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Titel:Gewalterfahrungen im Kindes- und Jugendalter: Auswirkungen auf die Sexualität, Behandlung und das therapeutische Kompetenzerleben
Autor:Schulte, Katharina Louisa
Weitere Beteiligte: Christiansen, Hanna (Prof. Dr.)
Veröffentlicht:2022
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2022/0098
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2022-00985
DOI: https://doi.org/10.17192/z2022.0098
DDC:150 Psychologie
Titel (trans.):Experiences of violence in childhood and adolescence: effects on sexuality, treatment and the therapeutic experience of competence
Publikationsdatum:2022-05-05
Lizenz:https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0

Dokument

Schlagwörter:
therapeutic experience, therapeutisches Kompetenzerleben, mental health, Sexualität, sexuality, Violence, sexualisierte Gewalt, Traumafolgestörungen, Traumaspezifische Behandlung, Kin, Gewalterfahrungen, trauma, Gewalt, efficacy, sexual violence, sexual risk behavior, sexual development, treatment

Zusammenfassung:
Gewalt ist ein weltweites Problem. In Deutschland werden jedes Jahr etliche Kinder Opfer verschiedener Arten von Gewalt und dies mit gravierenden Folgen für ihr weiteres Leben. Aufgrund der explizit sexuellen Natur sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen hat diese Form der Gewalt besonders Auswirkungen auf die Entwicklung der Sexualität von Kindern und Jugendlichen. Um das Risiko der Entwicklung von möglichen kurz- und langfristigen Folgen zu senken, ist eine Verarbeitung des traumatischen Ereignisses von großer Bedeutung. Im Rahmen der psychotherapeutischen Versorgung gibt es hierfür verschiedene Ansätze. Die Behandlungsleitlinien für Traumafolgestörungen empfehlen konfrontative Verfahren und den Einbezug von Bezugspersonen. Dennoch findet beides in der Praxis oftmals nicht statt. Eine mögliche Erklärung hierfür ist das subjektive Kompetenzempfinden der Behandelnden. Dieses steht im Zusammenhang mit dem Einsatz konfrontativer Interventionen, dem Umgang und Einbezug von Bezugspersonen und der routinemäßigen Exploration von Gewalterfahrungen. Zuletzt wirkt sich das traumatherapeutische Kompetenzempfinden protektiv auf die berufliche Belastung aus. Die erste Studie gibt einen umfangreichen Überblick über die aktuelle Literatur bezüglich der Entwicklung von Sexualität nach Erfahrungen von sexualisierter Gewalt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Folgen gravierend sind und sich auf alle Facetten der Sexualitätsentwicklung auswirken. In der zweiten Studie wurde auf Basis der Forschungsergebnisse aus der ersten Studie der Fokus auf sexuelles Risikoverhalten nach sexualisierter Gewalt gelegt. Hierfür wurden Teenagerschwangerschaften, die Anzahl der Sexualpartner:innen, die Kondomnutzung, der Alkohol- oder Drogengebrauch während des Geschlechtsverkehrs und sexuelle Ausbeutung von Kindern in der Prostitution in verschiedenen Meta-Analysen untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass Kinder und Jugendliche mit sexualisierten Gewalterfahrungen signifikant mehr Sexualpartner:innen haben, häufiger an Schwangerschaften beteiligt sind und sich häufiger prostituieren als Kinder und Jugendliche ohne derartige Erfahrungen. Die dritte Studie untersuchte anhand einer Meta-Analyse den Einbezug von Bezugspersonen in die Traumatherapie. Gefunden wurde eine deutliche Symptomverbesserung bei der posttraumatischen Belastungsstörung, sowie bei der von Kindern berichteten depressiven Symptomatik und Angstsymptomatik zur Post-Messung und bei der von Eltern berichteten internalisierten Symptomatik zur Post-Messung, zu Gunsten der Interventionen mit Einbezug einer Bezugsperson im Vergleich zur Kontrollbedingung. Vor allem Mädchen profitierten vom Einbezug einer Bezugsperson in die Traumabehandlung. In der vierten Studie wurde das subjektive Kompetenzerleben der Behandelnden untersucht. Bestätigt werden konnte der Einfluss des therapeutischen Kompetenzerlebens im Umgang mit Kindern und Jugendlichen mit Gewalterfahrungen und Traumafolgestörungen auf das konfrontative Vorgehen, bestehend aus einer routinemäßigen Exploration von Gewalterfahrungen und Traumafolgestörungen und dem Einsatz konfrontativer Therapiemethoden, sowie auf den Einbezug von Bezugspersonen und auf die berufliche Belastung durch sekundären traumatischen Stress.


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