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Titel:Beurteilung der subjektiven visuellen Qualität nach refraktiver Linsentauschoperation mit einer trifokalen diffraktiven Intraokularlinse
Autor:Gläser, Sandra
Weitere Beteiligte: Sekundo, W. (Prof. Dr. med.)
Veröffentlicht:2021
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2021/0291
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2021-02910
DOI: https://doi.org/10.17192/z2021.0291
DDC:610 Medizin
Titel (trans.):Evaluation of the Subjective Visual Quality of Life After Refractive Lens Exchange with a Trifocal Diffractive Intraocular Lens
Publikationsdatum:2021-08-09
Lizenz:https://rightsstatements.org/vocab/InC-NC/1.0/

Dokument

Schlagwörter:
diffraktive Intraokularlinse, subjektive visuelle Qualität, refractive lens exchange, subjective visual quality, diffractive intraocular lens, refraktiver Linsentausch

Zusammenfassung:
Bei refraktiven Operationen handelt es sich um einen Eingriff an gesunden Augen. Verständlicherweise werden seitens der Patienten hohe Erwartungen gestellt. Deshalb ist die subjektive Zufriedenheit nach der Operation von großer Bedeutung. Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es, Informationen nach einem reinen refraktiven Linsenaustausch (RLA) mit einer einzigen bestimmten diffraktiven trifokalen Intraokularlinse (AT LISA® tri, Carl Zeiss Meditec AG) aus verschiedenen refraktiven Zentren der SMILE EYES Gruppe zu gewinnen und auszuwerten. Zu diesen Informationen gehörten die Patientenzufriedenheit, die Fähigkeit, verschiedene Aktivitäten durchzuführen, die Brillenunabhängigkeit und Beschwerden nach dem Eingriff. Gründe und Informationsquellen für die Operation sowie objektive Daten wie Patientenalter, Geschlecht, pre- und postoperativer Visus und Refraktion sowie Komplikationen wurden ebenfalls erfasst. Ergebnisse: Im Rahmen der Studie wurden 146 Patienten in fünf refraktiven Zentren angeschrieben. Die Rücklaufquote betrug 70,5 %. Es konnten Datensätze von 102 Patienten (45 Männer, 57 Frauen) mit insgesamt 204 Augen in die Analyse eingeschlossen werden. Das Alter lag im Mittel bei 54,6 ± 5,2 Jahren (Min.: 42, Max.: 58). Die präoperative Refraktion befand sich im Mittel bei 0,93 ± 2,17 dpt (Min.: -10,38; Max.: 7,38) bei einer Achsenlänge von 23,35 ± 1,17 mm (Min.: 20,96; Max.: 28,36). 172 Augen waren hypermetrop (sphärisches Äquivalent (SE) > 0 dpt), 25 myop (SE < 0 dpt), 3 emmetrop (SE = 0 dpt). Die postoperative Refraktion lag im mittleren sphärischen Äquivalent bei -0,29 ± 0,53 dpt (Min.: -2,13; Max.: +1,5). Der prä- und der postoperative Visus (dezimal) befanden sich auf vergleichbarem Niveau – präoperativ: 0,99 ± 0,21 (Min.: 0,2; Max.: 1,25); postoperativ: 0,98 ± 0,16 (Min.: 0,25; Max. 1,25). 73,04 % der Patienten lagen postoperativ innerhalb ± 0,5 dpt von der Zielrefraktion. Von den Patienten wurde überwiegend eine hohe Zufriedenheit mit dem RLA rückgemeldet. 83 Patienten (82,2 %) gaben an, dass ihre Erwartungen vollständig erfüllt worden seien. 18 (17,8 %) berichteten, dass diese teilweise erfüllt worden seien. Passend hierzu würden 91 Patienten (92,9 %) den Eingriff einem nahen Freund weiterempfehlen, 7 (7,1 %) würden dies nicht tun. Ein Großteil der Patienten (58,2 %) hat die Operation als teuer bezeichnet. In der Selbsteinschätzung von prä- zu postoperativ kam es in allen abgefragten Bereichen zu einer signifikanten Verbesserung des Sehens. Der Fragebogen untersuchte auch die aktuellen Augenbeschwerden der Patienten. Dabei wurden mit großem Abstand die meisten Beschwerden durch Strahlenkränze angegeben. Seltener lagen Beschwerden durch Verschwommensehen, Juckreiz, Verzerrtsehen oder Tränen vor. Insgesamt wurde von den Patienten über wenige Einschränkungen durch die Sehleistung berichtet: 96 von 102 Patienten (94,1 %) gaben an, dass keine Einschränkungen bei täglichen Aktivitäten bestehen. 99 von 102 Patienten (97,0 %) sagten aus, dass keine Einschränkungen bei Freizeit- und Sportaktivitäten vorliegen. Die am häufigsten berichtete Einschränkung betrifft das Autofahren, sowohl bei Nacht (77,5 %) als auch bei schlechten Sichtverhältnissen (68,6 %). 62,1 % der Patienten gaben an, in keiner Distanz (Nähe, mittlere Distanz, Ferne) eine Sehhilfe zu benötigen. Falls Sehhilfen eingesetzt werden, geschieht dies am häufigsten in der Nähe (31,7 %), seltener in der mittleren Distanz (15,8 %) oder in der Ferne (5 %). Die (korrigierte) Kapsulotomierate lag bei 18,8 %. In 7 % der Fälle war ein Laser-Touch-up aufgrund von Restrefraktion notwendig. Bei 3 % der Patienten konnte ein postoperatives Makulaödem festgestellt werden. Der häufigste Grund für eine refraktive Operation war mit 95 % der Wunsch nach einer höheren Lebensqualität. Informationen über die Operationsmethode hatten die Patienten meist über Medien oder Freunde/Bekannte eingeholt. Diskussion: Die hohe Patientenzufriedenheit mit der verwendeten multifokalen Intraokularlinse konnte ebenso in Vergleichsstudien mit gemischtem Kollektiv beobachtet werden. Auch die Rate an Patienten, die postoperativ sehr nahe an der Zielrefraktion lagen, war mit anderen Studien vergleichbar. Die photischen Phänomene, insbesondere das Autofahren bei Nacht, erweist sich als eine herausfordernde Aufgabe. Die Abhängigkeit von einer Sehhilfe, v. a. im Nahbereich, war etwas höher als in anderen Studien, wobei auch bei diesen die Ergebnisse unterschiedlich ausfallen. Die Komplikationsraten waren vergleichbar mit anderen Studien. Schlussfolgerungen: Die „real-life“ Daten zum verwendeten diffraktiven Implantat als eine rein refraktive Maßnahme belegen eine hohe Zufriedenheit der Patienten und gute refraktive Ergebnisse. Störende photische Phänomene sowie die eventuelle Notwendigkeit einer Sehhilfe – vor allem im Nahbereich – stellen nach wie vor Herausforderungen dieses Linsendesigns dar.


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