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Titel:Teacher Professionalization in Higher Education through Geographic Modeling Competence
Autor:Ammoneit, Rieke
Weitere Beteiligte: Peter, Carina (Prof. Dr.)
Veröffentlicht:2022
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2022/0106
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2022-01068
DOI: https://doi.org/10.17192/z2022.0106
DDC:370 Erziehung, Schul- und Bildungswesen
Publikationsdatum:2022-12-12
Lizenz:https://rightsstatements.org/vocab/InC-NC/1.0/

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Zusammenfassung:
Diese Arbeit soll einen Beitrag zur Professionalisierung von angehenden Geographielehrkräften leisten. Es wird erhoben, welche Defizite vorhanden sind und wie sich die Fähigkeit der Lehramtsstudierenden zur reflektierten Fachlichkeit konkret und systematisch fördern lässt. Dazu wird ein Kompetenzmodell entwickelt und im prakti-schen Einsatz erprobt, dass die Fähigkeit geographisch zu modellieren explizit beschreibt und damit die systematische Förderung und Evaluation ermöglicht. Der Neuheitswert dieser Arbeit besteht aus (1) der systematischen und standardisierten Erfassung und Einordnung der Selbsteinschätzung von BNE-Kompetenzen unter Erdkundelehramtsstudierenden, (2) in der Entwicklung eines fachspezifischen Kompetenzmodell für die geographische Modellierung, sowie (3) Ergebnissen zur ganzheitlichen und an-wendungsorientierten Förderung von Modellierkompetenz im Kurskontext, indem so-wohl theoretische, praktische als auch technische Probleme zusammenhängend von Studierendengruppen bearbeitet werden. Der methodische Forschungszugang erforderte komplexe Integration sowohl quantitativer als auch qualitativer Theorie-Ansätze in einem Multi-Phasen-Mixed-Methods-Design. Die empirische Datenerhebung erfolgte in der universitären geographischen Lehre, die theoretische Herleitung und Einbettung auf der Datengrundlage von nationalen Bildungszielen und dem internationalen Forschungsstand. Diese Arbeitsweise ermöglichte es den nachfolgend zusammengefassten methodischen und konzeptionellen Fortschritt bezüglich geographischer Modellierkompetenz zu erzielen, der empirisch und theoretisch begründet ist und sich in der Praxis bewähren konnte. Die Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) ist zu einer wichtigen Benchmark im Erdkundeunterricht avanciert und verkörpert mit ihrem interdisziplinären Ansatz das geographische Selbstverständnis. Die Kompetenzeinschätzung der Lehramtsstudierenden mit dem Fach Erdkunde wurde in Marburg (n=100) im Bereich der Bildung zur Nachhaltige Entwicklung und in Bezug auf die Ausbildungsmodule in einer Quer-schnittsstudie umfassend erhoben, um zu identifizieren ob und falls ja, welcher Handlungsbedarf besteht. Die unterschiedliche hohe Korrelation positiver Kompetenzeinschätzung mit den verschiedenen Modulen zeigt, dass vor allem aktive Lernsettings, wie das Gelände- und Schulpraktikum als Kompetenz steigernd empfunden werden. Der Kompetenzzuwachs über das gesamte Studium erscheint den Studierenden in der Wissensdimension am höchsten. Hingegen erfahren personale und soziale Kompetenzen in der Selbsteinschätzung durch das Studium keinen Zuwachs. Da personale Kompetenzen insbesondere auch für das wissenschaftliche Arbeiten unerlässlich und während des Lehramtsstudiums gefördert werden sollten, wurde in den folgenden Studien die handlungszentrierte Förderung der wissenschaftlichen Arbeitsweise fokussiert. Es ist evident, dass die sehr hohe Bewertung des eigenen Kompetenzniveaus eine ausgeprägte Selbstüberschätzung der Studierenden nahelegt. Die Ausarbeitung differenzierter Kompetenzmodelle, die Stufen innerhalb von Kompetenzdimensionen ausformulieren, kann eine gezielte und reflektierbare Förde-rung ermöglichen und so auch zu realistischeren Selbsteinschätzungen verhelfen. Obwohl das Modellieren in der Geographieforschung und auch im erdkundlichen Schulunterricht, beispielsweise für das systemische Denken, zwingend erforderlich ist, ergab die Analyse bestehender Konzepte eine Lücke. Das daraufhin entwickelte Kompetenzmodell für geographisches Modellieren integriert systematisch die definierten geographischen Bildungsziele der DGfG mit den Erkenntnissen der naturwissenschaftsdidaktischen Forschung. Es ordnet die komplexe Aufgabe des Modellierens in Stufen entlang der Systemkomponenten Struktur, Funktion und Prozess hierarchisch an und definiert die Dimensionen entwerfen, anwenden, evaluieren, revidieren. Das Kompetenzmodell bietet einen Rahmen, um Handlungskompetenz zu fördern, der innerhalb der Bildung für nachhaltige Entwicklung eine herausragende Bedeutung zukommt, und zugleich eine zentrale geographiespezifische Praktik fokussiert. Auf dieser konzeptionellen Basis wurde ein Kurs für Studierende (Bachelor und Lehramt) zur computerbasierten geographischen Modellierung mit NetLogo in einem Design-Based-Research Ansatz entwickelt. Die Verbindung von Technologie und Mo-dellieren in der Lehre ermöglicht einen authentischen forschungsbasierten Ansatz, der geographische Praktiken realistisch vermittelt, da geographisches Modellieren in der Wissenschaft faktisch immer computergestützt ist. Der Kurs wurde durch Interviews mit den teilnehmenden Gruppen (n=15) begleitet und die Abschlussberichte und finalen Modelle wurde auf der Grundlage des Kompetenzmodells auf ihr Kompetenzniveau hin analysiert. Die Ergebnisse bilden eine Heterogenität im Lernprozess der Studierenden-gruppen ab, die sich unabhängig vom Studienprogramm zu vier Lerntypen zusammenfassen ließen. Knapp 50 % der Studierenden stagnieren angesichts technischer und konzeptioneller Herausforderungen. Die andere Hälfte entwickelt geographische Modellierkompetenz in unterschiedlichem Maße. Insgesamt zeigt sich, dass besonders erfolgreiche Gruppen bereits vor dem Kurs gut entwickelte Fähigkeiten zu konzeptionellem Denken hatten und diese entsprechend der neuen Anforderungen erfolgreich erweitern konnte. Dieses Ergebnis betont die Bedeutung stetiger Kompetenzentwicklung über den gesamten Bildungsweg.


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