Zusammenfassung:
Die mediale Schenkelhalsfraktur gehört zu den häufigsten Traumata des älteren Menschen weltweit, wobei die Inzidenz v.a. in Europa und Nordamerika hoch ist. Die Osteoporose stellt einen wichtigen Risikofaktor für eine hüftgelenknahe Fraktur dar, weil schon durch geringe Krafteinwirkung, wie z.B. ein Sturz aus Standhöhe oder eine forcierte Außenrotation des Beines, eine Fraktur resultieren kann. Bei jungen Patienten mit Schenkelhalsfraktur stehen dagegen Hochrasanztraumata mit axialer Stauchung des Femurs im Vordergrund.
Diagnostisch ist die Anamnese zum Unfallhergang sowie zu den Komorbiditäten, die klinische Untersuchung und die Anfertigung konventioneller Röntgenbilder zielführend. Zur Therapieentscheidung wird v.a. die Klassifikationen nach Garden herangezogen. Die operative Therapie repräsentiert heute den Goldstandard der Versorgung dieser Verletzungen, ein konservatives Vorgehen bleibt Einzelfällen vorbehalten. So wird entweder hüftkopferhaltend, z.B. mittels kanülierter Schrauben oder der dynamischen Hüftschraube, oder hüftkopfersetzend, mit einer Total- oder Hemiendoprothese, operiert. Es besteht eine Kontroverse bezüglich der Indikation von Total- oder Hemiendoprothesen. Vereinfacht gesagt wird bei älteren, wenig aktiven Patienten die Versorgung mit einer Hemiendoprothese bevorzugt.
Die Prognose und die postoperative Lebensqualität hängen von verschiedenen Faktoren ab. Dabei spielt die Wiederherstellung der Biomechanik des Hüftgelenks, v.a. die Rekonstruktion des femoralen Offsets (FO), eine zunehmend wichtige Rolle. Das FO bezeichnet die Strecke auf einer Orthogonalen zur Längsachse des Femurs zum Drehzentrzum des Femurkopfes und ist insbesondere wichtig für die Funktion der Hüftabduktoren. Die Wiederherstellung des FO spiegelt auch eine Modifikation des Therapieziels wider, da das Hauptaugenmerk nicht mehr nur auf einer Senkung der operationsbedingten Mortalität liegt, sondern auch auf einem möglichst optimalen funktionellen Ergebnis sowie einer größtmöglichen Patientenzufriedenheit. Im Rahmen der Therapie von hüftgelenksnahen Frakturen mittels TEP gibt es zahlreiche Studien, die das funktionelle Ergebnis und die Biomechanik untersucht haben. Jedoch existieren wenige Studien, welche die Biomechanik nach Versorgung mit einer Hemiendoprothese, speziell einer Duokopfprothese, untersuchen. Daher analysiert diese Studie den Einfluss des FO auf die funktionellen Ergebnisse nach einer dislozierten Schenkelhalsfraktur und Versorgung mit einer Duokopfprothese.
Im Rahmen der Studie wurden die postoperativen Röntgenbilder von 126 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 82 Jahren und einem Frauenanteil von 76% ausgemessen. Zusätzlich wurde das FO mit den klinischen Ergebnissen aus dem Harris Hip Score (HHS), dem Instrumental Activities of Daily Living- (IADL) Score und dem Timed Up and Go Test (TUG) korreliert. Da die Messung des FO anhand konventioneller Röntgenbilder ungenau ist und das FO häufig unterschätzt wird, wurden die Messergebnisse zunächst anhand der Größe des Prothesenkopfes kalibriert. Anschließend wurden die kalibrierten Ergebnisse mithilfe einer Formel, die von Lechler et al. entwickelt wurde, rotationskorrigiert und die Messergebnisse mit den klinischen Daten korreliert. Der durchschnittliche projizierte FO (FOP) betrug 36,8 mm, nach Rotationskorrektur (FORC) jedoch 41,1 mm, was einen signifikanten Unterschied darstellt (p < 0,0001). 12 Monate postoperativ betrug der HHS 68 Punkte, der TUG 39 s und der durchschnittliche IADL 3,6 Punkte. Es konnte eine positive Korrelation zwischen dem rekonstruierten FORC und dem HHS sowie dem IADL festgestellt werden. Keine Korrelation bestand zwischen dem FORC und dem TUG. Nach einer multivariaten Analyse, welche die Störfaktoren mit einschloss, zeigte sich ein nicht signifikanter Trend für eine positive Korrelation zwischen FORC und HHS. Eine wiederum signifikante Korrelation bestand zwischen FORC und IADL. In der multivariaten Analyse wurde kein Zusammenhang zwischen FORC und TUG festgestellt.
Die Ergebnisse deuten im Einklang mit einigen anderen Studien darauf hin, dass eine Vergrößerung des FO vorteilhaft ist. Jedoch kann auch einer Verkleinerung des FO Vorzüge zugesprochen werden, z.B. im Hinblick auf weniger postoperative Schmerzen.
Chirurgische Komplikationen wurden in 12,7% aller Patienten beobachtet, wobei 6,3% eine Revisionsoperation benötigten und davon nur 3 Patienten eine Dislokation hatten.
Aufgrund der vorliegenden Arbeit und ähnlicher Forschungsergebnisse in diesem Bereich ist eine adäquate Wiederherstellung des FO zu empfehlen. Weitere Studien mit einem prospektiven interventionellen Studiendesign könnten die Erkenntnisse bezüglich der Biomechanik der Hüfte nach Prothesenversorgung präzisieren. So könnten noch bessere funktionelle Ergebnisse und eine bessere Langzeitprognose für die Patienten erreicht werden.
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