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Titel:Quantifizierung der körperlichen Belastung von medizinischem Personal beim Tragen verschiedener Strahlenschutzmittel
Autor:Schweer, Anna-Maria
Weitere Beteiligte: Mahnken, Andreas H. (Prof. Dr.)
Veröffentlicht:2022
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2022/0317
DOI: https://doi.org/10.17192/z2022.0317
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2022-03172
DDC:610 Medizin
Titel (trans.):Quantification of the physical strain on medical personal while wearing different radiation protection devices.
Publikationsdatum:2022-09-07
Lizenz:https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0

Dokument

Schlagwörter:
Radiologie, radiology, Interventionen, Radiation protection aprons, zero-gravity system, orhopädische Probleme, Zero-Gravity System, Strahlenschutz, orhopaedic problems, körperliche Belastung, Strahlenschutzschürzen, radiation protection, interventions, physical exposure

Zusammenfassung:
Der Hintergrund dieser Arbeit war eine Zunahme interventioneller und diagnostischer Verfahren mit ionisierender Strahlung, die in ihrer Komplexität ein längeres Tragen von Strahlenschutzsystemen bedingen und mit einem erhöhten Risiko für das Eintreten von orthopädischen Erkrankungen, insbesondere an der Wirbelsäule, einhergehen. Deswegen wurde in dieser Studienarbeit die Gewichtskraftbelastung durch ein freihängendes Strahlenschutzsystem auf die Schultern von Probanden gemessen. Das Ziel der Studie war es, diese Messungen, während standardisierter festgelegter Bewegungsabläufe, mit denen von konventionellen Strahlenschutzmitteln, wie klassischen Bleischutzschürzen, zu vergleichen. Es sollte untersucht werden, ob ein frei hängendes Strahlenschutzsystem die Gewichtsbelastung auf das agierende Personal maßgeblich reduzieren und damit möglicherweise das Risiko für das Auftreten von orthopädischen Beschwerden vermindern kann. Verwendet wurde das frei hängende System Zero-Gravity der Firma Biotronik. Verglichen wurden die Messergebnisse mit den gängigsten Strahlenschutzschürzen. Im Einzelnen einer Strahlenschürze - Einteiler - hinten offen und geschlossen, jeweils mit offenem und geschlossenem Gürtel und einer Strahlenschürze – Zweiteiler - bestehend aus Strahlenschutzweste und -Rock. Es wurde eine Stichprobe von (n=) 17 Probanden ausgewertet. Die Studienteilnehmer führten eine festgelegte Reihenfolge von Bewegungsmustern, angelehnt an Bewegungen der interventionellen Radiologie, aus, während sie die verschiedenen Strahlenschutzsysteme trugen. Die Gewichtskraftbelastung wurde jeweils an beiden Schultern mit einem 3-D Kraftsensor gemessen. Im Gesamtvergleich zu allen anderen Systemen konnte das Zero-Gravity System in jedem Fall eine signifikante Gewichtskraftreduzierung erreichen. Die höchste Reduktion (85,5%) wurde im Vergleich mit dem Einteiler ohne Gürtel und die niedrigste Reduktion (74,3%) mit dem Zweiteiler gemessen. Wurde der Einteiler mit Gurt getragen, reduzierte sich die Gewichtsbelastung auf die Schultern im Vergleich zum Einteiler ohne Gurt um 30,7%. 61 Durch das Einsetzen unterschiedlicher konventioneller Strahlenschutzschürzen kann ebenfalls eine Gewichtskraftreduktion auf die Schultern erreicht werden, aber weniger maßgeblich als im Vergleich mit dem Zero-Gravity System. Es wurde die Gewichtsbelastung auf die Schultern gemessen und nicht untersucht, wohin sich das Gewicht alternativ verteilt. Das Zero-Gravity System und der Einteiler einfach zeigten im Schultervergleich keine signifikanten Unterschiede. Bei dem Zweiteiler war die Gewichtsbelastung auf die linke Schulter höher als auf die rechte Schulter, bei dem Einteiler mit und ohne Gürtel war die Belastung auf die rechte Schulter höher als auf die linke Schulter. Die unterschiedliche Belastung der Schultern hängt möglicherweise mit den verschiedenen Verschlusssystemen der Schürzen zusammen. Während der verschiedenen Bewegungsabläufe kam es meistens zu einer Gewichtsreduktion auf die Schultern im Vergleich „Stand“ zu „Armbewegung“ und „Vorbeugen“. Bei dem Vergleich „Stand“ zu „Vor-/Rückwärts“, „Seitwärts“ und „Oberkörperdrehung“ kam es bei fast allen Systemen zu einer Erhöhung der Gewichtsbelastung. Dies hängt vermutlich mit der unterschiedlichen Gewichtsverteilung zusammen, die bei verschiedenen Bewegungen entsteht. Eventuell können so durch die Ergonomie am Arbeitsplatz und die Art und Weise der Körperhaltung beim Tragen persönlicher Strahlenschutzmittel orthopädische Probleme entstehen. Hier sollten weiterer Untersuchungen veranlasst werden, um die genauen Zusammenhänge zwischen erhöhter Gewichtsbelastung, durch das Tragen von persönlichem Strahlenschutz am Arbeitsplatz und orthopädischer Beschwerden zu erforschen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die körperliche Belastung durch das Einsetzen eines frei hängenden Strahlenschutzsystems, im Vergleich zu klassischen Strahlenschutzschürzen, signifikant verringern lässt. Möglicherweise haben der Bewegungsablauf und die unterschiedliche Belastung der Schultern, gepaart mit hoher Gewichtsbelastung, einen größeren Einfluss auf die Entstehung von orthopädischen Erkrankungen als bisher angenommen. In Zukunft ist weitere Forschung erforderlich, um diese Zusammenhänge zu untersuchen.


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