatte Blume neben der Leitung der Schulfarm in einem 'Doppeldirektorat' auch die Leitung der Humboldtschule Berlin-Tegel, einer der damals größten höheren Schulen Berlins, übernommen. Erklärtes Ziel dieses 'Doppelschulversuches' war es, zu erproben, inwieweit die auf Scharfenberg in zehnjährigem Versuch gemachten Erfahrungen auf eine 'normale' höhere Großstadtschule übertragen werden könnten.

Es sieht jedoch danach aus, als ob dies nicht die einzige und alleinige Motivation Blumes für dieses Großunternehmen gewesen sei. Der ehemalige Scharfenbergschüler Heinrich Scheel (geb. 1915) schreibt in seinen Erinnerungen, daß die (erfolgreichen) Humboldtschul-Aktivitäten Blumes - dem Scheel u.a. "eine Nase für atmosphärische Veränderungen der politischen Großwetterlage" bescheinigt - ihm und vielen seiner Mitschüler "wie ein Rückzug aus einer weit vorgeschobenen Stellung" erschienen seien [9] . Diese "zunächst mehr gefühlsmäßige Ahnung" habe sich im Sommer 1932 "in einen handfesten und auch laut ausgesprochenen Verdacht" verwandelt [10] : Am 20.07.1932 war der 'Preußenschlag' von Papens und Schleichers erfolgt, der die parlamentarisch nicht mehr lösbare Regierungsfrage in Preußen durch den Zwang einer Notverordnungslösung 'regelte' und in dessen Gefolge die bislang geschäftsführende Regierung ihres des Amtes enthoben und Papen als Reichskommissar in Preußen eingesetzt wurde. Bei den Reichstagswahlen am 31.07.1932 war die NSDAP zur stärksten Partei geworden. Bald darauf, wohl Anfang Juli 1932, setzte Blume in einer (sich aus der Schüler-, Lehrer- und Elternschaft zusammensetzenden) Schulgemeindesitzung mit Hilfe der Elternschaft (nach Überwindung von Widerständen innerhalb derselben!) gegen den Willen des Großteils der Schülerschaft, d.h. gegen die Mehrheit der Schulgemeinde, durch, daß die Verleihung des Stimmrechts an die neuen Schüler, die bisher von der gesamten Inselgemeinschaft in der Abendaussprache geschehen war, der Gemeinschaft zu entziehen und sich selbst vorzubehalten [11] . Dies bedeutete das Ende des Scharfenberger Schulversuches in seiner Dimension als 'radikaldemokratisches Freiheitsexperiment'. Und es kann (und muß wohl) dahingehend interpretiert werden, daß Blume im Sommer 1932, das Ende der Republik als weitgehend besiegelt sah - eine Einschätzung, die sich in Übereinstimmung mit der aktuellen Forschung befindet [12] .

Entgegen den Auswirkungen der politischen Ereignisse des Jahres 1932 bewirkte die 'Machtergreifung' vom 30.01.1933 selbst - so die schriftlichen Quellen als auch die Erinnerungen damaliger Schüler - eine erstaunlich geringe Beeinflussung des Scharfenberger Alltags: Keiner der zahlreichen von mir interviewten Scharfenbergschüler kann sich daran erinnern, daß sich mit dem Datum der 'Machtergreifung' am 30.01.1933 im Scharfenberger Alltag viel geändert hätte. Auch zum Schuljahrswechsel 1933/34 zu Ostern 1933 waren kaum Besonderheiten festzustellen - weder im hier erfolgenden (üblichen) Schüler- noch im Lehrerwechsel.

Im März 1933 wurden in der Berliner Schulverwaltung umfangreiche Personalveränderungen vorgenommen; so wurde etwa an Stelle von Jens Nydahl der Nationalsozialist Dr. Hans Meinshausen (1889-1948) - zunächst als 'Staatskommissar' - mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Stadtschulrats betraut. Aufgetragene bzw. selbstgestellte Hauptaufgabe der neuen Schulverwaltung war "die Umgestaltung des gesamten Schulwesens im Sinne des nationalsozialistischen Staates " [13] . Ihr Hauptangriffsziel waren, wie anderswo in Deutschland, die progressiven Reformschulen - (nach der bereits im Februar begonnenen Zerschlagung der Karl-Marx-Schule) waren dies vor allem die weltlichen Schulen sowie die Lebensgemeinschaftsschulen [14] . Die Schulfarm aber wurde auch von diesen 'Ereignissen' direkt auffallend wenig berührt.

Es können eine Reihe von Gründen angeführt werden, die dieses Faktum mitbewirkten. So gab es auf Scharfenberg beispielweise einen von der Odenwaldschule kommenden Lehrer namens Walter Brenning (geb. 1890), der ein Corpsbruder von Meinshausen aus gemeinsamer Studienzeit war, "dem er sich verpflichtet fühlte " [15] .

Vor allem aber können hierfür zwei Hauptfaktoren angeführt werden:

Der erste Hauptfaktor war das Interesse der Nationalsozialisten an einem 'Umfunktionieren' der Schulfarm: So äußerte Meinshausen den Wunsch nach einer "Schule, die in der lebendigen Verbindung mit dem Leben der Gegenwart steht, die darum nicht unwissenschaftlich ist, sondern die ideale Verbindung zwischen strikter, alter Wissenschaftlichkeit und blutvoller Lebensnähe anstrebt " [16] . Im Oktober 1933 benannte Meinshausen - der bei seinem ersten Besuch auf der Insel "in hoher Anerkennung von der hier geleisteten Arbeit sprach" und daher die "Förderung von allen maßgeblichen Stellen" zusagte [17] - als ein Ziel seiner Schulpolitik u.a. die Schaffung 'grüner Schulen': Er beabsichtige, "die Jugend in enge Beziehung zur Natur [zu] bringen"; er beabsichtige, "Schulen aus der Innenstadt herauszunehmen und sie in die naturverbundenen Außenbezirke zu verlegen " [18] .

Die 'grüne Schule' Scharfenberg, insbesondere auch die Scharfenberger Landwirtschaft, ließen die Nationalsozialisten - wie an einigen anderen Reformschulen - möglicherweise auch glauben, hier 'Blut- und Boden'-Atmosphäre vorzufinden.

Als zweiter Hauptfaktor kann der Versuch Blumes - von dem keinerlei Formen von irgendwie gearterer 'Begeisterung' dem Nationalsozialismus gegenüber bekannt ist, und der weder Mitglied der NSDAP noch des NSLB wurde - genannt werden, seine Schulgründung - die nichts weniger als sein 'Lebenswerk' darstellte - durch 'Einpassen' in die veränderten 'Rahmenbedingungen' zu 'retten'.

Zu solchen 'Aktivitäten' gehörten etwa Anbiederungsversuche, wie die Aufführung von reaktionären Texten und Schriften von Thomas Carlyle zum Thema 'Arbeiten und nicht verzweifeln' auf dem 'Erntefest' im Herbst 1933 [19] . Von grundlegenderer Bedeutung aber war, daß Blume im Juli/August 1933 die Selbstverwaltung der Schulfarm durch Auflösung der Selbstverwaltungsorgane der Schulfarm (Abendaussprache, Stimmrecht, Wahlämter u.a.m.) entgültig beseitigte: Ganz im Sinne eines 'Ständemodells' wurde die Inselgemeinschaft in drei Arbeits- und Verwaltungsbereiche gegliedert, deren Mitglieder vom Leiter berufen wurden und ihrerseits berechtigt waren, Helfer und Warte zu ernennen [20] .

Da die nationalsozialistischen Schulbehörden aber durch keine dieser 'Zugeständnisse' zufriedenzustellen waren, griff man von außen und oben ein und holte zu einem Schlag aus, der den Nerv der Inselschule traf: Im Herbst 1933 wurde Blume - der formal Gesamtleiter der Schulfarm sowie Unterrichtsleiter blieb - mit Dr. Felix Scholz (1896-1959), einem fanatischen SA-Mann, der zuvor als Lehrkraft an der Karl-Marx-Schule zum Ende dieses Schulversuches beigetragen hatte [21] , ein 'Heimleiter' zur Seite gestellt. Dieser hatte die Aufgabe, die Umstaltung der Schulfarm zu einem nationalsozististisch geprägten Internat weiter voranzubringen.

Scholz bewirkte im Laufe der zweiten Hälfte des Schuljahres 1933/34 eine Reihe von Veränderungen. So wurde der Hitler-Gruß auf der Insel eingeführt, der zentrale Gemeinschaftsraum der Inselgemeinschaft in 'Adolf-Hitler-Saal' umbenannt und an einem Inselweg ein Horst-Wessel-Gedenkstein errichtet [22] . Im Speisesaal hängende Drucke von Expressionisten wurden abgehängt; von einem Schüler Mitte der 20er Jahre angebrachte Wandfresken mit Liebesszenen aus der Weltliteratur wurden zur 'entarteten Kunst' erklärt und, da die Schüler sich weigerten, das Werk eines Kameraden zu vernichten, von einem auf die Insel bestellten Maler mit Bürste und flüssigem Kalk zerstört [23] .


Im Oktober 1933 gab Scholz eine 'Schulfarmordnung' heraus; deren Präambel brachte die 'neue Richtung' klar zum Ausdruck:

"Die Schulfarm Scharfenberg ist eine nationalsozialistische Gemeinschaft von Schülern und Lehrern. Sie wird nach dem Führergrundsatz geleitet; das Leben in ihr beruht ebenso auf Kameradschaft wie auf straffer Disziplin. Da man sich nicht einer Person an sich, sondern dem freiwillig anerkannten Gesetz [der] nationalsozialistischen Gemeinschaftsordnung unterwirft, gibt es keine Disziplin mit Vorbehalt, etwa weil einem Anordnungen oder Person des Führers nicht passen. Wer dem zuwiderhandelt, schließt sich selbst aus dem Scharfenberger Gemeinschaft aus ." [24]

Scholz hatte auf der Insel keinen leichten Stand. Insbesondere der von ihm ausgeübte Druck, die Schüler in die HJ bzw. ins Jungvolk zu pressen, erbrachte zwar in einigen Fällen 'Erfolg', verstärkte aber auf der anderen Seite die Distanzierung größerer Teile der Schülerschaft gegenüber Scholz, der HJ und letztendlich auch gegenüber dem Nationalsozialismus um so mehr. Einige der Schüler entwickelten dabei ein regelrechtes Widerstandspotential. So fertigte beispielsweise der künstlerisch hochbegabte Schüler Josef Adolf Schmoll gen. Eisenwerth (geb. 1915), der auf der Insel gelernt hatte, seine politischen Auffassungen (auch) mit den Mitteln der Karikatur auszudrücken, eine glänzende Karikatur von Scholz an, die auf der Insel von Hand zu Hand ging; das Ansehen der Heimleiters suchten die Schüler u.a. auch zu beschädigen, indem sie Schillers 'Bürgschaft' als Filmatelierszene in modernem Gewande zeigten und dabei das getreue Abbild ihres Heimleiters auf dem elektrischen Stuhl in Todesängsten zittern ließen [25] .

Ende der 50er Jahre schrieb Blume, er habe - nach allen 'Einpassungsversuchen' bis zum Herbst 1933 - nach dem Eintritt von Scholz in die Schulfarm im Herbst 1933 bald erkannt, "daß unmöglich zwei so verschiedene Menschen mit so verschiedenen Ansichten [wie er und Scholz] auf die Dauer nebeneinander dieselbe Jugend beeinflussen könnten ." [26] Lediglich "die heiklen Verhandlungen über die Zukunft der Lehrer, die mit dem bisherigen Leiter gehen wollten [...], und über den nachteilfreien Abzug der Sezessionisten unter den Schülern [hätten] [...] den offiziellen Rücktritt [verzögert ]." [27]

Dieser Zeitpunkt war zu Ostern 1934 erreicht: Blume verließ zusammen mit anderen Lehrern und knapp der Hälfte der Schülerschaft - dies waren die Abiturienten und die Schüler, die sich geweigert hatten, in die HJ bzw. ins Jungvolk einzutreten - die Insel [28] .

Blume blieb all die Jahre der nationalsozialistischen Herrschaft Direktor der Humboldtschule [...] - ohne, wie schon erwähnt, Mitglied der NSDAP und des NSLB zu werden. Von den ehemaligen Scharfenbergschülern emigrierten einige, andere Schüler und einige ehemalige Lehrer übten die unterschiedlichsten Formen 'nichtangepaßten Verhaltens' - von Nonkonformität, über Verweigerung und Protest bis hin zu aktivem Widerstand ('Rote Kapelle') - aus [29] .

Mit Blumes Abgang von der Insel, mit dem der Assessor Dr. Felix Scholz die kommissarische Leitung der Schulfarm übertragen wurde, war eine komplizierte, 1932 begonnene 'Übergangsphase' abgeschlossen und der Schulversuch der Weimarer Republik im Frühjahr 1934 endgültig beendet worden.

"Mit dem Sommerhalbjahr 1934", so konnte Scholz zurecht im Jahresbericht der Schulfarm für das Schuljahr 1933/34 berichten, "begann ein neuer Abschnitt in der Entwicklung der Schulfarm Insel Scharfenberg ." [30] Unter der alleinigen Leitung von Scholz sollte Scharfenberg nun "ein Bollwerk und Vorposten der neuen Erziehung im Deutschland Adolf Hitlers " [31] werden.

"Die erste Bedingung" zur Realisierung dieses Zieles, so Scholz, sei die richtige "Auswahl der Menschen " [32] : Entsprechend würde nun das Lehrerkollegium "aus Mitgliedern der nationalpolitischen Bewegung zusammengesetzt " [33] und die Schüler nach 'rassischen, geistigen und körperlichen Gesichtspunkten' ausgelesen; konsequent gehörte es fortan zu den zentralen Aufnahmebedingungen für die Jungen, daß sie Mitglied in der HJ bzw. im Jungvolk zu sein hatten [34].

Offensichtlich Hand in Hand entwickelte Scholz mit der Berliner Stadtverwaltung unter Meinshausen den erstmals zu Jahresbeginn 1935 schriftlich formulierten 'ehrgeizigen' Plan, aus der Schulfarm eine 'Musteranstalt' zu machen - und zwar als eine 'nationalsozialistische [sic!] Erziehungsanstalt der Stadt Berlin', die eine 'Mixtur' aus einem Landerziehungsheim in Lietzschem Sinne und einer NAPOLA darstellen sollte [35] : Der Plan zur Umgestaltung der Schulfarm wurde von der Stadt Berlin im Frühjahr 1935 an den Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg, Abt. für höheres Schulwesen, gesandt, der denselben im Mai 1935 an den Reichs- und Preußischen Minister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung weiterleitete - und zwar mit skeptischen Kommentaren, man möge zunächst die Stabilisierung der Schulfarm im nationalsozialistischen Sinne abwarten, bis man sich hier weiter vor wage. Wohl nicht zuletzt aufgrund dieser skeptischen Bemerkungen lehnte das Ministerium den Scharfenberg-Plan ab und untersagte entsprechend auch den Gebrauch der Bezeichnung 'Nationalsozialistische Erziehungsanstalt' für die Schulfarm.

Es scheint, als ob das Jahr 1936 mit dem Scheitern dieses Planes einen tieferen Einschnitt in der nationalsozialistischen Geschichte der Schulfarm bedeutete, doch machen die Quellen zur Entwicklung in den nachfolgenden Jahren leider recht wenig Aussagen. So ist z.B. auch der genauere Kontext einer Namensänderung der Schulfarm so gut wie nicht rekonstruierbar: Anfang 1938 erfolgte eine Umbenennung in 'Rudolf-Heß-Schulfarm', aber nur für die Schuljahre 1938/39 und 1939/40 (und auch hier nicht durchgängig) - bis in den Jahren danach wird wieder die alte Bezeichnung 'Schulfarm Insel Scharfenberg' Verwendung fand [36] .

Eine neue Phase der Entwicklung ergab sich für die Schulfarm - im Kontext des 2. Weltkrieges - im Herbst 1940:

Nachdem am 29.08.1940 der erste Bombenangriff auf Berlin stattgefunden hatte, wurde am 27.09. die Aktion der 'Erweiterten Kinderlandverschickung', eingeleitet. Im Rahmen dieser Aktion wurden von 1940 bis 1944/45 vermutlich ca. 800.000 Schüler, teilweise in ganzen Klassen oder Schulen, aus vom Luftkrieg betroffenen oder bedrohten Städten in sichere Gebiete verschickt [37] .

Bereits am 07.10.1940 verhandelte die Schulfarm mit der HJ und der NSV (Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt) über eine Verlegung der Schulfarm. Im Gefolge dieser Verhandlungen siedelte die Schulfarm - als erste Berliner Schule! - bereits am 15.11.1940 geschlossen in ein umfunktioniertes Berghotel in Brückenberg im Riesengebirge über. 1942/43 erfolgte die Verlegung der Schule nach Mähren. 1944 befand sich die Inselgemeinschaft in einem Lager in Wiek auf Rügen; hier erlebte sie das Kriegsende [38] .

Die Insel Scharfenberg wurde übrigens inzwischen auf verschiedene Weise genutzt: Zunächst zogen hier jugendliche Arbeiter der der Insel Scharfenberg benachbarten Borsigwerke ein; es folgte eine Gruppe volksdeutscher Lehrer aus der Ukraine, die an Berliner Schulen lernen sollten; dann nistete sich eine Musikschule der HJ ein. Zum Schluß beherbergte die Insel als Wehrertüchtigungslager in unschönen Baracken 300 Hitlerjungen; ein grotesker Plan, die Insel durch die Hitlerjungen gegen die Russen zu verteidigen, endete in fluchtartigem Aufbruch. Mit Kriegsende unterhielt die sowjetische Besatzungsmacht ca. zwei Monate lang auf der Insel eine Flottenstation für ihren Marinenachwuchs - bevor Blume den Auftrag erhielt und annahm, die Schulfarm neu zu errichten [39] .

Soweit ein kurzer Durchgang durch die Geschichte der Schulfarm Insel Scharfenberg in der NS-Zeit.

Nahezu alle der hierin angesprochenen Aspekte bedürfen noch weiterer Nachforschungen. Von besonderem Interesse erscheint hierbei die - unter Einbeziehung ehemaliger Schüler zu klärende - Frage, nach dem Verhältnis von Erziehungsprogrammatik und -realität, d.h. die Frage, inwieweit die nationalsozialistische 'Gleichschaltung' der Schulfarm nach 1934 wirklich durchgängig und durchgreifend erfolgt ist [40] .

Kurt Goritzky (geb. 1907), der in jenen Jahren auf Scharfenberg tätig gewesen war, verneint die These, daß Scharfenberg durch und durch nationalsozialistisch geprägt gewesen sei [41] . Ehemalige Schüler, wie z.B. Peter Rathjens (geb. 1918) unterstützen diese Aussagen: es habe auch in der Scharfenberger Lehrerschaft zwischen 1934 und 1945 "nur äußerlich angepaßte Lehrer und nur einen allseits unbeliebten fanatischen Nazi, Dr. Scholz" gegeben [42] . Auch habe es, so ebenfalls Rathjens, bis 1935/36 "auch weiterhin kritische Mitschüler " [43] gegeben, die sich - um ihr Abitur machen zu können, nur scheinbar 'anpaßten' - und die ein gewisses 'oppositionelles Milieu' bewirkten. Tatsächlich läßt sich anhand der Jahresberichte der Schulfarm feststellen, daß es zumindest bis 1936 - trotz der Bedingung, der Mitgliedschaft in der HJ bzw. im Jungvolk - immer wieder zu Konflikten mit Schülern gekommen ist, sodaß alle Jahre wieder immer wieder eine Anzahl von Schülern die Insel verlassen mußten: es waren dies insbesondere Schüler, die noch unter Blume Schüler der Schulfarm geworden waren, oder aber, die die (falsche) Hoffung hegten, auf Scharfenberg auch nach 1933 noch einen relativen 'Freiraum' erleben zu können [44] .

Die Frage nach dem Verhältnis von Erziehungsprogrammatik und -realität stellt sich nicht zuletzt auch für die KLV-Phase der Schulfarm - gilt doch (auch) die KLV-Aktion nach wie vor zu den weitgehend unerforschten Bereichen des NS-Erziehungswesens, insbesondere auch in Hinblick auf die Verifizierung der immer wieder vorgebrachten These, daß gerade in den KLV-Lagern die Realisierung reformpädagogischer Elemente gelungen sei [45] .




Anmerkungen:


[1] Einen Überblick über die Geschichte der Schulfarm in der Weimarer Republik bietet (mit weiteren Quellen- und Literaturhinweisen): Dietmar Haubfleisch: Schulfarm Insel Scharfenberg. Reformpädagogische Versuchsschularbeit im Berlin der Weimarer Republik, in: 'Die Alte Schule überwinden'. Reformpädagogische Versuchsschulen zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus, hrsg. von Ullrich Amlung, Dietmar Haubfleisch, Jörg-W. Link und Hanno Schmitt (=Sozialhistorische Untersuchungen zur Reformpädagogik und Erwachsenenbildung, 15), Frankfurt 1993, S. 65-88. - Haubfleisch, Dietmar: Die Schulfarm Insel Scharfenberg (Berlin) und ihre vielfältigen Vernetzungen mit Personen und Institutionen der Reformpädagogik der Weimarer Republik. Einige Beispiele und Funktionen. In: Nationale und internationale Verbindungen der Versuchs- und Reformschulen in der Weimarer Republik. Beiträge zur schulgeschichtlichen Tagung vom 17.11.-18.11.1992 im Hamburger Schulmuseum, hrsg. von Reiner Lehberger (=Hamburger Schriftenreihe zur Schul- und Unterrichtsgeschichte, 5), Hamburg 1993, S. 52-64; im Anmerkungsteil leicht verändert wieder: Marburg 1997: http://archiv.ub.uni-marburg.de/sonst/1997/0006.html
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[2] Neben den in den nachfolgenden Fußnoten zu Einzelaspekten aufgeführten Quellen zum Thema sei hier insbesondere hingewiesen auf die ungedruckten, im Pädagogischen Zentrum Berlin [=Berlin, PZ] lagernden 'Jahresberichte der Schulfarm Insel Scharfenberg' für die Schuljahre 1932/33 und 1934/35 bis 1939/40. - Außerdem: Der Fährkahn. Blatt der Scharfenberger, Berlin, 1. Folge: September 1935 bis 11. Folge: Mai 1941. - Als bislang einzige publizierte Quellensammlung zum Thema ist zu nennen: Rolf Gutschalk: Scharfenberg während der NS-Zeit. Einige Dokumente, in: 60 Jahre Schulfarm Insel Scharfenberg 1922-1982. Jubiläums-Festschrift anläßlich des 60-jährigen Bestehens der Schulfarm Insel Scharfenberg (=Sonderheft der Fähre), Berlin 1982, S. 33-47.
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[3] Haubfleisch, Dietmar: Die Schulfarm Insel Scharfenberg (Berlin) nach 1945. In: Schulen der Reformpädagogik nach 1945. Beiträge zur dritten schulgeschichtlichen Tagung vom 15. bis 16. November 1994 im Hamburger Schulmuseum, hrsg. von Reiner Lehberger (=Hamburger Schriftenreihe zur Schul- und Unterrichtsgeschichte, 7), Hamburg 1995, S. 57-93. - Im Anmerkungsteil leicht verändert wieder: Marburg 1997: http://archiv.ub.uni-marburg.de/sonst/1997/0008.html
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[4] S. z.B.: Wilhelm Richter: Radikaldemokratisches Freiheitsexperiment. Zum Tode Wilhelm Blumes, des Gründers von Scharfenberg - Schon damals Kern- und Kursunterricht, in: Der Tagesspiegel vom 29.11.1970; u.d.T. 'Nachruf auf Wilhelm Blume [...]' wieder in: Wilhelm Richter: Schulerinnerungen, Berlin 1976, S. 58-61 [als Dok. Nr. III].
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[5] Vgl. hierzu etwa: Haubfleisch: Schulfarm (1993), a.a.O., S. 68f.
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[6] Vgl. z.B.: Fort mit den roten Volksverderbern! Eltern denkt an Eure Kinder, in: Lausitzer Landes-Zeitung vom 23.04.1932; wieder in: Gutschalk: Scharfenberg, a.a.O., S. 36 [Dok. Nr. 1].
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[7] Privatsammlung Bernd Stückler [=PS Stückler]: Wilhelm Blume: 'Ich klage an!', o.D. [Frühjahr 1932].
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[8] PS Stückler: Wilhelm Blume: 'Ich klage an!', o.D. [Frühjahr 1932].
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[9] Heinrich Scheel: Schulfarm Insel Scharfenberg (=Wortmeldungen, 3), Berlin (DDR) 1990, S. 47.
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[10] Scheel: Schulfarm, a.a.O., S. 47.
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[11] S. vor allem: PS Stückler: Wilhelm Blume: Das Umordnen der Schülerselbstverwaltung im Juli-August 1933.
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[12] Vgl. zum Forschungsstand über die 'Auflösungsphase der Republik' z.B.: Eberhard Kolb: Die Weimarer Republik (=Oldenbourg-Grundriß der Geschichte, 16), 2. durchges. und erg. Aufl. München [u.a.] 1988, S. 199-216, bes. S. 207. - Zur Situation in Berlin s. zuletzt: Berlin 1932. Das letzte Jahr der ersten deutschen Republik. Politik, Symbole, Medien. Hrsg. von Diethart Kerbs und Henrick Stahr (=Stätten der Geschichte Berlins, 73), Berlin 1992.
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[13] Verwaltungsbericht der Hauptschulverwaltung der Stadt Berlin und der Allgemeinen Hauptverwaltung Kunst- und Bildungswesen für die Zeit vom 1. April 1932 bis 31. März 1936 mit einem kurzen Rückblick seit 1928, Heft 5: Schul-, Kunst- und Bildungswesen, Berlin 1937, S. 24.
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[14] Vgl. zum Berliner Schulwesen in der NS-Zeit u.a.: Wolfgang Wippermann: Das Berliner Schulwesen in der NS-Zeit. Fragen, Thesen und methodische Bemerkungen, in: Schule in Berlin. Gestern und Heute (=Wissenschaft und Stadt, 9), Berlin 1989, S. 57-73.
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[15] Scheel: Schulfarm, a.a.O., S. 57.
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[16] Staatskommissar Dr. Meinshausen und seine Mitarbeiter über die städtischen Reformen, in: Der Tag vom 29.10.1933, 3. Beiblatt.
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[17] Hans Samter: 'Orplid an der Havel'. Schulfarm am Tegeler See, in: Deutsche Allgemeine Zeitung. Ausgabe Groß-Berlin vom 24.10.1933.
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[18] Zit. nach: Konrad Döring: Neuer Geist in den Schulen Berlins. Aus der Schulverrottung heraus! - Staatskommissar Dr. Meinshausen und seine Mitarbeiter über die städtischen Reformen, in: Der Tag vom 29.10.1933, 3. Beiblatt.
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[19] Scheel: Schulfarm, a.a.O., S. 56f.
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[20] S. dazu bes.: Berlin, PZ: Jahresberichte für das Schuljahr 1932/33, Bd. 248d, Nr. 88: Berlin, Schulfarm Insel Scharfenberg (Blume), S. 47f. - Und: PS Stückler: Wilhelm Blume: Das Umordnen der Schülerselbstverwaltung im Juli-August 1933.
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[21] Kurt Schwedtke: Nie wieder Karl-Marx-Schule! Eine Abrechnung mit der marxistischen Erziehung und Schulverwaltung, Braunschweig [u.a.] o.J. [1933].
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[22] Eine lesenswerte Skizzierung von Horst Wessel findet sich in: MANN, Erika, Zehn Millionen Kinder. Die Erziehung der Jugend im Dritten Reich. Mit einer Einführung von Thomas MANN und einem Nachwort von Alfred GROSSER, 2. Aufl. München 1990, S. 68-71.
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[23] S. vor allem: Wilhelm Blume: Erinnerungen an das Bollehaus auf der Insel Scharfenberg (=Vorträge und Aufsätze, 8), Berlin 1959, S. 24f.
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[24] PS Stückler: Felix Scholz: Die Schulfarmordnung [vermutlich Ende Oktober 1933].
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[25] Vgl. zu solchem Verhalten z.B.: Scheel: Schulfarm, a.a.O., S. 59. - Zum Grundsätzlichen der für eine solche 'Verweigerungshaltung' erforderlichen 'Ich-Stärke' und 'Autonomie' vgl.: Hermann Giesecke: Vom Wandervogel bis zur Hitlerjugend. Jugendarbeit zwischen Politik und Pädagogik, München 1981, bes. S. 208-210.
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[26] Blume: Erinnerungen, a.a.O., S. 25.
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[27] Blume: Erinnerungen, a.a.O., S. 26; vgl. Scheel: Schulfarm, a.a.O., S. 66.
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[28] Die in Haubfleisch: Schulfarm (1993), a.a.O., S. 81 genannten 'ca. 60%' sind zu hoch angesetzt.
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[29] Gilt es bei der Beobachtung 'nichtangepaßten Verhaltens' in der Schülerschaft progressiver Reformschulen auch festzuhalten, daß hierfür häufig auch außerschulische Sozialisationsfaktoren 'verantwortlich' waren, so gilt auch für die Schulfarm, daß auch hier eine große Zahl der Schüler aus politisch aktiven sozialdemokratischen oder kommunistischen Elternhäusern stammten; doch dürfte - so auch die Selbsteinschätzung einiger der ehemaligen Schüler! - das langjährige Scharfenberger Internatsleben einen deutlich stärkeren Einfluß (auch hier) geübt haben, als dieses an einer Halb- oder auch Ganztagsschule der Fall gewesen sein konnte. - S. hierzu vor allem: Heinrich Scheel: Vor den Schranken des Reichskriegsgerichts. Mein Weg in den Widerstand, Berlin 1993.
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[30] Berlin, PZ: Jahresberichte für das Schuljahr 1934/35, Bd. 301c, Nr. 83: Berlin, Schulfarm Insel Scharfenberg, S. 37.
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[31] Zum Geleit, in: Der Fährkahn. Blatt der Scharfenberger, 4. Folge: September 1935, S. 4.
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[32] Berlin, PZ: Jahresberichte über das Schuljahr 1934/35, Bd. 301c, Nr. 83: Schulfarm Insel Scharfenberg, S. 37.
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[33] Ebd.
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[34] Ebd.
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[35] Quellen über diesen Vorgang finden sich in: Berlin, Landesarchiv. Außenstelle Breite Straße (vormals: Stadtarchiv Berlin): Rep. 20-01, Nr. 763: Aufstellung und Bearbeitung des Haushalts Kap. XV-5 für die Erziehungsanstalt Scharfenberg 1935/36. - Vgl. zum Verständnis auch: Felix Scholz: Scharfenberg. Die höhere Landerziehungsschule der Stadt Berlin, in: Nationalsozialistische Erziehung. Kampf- und Mitteilungsblatt des Nationalsozialistischen Lehrerbundes für den Gau Groß-Berlin, Berlin, Jg. 5 (1936), S. 353f.; wieder in: Gutschalk: Scharfenberg, a.a.O., S. 41-44 [Dok. Nr. 7].
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[36] Vgl. etwa die Angaben in: Wegweiser durch das höhere Schulwesen des Deutschen Reiches. Im Auftrage des Reichsministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung bearb. von der Reichsstelle für Schulwesen Berlin, Berlin, Jg. 1: Schuljahr 1935 (1936) - Jg. 8: Schuljahr 1942 (1944).
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[37] Host Hermand: Als Pimpf in Polen. Erweiterte Kinderlandverschickung 1940-1945, Frankfurt 1993, bes. S. 9-28.
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[38] S. hierzu bes.: Karl Münzel: Aus dem Anstaltsleben 1940/41 [April 1940-März 1941], in: Der Fährkahn. Blatt der Scharfenberger, 11. Folge: Mai 1941, S. 5-10. - Helmut Kinze: Brückenberg. K.L.V., in: Der Fährkahn. Blatt der Scharfenberger, 11. Folge: Mai 1941, S. 18-21. - Berlin, Landesarchiv: Rep. 140, Acc. 4573: Archiv der Schulfarm Insel Scharfenberg: Wilhelm Blume: Denkschrift über die Schulfarm Insel Scharfenberg - was sie war, wie sie augenblicklich ist, und was sie werden soll [Dezember 1945]; Kapitel "Die 12jährige Zwischenherrschaft" veröffentlicht in: Gutschalk: Scharfenberg, a.a.O., S. 46f. [Dok. Nr. 10]. - Vgl. so auch: Wilhelm Blume: Bezirksantrag 1945 zur Wiedereröffnung Scharfenbergs [vermutlich Juli 1945; vollständiges maschr. Orginal in: Berlin, Landesarchiv: Rep. 140, Acc. 4573: Archiv der Schulfarm Insel Scharfenberg]; Teile veröffentlicht in: Wilhelm Blume zum 100. Geburtstag (=Neue Scharfenberg-Hefte, 6), Berlin 1984, S. 29-35, hier S. 30f.
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[39] Berlin, Landesarchiv: Rep. 140, Acc. 4573: Archiv der Schulfarm Insel Scharfenberg: Blume: Denkschrift, a.a.O. - Vgl. so auch: Blume: Bezirksantrag 1945, a.a.O., S. 30f.
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[40] Solche Differenzierung wurde bislang mehrfach gefordert (vgl. z.B. Harald Scholtz: Erziehung und Unterricht unterm Hakenkreuz, Göttingen 1985, S. 23; für Berlin: Wippermann: Das Berliner Schulwesen, a.a.O., S. 70), jedoch bislang selten realisiert.
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[41] Berlin, Landesarchiv: Rep. 140, Acc. 4573: Archiv der Schulfarm Insel Scharfenberg: Kurt Goritzky briefl. an Rolf Gutschalk vom 26.02.1982. - Und: Berlin, Landesarchiv: Rep. 140, Acc. 4573: Archiv der Schulfarm Insel Scharfenberg: Notizen Rolf Gutschalks betr. einem Besuch bei Kurt Goritzki vom 19.03.1983.
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[42] P. Rathjens briefl. an D.H. vom 02.09.1985.
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[43] P. Rathjens briefl. an D.H. vom 02.09.1985.
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[44] Vgl. z.B.: Volker Hoffmann: Hanno Günther, ein Hitler-Gegner. 1921-1942. Geschichte eines unvollendeten Kampfes (=Stätten der Geschichte Berlins, 80), Berlin 1992, S. 33.
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[45] S. z.B. die mehrfach vorgetragene Position Alfred Ehrentreichs; vor allem in: Alfred Ehrentreich: Erfahrungen aus der Kinderlandverschickung, in: Informationen zur Erziehungs- und Bildungsgeschichtlichen Forschung (IZEBF), Nr. 14, 1980, S. 109-122. - Und: Alfred Ehrentreich: 50 Jahre erlebte Schulreform - Erfahrungen eines Berliner Pädagogen, hrsg., und mit einer Einleitung von Wolfgang Keim (=Studien zur Bildungsreform, 11), Frankfurt [u.a.] 1985, S. 148-180: 'Das Abenteuer der KLV' (nach Tagebuchaufzeichnungen). - Vgl. gegen solch positive Einschätzungen zuletzt: Hermand: Als Pimpf in Polen, a.a.O., bes. S. 9-28.
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