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Titel:Untersuchung zur Wertigkeit des Analgesia Nociception Index (ANI) bei Hysterektomien im Hinblick auf den intraoperativen und postoperativen Analgetikabedarf
Autor:Kunst, Anna Maria
Weitere Beteiligte: Wulf, Hinnerk (Prof. Dr. med.)
Veröffentlicht:2021
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2021/0292
DOI: https://doi.org/10.17192/z2021.0292
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2021-02920
DDC: Medizin
Titel (trans.):Investigation of the value of the analgesia nociception index (ANI) in hysterectomies with regard to intraoperative and postoperative analgesic needs
Publikationsdatum:2021-08-09
Lizenz:https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0

Dokument

Schlagwörter:
intraoperative pain measurement, Analgesia nociception index, nociception monitor, Nozizeptionsmonitor, Schmerzmessung, postoperative pain, intraoperative Schmerzmessung, postoperative Schmerzen, Analgesia Nociception Index, intraoperative Analgetikadosierung, patient satisfac, Patient, intraoperative analgesic dose

Zusammenfassung:
Bei dem Analgesia Nociception Index (ANI) handelt es sich um einen von aktuell mehreren sich auf dem Markt befindlichen Nozizeptionsmonitoren zur Erfassung der Sympathiko-va- galen-Balance. Im Falle des ANI erfolgt die Messung anhand der Analyse der Herzfre- quenzvariabilität (HRV) in Abhängigkeit von der Atmung. Angegeben wird der Index in Form eines dimensionslosen Scores zwischen 0 und 100, wobei 0 für eine fehlende parasympa- thische Aktivität und 100 für eine sehr starke parasympathische Aktivität steht. Laut Hersteller entspricht ein Wert zwischen 50-70 in Narkose für eine ausreichende intraoperative Analge- sie. In der vorliegenden prospektiv-randomisierten, Single Center Einfachblindstudie wurde an 110 Hysterektomiepatientinnen untersucht, ob die Verwendung des ANI-Monitors zur intrao- perativen Analgesiesteuerung Einfluss auf den intraoperativen Opioidverbrauch (Fentanyl) hat und ob Auswirkungen bezüglich postoperativer Schmerzen (gemessen mittels Numeri- scher Rating Skala im Aufwachraum), opioidinduzierter Nebenwirkungen (Atemnot, Übelkeit und Erbrechen, Vigilanzminderung) und Patientenzufriedenheit mit der Schmerztherapie be- stehen. Hierfür wurden insgesamt 110 Patientinnen in einem Durchschnittsalter von 48 (±9) Jahren, welche sich einer laparoskopischen Hysterektomie unterzogen, randomisiert in zwei homo- gene Gruppen eingeteilt. Die Teilnehmerinnen waren bezüglich ihrer Gruppenzugehörigkeit verblindet. In beiden Gruppen wurde kontinuierlich der ANI mittels des ANI-Monitors über eine zusätzlich am Thorax platzierte Doppelelektrode während des gesamten Narkosever- laufes aufgezeichnet. In der Interventionsgruppe (ANI-Gruppe) war der Indexwert für den Anästhesisten jederzeit sichtbar und die Analgetikatherapie erfolgte anhand dieses Wertes. In der Vergleichsgruppe (VER-Gruppe) war der Index hingegen nicht einsehbar und die Anal- getikatherapie erfolgte nach Einschätzung des Anästhesisten anhand klinischer Vitalpara- meter (Blutdruck, Herzfrequenz), in beiden Fällen jedoch immer innerhalb der zulässigen Dosierungsgrenzen laut Fachinformation. Neben dem Standardmonitoring erfolgte auch die Messung der Narkosetiefe mittels Bispectralindex (BIS), wobei ein Wert zwischen 40-60 eingehalten wurde. Bolusanzahl und Gesamtmenge an Opioidverbrauch wurden dokumentiert. Postoperativ wurden im Aufwachraum alle 15 Minuten ein Schmerzscore mittels der Nume- rischen Rating Scala (NRS) sowie Opioid induzierte Nebenwirkungen und Schmerzmittelver- 71 brauch dokumentiert. Am dritten postoperativen Tag wurden die Patientinnen auf Station be- züglich Nebenwirkungen, Schmerzen und Gesamtzufriedenheit befragt. Die Daten beider Gruppen wurden anschließend ausgewertet und bezüglich intraoperativen Gesamtverbrauch an Fentanyl, Schmerzscore (NRS) und Nebenwirkungen im Aufwach- raum, sowie Patientenzufriedenheit verglichen. Ziel der Studie war es, zu überprüfen, ob die Verwendung des ANI-Monitors, im Vergleich zum üblichen klinischen Standard, zu einer Optimierung der individuellen Analgetikatherapie bei Patientinnen mit laparoskopischer Hysterektomie führt. Aufgrund vorliegender Studien in diesem Bereich wurde primär von einer Reduzierung des intraoperativen Opioidverbrauchs unter Verwendung des ANI ausgegangen. Dies konnte je- doch nicht bestätigt werden. Vielmehr ergaben unsere Beobachtungen einen höheren intra- operativen Gesamtverbrauch an Fentanyl in der Interventionsgruppe, bedingt durch eine sig- nifikant höhere Anzahl an Boli. Bezüglich der sekundären Endpunkte gab es kaum Unter- schiede zwischen den Gruppen, weder bezüglich des Schmerzscores noch der Nebenwir- kungen im AWR. Andere Studien zeigten diesbezüglich widersprüchliche Ergebnisse. Bei der Patientenbefragung am 3. postoperativen Tag ergab sich ein Unterschied bezüglich der subjektiv geschilderten Vigilanzminderung, nicht jedoch anderer Nebenwirkungen oder der Zufriedenheit mit der Schmerztherapie insgesamt. Vergleichsstudien liegen nicht vor. Bei dem vorliegenden Patientenkollektiv führte die zusätzliche Verwendung des ANI-Moni- tors zur intraoperativen Steuerung der Analgetikatherapie in unserem Hause somit zu einem gegenüber der Vergleichsgruppe erhöhten Verbrauch an Fentanyl, ohne einen Einfluss auf den postoperativen Schmerzscore, Opioid induzierter Nebenwirkungen oder die Patienten- zufriedenheit zu haben. Eine Optimierung der Schmerztherapie durch intraoperative Zuhilfenahme des Analgesia No- zizeption Index (ANI)-Monitors bei Hysterektomiepatientinnen unter balancierter Anästhesie mit Sevofluran und Fentanyl konnte demzufolge nicht nachgewiesen werden.


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