Zusammenfassung:
Epilepsie gehört mit einer Prävalenz von 0,5-1% (ca. 400.000 bis 800.000 Menschen in Deutschland) und einer Inzidenz von 30.000 Neuerkrankten pro Jahr zu den häufigsten chronischen neurologischen Erkrankungen und kann teilweise mit erheblichen Einschränkungen im Alltag der Menschen verbunden sein. Die bisher zur Verfügung stehenden Therapieoptionen beinhalten vor allem die Pharmakotherapie, welche jedoch nebenwirkungsreich und vor allem bei Temporallappenepilepsien oftmals unzureichend sein kann. Epileptische Toleranz beschreibt einen Zustand einer vorrübergehenden erhöhten Resistenz gegenüber der Entwicklung einer Epilepsie und kann durch verschiedene Präkonditionierungsschemata erlangt werden. Die zugrundeliegenden Mechanismen der epileptischen Toleranz sind bisher jedoch nur unzureichend verstanden. MiRNAs sind kurze nicht-kodierende Ribonukleinsäuren, die durch Kontrolle der Translation von mRNA maßgeblichen Einfluss auf die Proteinsynthese nehmen. Auch im Bereich der Epilepsie und epileptischen Toleranz wurde eine Regulierung ihrer Expression festgestellt. In der vorliegenden Arbeit wurden am Tractus-perforans- Modell der Epileptogenese in Ratten Veränderungen in der miRNA-Expression im Hippocampus unter vier verschiedenen Bedingungen (preconditioning, injury, tolerance, control) untersucht. Hierfür wurden die Versuchstiergruppen nach unterschiedlichen Paradigmen stimuliert. Nach Sequenzierung der miRNAs zeigten sich insgesamt 21 miRNAs signifikant hoch- und 15 miRNAs herunterreguliert, wovon ausschließlich in tolerance zehn miRNAs hoch- und sechs miRNAs herunterreguliert waren. Die mit diesen miRNAs verbundenen Prozesse betreffen vor allem die Regulierung von Apoptose, Morphologie und Bildung von Axonen, Dendriten und Synapsen. Auf dieser Grundlage bedarf es nun weiterer Studien, um die genauen Funktionsmechanismen der mit epileptischer Toleranz assoziierten miRNAs zu untersuchen und ihr therapeutisches Potential zu explorieren.