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Titel:Epilepsie und Morbus Darier - erhöht die Dermatose das Epilepsierisiko?
Autor:Nolting, Julia Kathinka
Weitere Beteiligte: Klein, Karl Martin (Prof. Dr. Ph.D.)
Veröffentlicht:2019
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2019/0353
DOI: https://doi.org/10.17192/z2019.0353
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2019-03532
DDC:610 Medizin
Titel (trans.):Epilepsy and Dariers disease - does the skin disease increase the risk of epilepsy?
Publikationsdatum:2020-02-17
Lizenz:https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0

Dokument

Schlagwörter:
Keratosis follicularis, Epilepsy, Darier, Epilepsie

Zusammenfassung:
Morbus Darier ist eine autosomal-dominant vererbte Hautkrankheit aufgrund von Mutationen in dem Gen ATP2A2, das für eine Ca2+-ATPase (SERCA2) kodiert. Es kommt zu einer Zerstörung des Zellverbandes sowie zu einer hyperkeratotischen Bildung von Papeln. Bei Patienten mit Morbus Darier wurde das gehäufte Auftreten von neuropsychiatrischen Erkrankungen einschließlich Epilepsie beschrieben [Stoffels et al. 2014; Gordon-Smith et al. 2010], welche mit der ATP2A2-Mutation in Zusammenhang stehen könnten. Eine systematische epilepsiespezifische Befragung von Patienten mit Morbus Darier und deren Angehörigen hinsichtlich des Auftretens von möglichen Anfallssymptomen wurde bisher nicht durchgeführt. Ziel dieser Studie war es, Familien mit möglicher Kosegregation von Morbus Darier und Epilepsie zu identifizieren und das assoziierte Epilepsiesyndrom zu beschreiben. Die Studie sollte klären, ob eine Häufung von Epilepsien bei Patienten mit Morbus Darier und deren Angehörigen im Vergleich zu der Allgemeinbevölkerung besteht. Patienten mit bekanntem Morbus Darier wurden multizentrisch an den dermatologischen Universitätskliniken Marburg, Frankfurt und Mainz sowie der neurologischen Universitätsklinik Marburg rekrutiert. Mit den Patienten sowie erst- und zweitgradigen Angehörigen wurde ein telefonisches Interview durchgeführt, welches sich an einem validierten Fragebogen für Epilepsie orientierte [Reutens et al. 1992]. Zwölf Patienten mit Morbus Darier und zwölf Angehörige stimmten der Teilnahme an der Studie zu und wurden telefonisch befragt. So konnten zwölf Stammbäume mit insgesamt 410 Familienmitgliedern erstellt werden. Der Phänotyp von 353 Familienmitgliedern konnte anhand von eigen- oder fremdanamnestischen Angaben erhoben werden. Bei fünf Familien bestand der klinische Verdacht auf mindestens eine weitere an Morbus Darier erkrankte Person (insgesamt neun betroffene Angehörige). Bei keinem der 21 Probanden mit Morbus Darier wurde eine Epilepsie diagnostiziert. Einer der 21 Probanden mit Morbus Darier hatte einen akut symptomatischen Anfall nach intrazerebraler Blutung. Keiner der erstgradig verwandten Nachkommen der Probanden mit Morbus Darier hatte eine Epilepsie (0/24). Auch weiter entfernte Angehörige mit Epilepsie konnten nicht identifiziert werden. Unsere Studie zeigt trotz hoher Sensitivität, Spezifität und Reliabilität keinen Hinweis auf eine erhöhte Prävalenz einer Epilepsie in unserem Studienkollektiv. Ursächlich für die Diskrepanz zu vorangegangenen Studien sind zum einen die wenig spezifische Datenerhebung früherer Studien, die nur auf medizinischen Datenbanken basierte, sowie die fehlerhafte Interpretation der Ergebnisse. Frühere Studien könnten das Risiko einer Epilepsie überschätzt haben, indem die Punktprävalenz in der Normalbevölkerung und nicht die kumulative Inzidenz als Vergleichsparameter gewählt wurde. Um eine mögliche Assoziation von Epilepsie und Morbus Darier noch dezidierter zu untersuchen, bzw. einen sicheren Ausschluss zu ermöglichen, bedürfte es eines weitaus aufwendiger angelegten Studiendesigns. Vor dem Hintergrund unserer Ergebnisse ist ein positives Resultat einer solchen Studie jedoch nicht zu erwarten.


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