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Titel:„Effekte eines 8-wöchigen propriozeptiven neuromuskulären Faszikulationsdehnprogramms auf die Länge der Wadenmuskulatur und die Vorfußbelastung bei semiprofessionellen Fußballern“
Autor:Hohnloser, Florentin Nicolas
Weitere Beteiligte: Fuhrmann, R. (PD Dr.)
Veröffentlicht:2021
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2021/0186
DOI: https://doi.org/10.17192/z2021.0186
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2021-01867
DDC:610 Medizin
Publikationsdatum:2021-05-06
Lizenz:https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0

Dokument

Schlagwörter:
Orthopädie, Isolierte Gastrocnemius Verkürzung, PNF, Silfverskiöld Test, Dehnen, Pedobarographie

Zusammenfassung:
Eine verkürzte Wadenmuskulatur wird als Ursache für eine Vielzahl an Pathologien erachtet. Durch die Verkürzung der Muskelsehneneinheit des Musculus triceps surae und der Achillessehne kommt es zu einer eingeschränkten Dorsalextension des Fußes und das dadurch reduzierte Bewegungsausmaß im oberen Sprunggelenk führt zu Schmerzen und degenerativen Veränderungen im Bereich der Achillessehne (Achillodynie), am Achillessehnenansatz (Ansatztendinose, posteriorer Fersensporn, Plantarfasziits) und dem Vorfuß (Metatarsalgie). Der pathoanatomische Zusammenhang einer verkürzten Wadenmuskulatur und der Metatarsalgie beruht auf einer chronisch erhöhten Vorfußbelastung. Die kausal orientierte Therapie der Beschwerden besteht in einer Verlängerung der Muskel-Sehnen-Strecke. Da sich bisher vorwiegend auf die Therapie von ausgeprägten Verkürzungen mit sichtbarer Spitzfußstellung konzentriert wurde, lag der therapeutische Fokus folglich auch vermehrt auf der operativen Verlängerung der Muskelsehneneinheit. Dadurch lässt sich auch das Übergewicht an Studien bezüglich operativer Ansätze und derer Ergebnisse erklären. Die konservative Herangehensweise einer Verlängerung der Wadenmuskulatur in Form von Dehnprogrammen und deren Auswirkungen auf die Vorfußbelastung ist bisher unzureichend untersucht worden. Die vorliegende Studie untersucht die Auswirkungen eines gezielten achtwöchigen Wadendehnungsprogramms auf Veränderungen des Bewegungsausmaßes im oberen Sprunggelenk und der Vorfußbelastung. Eine Interventionsgruppe (n= 22) und eine Kontrollgruppe (n= 19) wurden zweimalig mit einem zeitlichen Abstand von acht Wochen untersucht. Während die Interventionsgruppe für acht Wochen einem gezielten Wadendehnungsprogramm folgt, führt die Kontrollgruppe die etablierten Dehnroutinen unverändert fort. Das prä- und postinterventionelle Bewegungsausmaß im oberen Sprunggelenk wird mit Hilfe des Silfverskiöld Tests quantifiziert. Der Test gibt zudem Rückschlüsse, ob es sich um eine isolierte Verkürzung des M. gastrocnemius oder eine komplexe Verkürzung des gesamten M. triceps surae handelt. Die Vorfußbelastung wird mittels dynamischer Pedobarographie, dem subjektiven Schmerzempfinden und der Vorfußbeschwielung gemessen. Ergänzt werden die Erkenntnisse, durch die im Zuge eines Sprungtests ermittelten funktionellen Parameter Sprunghöhe, Bodenkontaktzeit und Reaktivitätsindex. Als Dehntechnik wurde das Propriozeptive Neuromuskuläre Faszkulationsdehnen gewählt, da dieser Technik die größte Wirkung auf Veränderungen des Bewegungsausmaßes attestiert wird. Als Studienpopulation wurden Fußballspieler gewählt, da bei ihnen aufgrund der ungleichmäßigen funktionellen Beanspruchung der Beinmuskulatur in der Regel eine Verkürzung der Wadenmuskulatur, die mit einer krankheitswertig gesteigerten Vorfußbelastung einhergeht, vorliegt. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Dehnintervention zu einer Vergrößerung der ROM im OSG führt. In der Interventionsgruppe konnte eine durchschnittliche Zunahme des Bewegungsausmaßes im oberen Sprunggelenk von durchschnittlich 0,75° auf der rechten Seite und 2° auf der linken Seite beobachtet werden. Dem gegenüber steht eine durchschnittliche Abnahme des Bewegungsausmaßes in der Kontrollegruppe von 2,5° auf der rechten Seite und 1,5° auf der linken Seite. Die eindeutige Vergrößerung der ROM führt jedoch nicht zu den erwarteten Veränderungen der Parameter, die die Vorfußbelastung quantifizieren. Auch auf die funktionellen Parameter des Sprungtests hat die Zunahme der Beweglichkeit im oberen Sprunggelenk keine eindeutig positiven Auswirkungen. Aufgrund der Messwerte der vorliegenden Untersuchung kann die These, dass eine Dehnintervention zu einer Reduktion der Vorfußbelastung führt, nicht bestätigt werden. Die Ergebnisse widersprechen dem allgemeinen Verständnis der Auswirkungen einer verlängerten Wadenmuskulatur auf die Vorfußbelastung. Aufgrund der vorliegenden Daten bedarf es mehr Studien, die den Zusammenhang des Bewegungsausmaßes im oberen Sprunggelenk und dynamischen plantaren Belastungsprofilen untersuchen, um ein besseres Verständnis für mögliche Zusammenhänge zu bieten und gegebenenfalls bisher nicht verstandene Mechanismen aufzudecken.


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