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Titel:Psychische Belastungen bei Geflüchteten - Prävalenzen, Prädiktoren und Behandlungsansätze
Autor:Höhne, Edgar
Weitere Beteiligte: Kamp-Becker, Inge (Prof. Dr.)
Veröffentlicht:2022
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2022/0216
DOI: https://doi.org/10.17192/z2022.0216
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2022-02162
DDC: Psychologie
Publikationsdatum:2022-07-04
Lizenz:https://rightsstatements.org/vocab/InC-NC/1.0/

Dokument

Schlagwörter:
Geflüchtete

Zusammenfassung:
Diese Dissertation verfolgt das übergeordnete Ziel, ein umfassendes wissenschaftliches Bild über psychologische Auffälligkeiten, Behandlungsmethoden und den Hilfebedarf von jungen Geflüchteten zu geben um daraus fundierte Hinweise für die gezielte Entwicklung von Präventionund Interventionsmaßnahmen abzuleiten. Zunächst wurden mittels eines systematischen Reviews und einer Meta-Analyse die Prävalenzraten für PTSD und Depression unter Geflüchteten in Deutschland untersucht (Studie I). Die berechneten Prävalenzraten überstiegen die der Allgemeinbevölkerung um ein Vielfaches. Die hohe Heterogenität der einzelnen Studienergebnisse ließ zudem auf das Vorliegen unterschiedlich stark belasteter Subgruppen schließen. Es wurden deshalb in einer weiteren Studie aktuelle Prävalenzen von Depressivität und allgemeiner psychischer Belastung zwischen unbegleiteten und begleiteten minderjährigen Geflüchteten in Deutschland miteinander verglichen (Studie III). Die Ergebnisse belegen, dass unbegleitete minderjährige Geflüchtete (unaccompanied refugee minors; URM) eine Hochrisikogruppe für die Entwicklung psychischer Erkrankungen darstellen und daher besondere klinische Beachtung erfahren sollten. Um ein fundiertes Bild über die relevanten Prädiktoren mentaler Belastung von URM zu erhalten, wurde ein umfassendes systematisches Review erstellt (Studie II). Hierbei wurden die Faktoren Anzahl erlebter Belastungen, Geschlecht, soziale Unterstützung, Wohnsituation, Familienkontakt und kulturelle Kompetenzen als relevante Prädiktoren identifiziert. Im Anschluss an die systematische Übersichtsarbeit wurde eine weitere Studie zu relevanten Einflussfaktoren psychischer Belastung bei URM auf Basis einer großen Stichprobe in Deutschland durchgeführt (Studie III). Hierfür wurde erstmals ein Screeningfragebogen angewandt, welcher auf den in Studie II identifizierten Prädiktoren basierte. Die Ergebnisse betonen die zentrale Rolle regelmäßigen Familienkontakts, des Schulbesuchs und Spracherwerbs, sowie der raschen Bearbeitung von Asylanträgen hinsichtlich der Prävention psychischer Erkrankungen bei URM. Trotz des hohen therapeutischen Bedarfs erscheint der Zugang zur Gesundheitsversorgung für Geflüchtete erheblich erschwert. In diesem Zusammenhang untersuchten wir ein kultursensibles gestuftes Versorgungsmodel (stepped care model; SCM) im Rahmen einer multizentrischen randomisiert kontrollierten Therapiestudie (Studie IV). Die Ergebnisse weisen auf eine höhere Kosteneffizenz des SCM bei vergleichbarer Effektivität zur Regelversorgung hin. Zudem liefern die Analysen der einzelnen Versorgungsstufen Hinweise zur Optimierung der psychologischen Versorgung, beispielsweise durch den Einsatz niederschwelliger, smartphone-basierter Interventionen.


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