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Titel:Theory of Mind - Zusammenhänge von affektiven und kognitiven Theory of Mind Fähigkeiten bei Patienten mit Schizophrenie
Autor:Doostdar Sanaje, Ladan
Weitere Beteiligte: Mehl, Stephanie (Prof. Dr. Dipl.-Psych.)
Veröffentlicht:2019
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2020/0345
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2020-03450
DOI: https://doi.org/10.17192/z2020.0345
DDC: Medizin
Titel (trans.):Theory of Mind- relationship between affective and cognitive Theory of Mind abilities in schizophrenia
Publikationsdatum:2020-09-21
Lizenz:https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0

Dokument

Schlagwörter:
delusion, Theory of Mind Defizite, Theory of Mind deficits, Wahn, affektive Theory of Mind, social cognition, cognitive Theory of Mind, Hyper- ToM, soziale Kognition, Schizophrenie, kognitive Theory of Mind, Theory of Mind, affective Theory of Mind, Theory of Mind, schizophrenia

Zusammenfassung:
Thema und Zielsetzung Unter der Theory of Mind (ToM, Premack und Woodruff 1978) wird die Fähigkeit verstanden, sich selbst und anderen mentale Zustände zuschreiben zu können. Es handelt sich um einen Prozess der sozialen Kognition, der als relevanter Faktor zum Verständnis psychischer Störungen beiträgt. Im Bereich der Schizophrenieforschung wurden in der Vergangenheit Hinweise für das Vorliegen von ToM-Defiziten bei Patienten mit schizophrenen Störungen gefunden. ToM-Fähigkeiten werden in verschiedene Komponenten unterteilt und es wird postuliert, dass Patienten mit Schizophrenie in allen Bereichen Defizite vorweisen. Die genauen Zusammenhänge zwischen den unterschiedlichen Komponenten der ToM-Fähigkeit und dem Krankheitsbild der Schizophrenie wurden bislang nicht hinreichend untersucht. Ziel dieser Promotionsarbeit ist es, durch Untersuchung der Wechselbeziehung zwischen verschiedenen Komponenten der ToM-Fähigkeiten und Symptomen der Schizophrenieerkrankung, Kenntnisse über zugrunde liegende Prozesse der Entstehung und Aufrechterhaltung der Erkrankung zu gewinnen. Es sollte untersucht werden, ob stadien- und geschlechtsabhängige Unterschiede in den affektiven und kognitiven ToM-Leistungen von schizophrenen Patienten im Vergleich zu gesunden Probanden bestehen. Außerdem sollte der Frage nachgegangen werden, ob und wie Defizite in kognitiven ToM-Leistungen in Beziehung zu allgemeinen Wahn und Verfolgungswahn stehen. Methodik In einer Querschnittsstudie wurden 30 an Schizophrenie erkrankte Patienten mit 19 gesunden Kontrollprobanden hinsichtlich ihrer ToM-Leistungen verglichen. Beide Gruppen bearbeiteten vier verschiedene ToM-Aufgaben, welche aus verbalen, visuellen und videobasierten Verfahren bestanden und sowohl affektive als auch kognitive ToM-Leistungen erfassten. Zum Testapparat gehörten ferner Verfahren zur Erfassung der Psychopathologie und neuropsychologischer Defizite in anderen Bereichen. Relevant für die Gruppenvergleiche innerhalb der Patientengruppe waren außerdem die symptomspezifische Einteilung nach der Positive and Negative Syndrome Scale (PANSS) sowie die Remissionseinteilung nach Andreasen.Relevante Ergebnisse Die Gruppe der an Schizophrenie erkrankten Patienten zeigte im Vergleich zu den gesunden Probanden eine signifikant schlechtere Leistung in den affektiven ToM-Fähigkeiten. Die Patienten schnitten sowohl in der akuten als auch in der remittierten Gruppe schlechter ab. Dahingegen konnten keine signifikanten Defizite zwischen Patienten und Kontrollprobanden in den kognitiven ToM-Leistungen nachgewiesen werden. Des Weiteren belegen die Ergebnisse einen spezifischen Zusammenhang zwischen Defiziten in kognitiven ToM-Fähigkeiten und stärker ausgeprägten allgemeinen Wahnüberzeugungen. Eine Untersuchung signifikanter ToM-Defizite im Sinne einer Hyper-ToM im Bereich der kognitiven ToM bei Patienten mit paranoider Schizophrenie im Vergleich zur übrigen Patientengruppe und der Kontrollgruppe, zeigte keine relevanten Unterschiede. Schließlich stellte sich kein geschlechtsspezifischer Unterschied bezüglich affektiver und kognitiver ToM-Fähigkeiten in der erhobenen Patienten- und Kontrollprobandenstichprobe dar. Schlussfolgerung Die Befunde dieser Studie sprechen für die Annahme, dass die ToM-Beeinträchtigung ein andauerndes Merkmal der schizophrenen Erkrankung darstellt. Ferner kann vermutet werden, dass bei Patienten mit schizophrenen Störungen kognitive ToM-Beeinträchtigungen geringer ausgeprägt sind als affektive ToM-Defizite. Zudem zeigen sich erneut Hinweise dafür, dass Defizite in kognitiven ToM-Fähigkeiten die Entstehung und Aufrechterhaltung allgemeiner Wahngedanken beeinflussen.


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