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Titel:Retrospektive Analyse der Diagnostik und Therapie von Karzinomen der Nasenhaupt- und Nasennebenhöhlen der Jahre 2004-2015
Autor:Nachtsheim, Lisa
Weitere Beteiligte: Wiegand, S. (Prof. Dr.)
Veröffentlicht:2021
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2021/0035
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2021-00355
DOI: https://doi.org/10.17192/z2021.0035
DDC:610 Medizin
Publikationsdatum:2021-09-02
Lizenz:https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/

Dokument

Schlagwörter:
Nasennebenhöhlenkarzinom, Nasennebenhöhlenkarzinom, Nasennebenhöhlenkarzinome

Zusammenfassung:
Einleitung: Karzinome der Nasenhaupt- (NHH) und Nasennebenhöhlen (NNH) sind selten. Sie werden häufig erst in fortgeschrittenen Stadien diagnostiziert, da sie über längere Zeit symptomlos und ohne Möglichkeit einer Visualisierung in den sinunasalen Räumen wachsen. Auch wenn sich in den vergangenen 30 Jahren große Fortschritte bei den Therapiemöglichkeiten ergeben haben, ist die Prognose weiterhin schlecht. Durch den Mangel an prospektiven, randomisierten Studien mit repräsentativen Fallzahlen gibt es bisher keinen internationalen Konsens im Hinblick auf die optimale Therapie, weshalb retrospektive Analysen wie diese in den Vordergrund rücken. Methoden: In dieser retrospektiven Analyse wurden 54 Patienten untersucht, welche von 2004-2015 aufgrund eines Plattenepithelkarzinoms (PEC), Adenokarzinoms oder sinunasal undifferenzierten Karzinoms (SNUC) der NHH oder NNH in der HNO-Klinik Marburg behandelt wurden. Die Patientendaten wurden unter anderem in Hinblick auf Tumorlokalisation, Therapien, Rezidiv, cervikale Lymphknotenmetastasen, Fernmetastasen und Outcome analysiert. Ergebnisse: Es wurden 54 Patienten eingeschlossen (36 PEC, 15 Adenokarzinom, 3 SNUC), davon waren 61 % der Patienten männlich und 39 % weiblich. Der Tumor war bei insgesamt 28 Patienten nur in der NHH, bei 19 Patienten in den NNH und bei 7 Patienten sowohl in NHH als auch in NNH lokalisiert. Die häufigste Tumorlokalisation in den NNH war der Sinus maxillaris. PEC waren häufiger in der NHH, Adenokarzinome und SNUC in den NNH lokalisiert. PEC der NHH wurden hauptsächlich im Stadium T1-2 diagnostiziert, PEC der NNH und Adenokarzinome dagegen im Stadium T3-4. Bei 34 Patienten mit PEC und allen Patienten mit Adenokarzinomen erfolgte primär eine chirurgische Tumorresektion. Eine Neck dissection erfolgt bei 7 Patienten mit einem PEC, sowie jeweils einem Patienten mit einem Adenokarzinom und einem Patienten mit einem SNUC. Eine R0-Resektion wurde bei 19 Patienten mit einem NHH-Tumor und 9 Patienten mit einem NNH-Tumor erreicht. Eine adjuvante Radiatio (RT) wurde bei 12 Patienten mit einem PEC und bei 7 Patienten mit einem Adenokarzinom durchgeführt. Eine adjuvante Radiochemotherapie (RCT) wurde bei 4 Patienten mit einem PEC und 3 Patienten mit einem Adenokarzinom durchgeführt. Bei zwei Patienten mit einem PEC erfolgte eine definitive RCT. Zum Zeitpunkt der Erstdiagnose wurden bei 6 Patienten mit einem PEC sowie jeweils bei einem Patienten mit einem Adenokarzinom und einem Patienten mit einem SNUC cervikale Lymphknotenmetastasen festgestellt. Fernmetastasen wurden bei Erstdiagnose bei 3 Patienten mit einem PEC sowie jeweils bei einem Patienten mit einem Adenokarzinom und einem Patienten mit einem SNUC diagnostiziert. Zudem entwickelten 10 Patienten mit einem PEC und 9 Patienten mit einem Adenokarzinom ein Tumorrezidiv. Im weiteren Krankheitsverlauf entwickelten 2 Patienten mit einem PEC und 1 Patient mit einem Adenokarzinom Rezidiv-Lymphknotenmetastasen. Fernmetastasen wurden bei 2 Patienten mit einem PEC und bei zwei Patienten mit einem Adenokarzinom im weiteren Verlauf beobachtet. 5 Jahre nach Erstdiagnose waren 9 der Patienten mit einem PEC und 3 der Patienten mit einem Adenokarzinom verstorben. Diskussion: Tumore der NHH wurden häufiger in niedrigeren Tumorstadien (T1-2) festgestellt als Tumore der NNH. Zudem konnten bei NHH-Tumoren häufiger R0-Resektionen als bei NNH-Tumoren erreicht werden. Es konnte kein direkter Zusammenhang zwischen einem fortgeschrittenem Tumorstadium und dem Auftreten von cervikalen Lymphknotenmetastasen festgestellt werden. Fernmetastasen wurden jedoch sowohl bei PEC als auch bei Adenokarzinomen häufiger bei T3-4 Tumorstadien beobachtet. Das Vorliegen von Fern- oder Lymphknotenmetastasen war jedoch auch in dieser Untersuchung mit einer schlechten Prognose assoziiert. Adenokarzinome entwickelten seltener Lymphknotenmetastasen als PEC, jedoch wurden bei den Adenokarzinomen anteilig häufiger Rezidive als bei PEC vermerkt. Lymphknotenmetastasen wurden bei PEC gleich häufig bei NNH- und NHH-Tumoren beobachtet. Patienten, welche ein Rezidiv entwickelten, bekamen häufig auch Lymphknoten- oder Fernmetastasen. Von den Patienten mit einem PEC wurden die meisten Todesfälle und Rezidive in den ersten 2 Jahren nach Diagnosestellung vermerkt, während bei den Adenokarzinomen die meisten erst nach 2-5 Jahren vermerkt wurden. Aufgrund der heterogenen Therapiekonzepte ist ein direkter Vergleich des Outcomes erschwert. Es sind weitere Studien mit größeren Patientenkollektiven notwendig um die Therapie und das Outcome von Karzinomen der NHH und NNH weiter zu untersuchen.


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