Zusammenfassung:
Einleitung
Aufgrund der alternden Bevölkerung in den Industrienationen nehmen geriatrische Frakturen zu [7, 63]. Die Fragilitätsfraktur des Beckenrings (FFP) stellt aufgrund ihrer geringen Inzidenz eine wenig untersuchte Verletzung des Alters dar. In den letzten Jahren ist jedoch aufgrund der verbesserten radiologischen Diagnostik und der verstärkten Forschung das Interesse an diesem speziellen Krankheitsbild gestiegen. Dennoch fehlt es an prospektiven Studien, die die Auswirkungen dieser Beckenfrakturen auf die Lebensqualität der Patienten untersuchen.
Methoden
Von 2012 bis 2016 wurden Daten von Patienten, die älter als 60 Jahre waren und eine Beckenringfraktur erlitten hatten, erfasst. Die Fraktur musste durch einen einfachen Sturz oder durch eine Pathologie verursacht worden sein. Diese Patienten wurden anhand des IADL-Scores, des Barthel-Index und des Harris Hip Score bewertet, um ihre Lebensqualität zum Zeitpunkt vor der Krankenhausaufnahme, bei der Krankenhausaufnahme und bei der Entlassung zu beurteilen. Diese Tests wurden prospektiv sechs Wochen, sechs Monate und zwölf Monate nach der Entlassung aus dem Krankenhaus wiederholt. Darüber hinaus wurden die Patienten zu jedem Zeitpunkt gebeten, ihren subjektiven Gesundheitszustand als Prozentsatz und als Schmerz auf der VAS-Skala anzugeben. Der Harris Hip Score wurde nur bei der Entlassung und nach sechs Wochen erhoben.
Ergebnisse
Die hier vorgestellte Studie umfasste insgesamt 134 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 80 Jahren. Die Frakturen können weiter unterteilt werden, und zwar nach den AO-Klassifikationen. Danach haben 44 Patienten eine Fraktur vom Typ A, 83 Patienten eine Fraktur vom Typ B und 7 Patienten eine Fraktur vom Typ C erlitten. Wendet man das Klassifizierungssystem von Rommens/Hofmann an, so wurde bei 41 Patienten eine Fraktur des Typs FFP 1 diagnostiziert, bei 81 Patienten eine Fraktur des Typs FFP 2, bei 10 Patienten eine Fraktur des Typs FFP 3 und bei nur 2 Patienten eine Fraktur des Typs FFP 4.
Betrachtet man den IADL-Score für alle Patienten, so liegt der Score vor der Fraktur bei 6 Punkten, bei der Aufnahme bei 2 Punkten und steigt dann bis zur 12-monatigen Nachuntersuchung wieder auf 4 Punkte an. Der Unterschied ist hoch signifikant. Der Barthel-Index zeigt hier den gleichen Verlauf: Der Ausgangswert liegt bei 95 Punkten, fällt bei der Aufnahme auf 35 Punkte und liegt nach 12 Monaten bei 80 Punkten. Auch dies ist ein signifikanter Unterschied. Der Harris Hip Score, der bei der Entlassung des Patienten und nach 6 Wochen gemessen wurde, zeigt einen signifikanten Anstieg innerhalb dieses Zeitraums (44 bis 66 Punkte). Der tägliche Score, der erstmals bei der Aufnahme gemessen und mit 50 % angegeben wurde, stieg nach 12 Monaten auf 65 %, wie von den Patienten berichtet.
Unterteilt man das Patientenkollektiv nach der "AO"-Klassifikation oder nach Rommens/Hofmann (FFP), zeigen sich ähnliche Verläufe. Nur die IADL in der Gruppe "AO Typ A" und "FFP Typ 1" zeigen keine negative Entwicklung innerhalb eines Jahres. Auch der Barthel-Index in der Gruppe "FFP Typ 1" weist nach 12 Monaten keinen signifikanten Unterschied zwischen "Baseline" und Kontrolle auf.
Schlussfolgerung
Basierend auf den beschriebenen Daten haben Beckenfrakturen aufgrund eines leichten Sturzes oder einer pathologischen Fraktur einen signifikanten Einfluss auf die Lebensqualität von geriatrischen Patienten. Wie erwartet nimmt die Lebensqualität akut nach dem Frakturereignis stark ab, verbessert sich in den ersten Wochen am stärksten und steigt danach nur noch langsam an, ohne den Wert vor dem Frakturereignis zu erreichen. Dieser Trend ist bei allen erhobenen Werten erkennbar. Interessanterweise schätzen sich die Patienten nach einem Jahr schlechter ein, als es die gemessenen Werte widerspiegeln. Diese Beobachtungen lassen den Schluss zu, dass die Behandlung älterer Patienten nach einer Beckenfraktur nicht mit der Akutversorgung endet, sondern dass der weiteren Rehabilitation große Aufmerksamkeit gewidmet werden muss. Die Behandlung muss im Krankenhaus interdisziplinär erfolgen, um diesem komplexen Krankheitsbild gerecht zu werden.