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Titel:Der kairo-arabische Wortakzent im Vergleich zum Deutschen: eine EEG-Untersuchung
Autor:El Shanawany, Heba
Weitere Beteiligte: Wiese, Richard (Prof. Dr.)
Veröffentlicht:2013
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2014/0068
DOI: https://doi.org/10.17192/z2014.0068
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2014-00689
DDC: Sprachwissenschaft, Linguistik
Titel (trans.):Cairo-Arabic word stress in comparison to German: an EEG study
Publikationsdatum:2014-02-04
Lizenz:https://rightsstatements.org/vocab/InC-NC/1.0/

Dokument

Schlagwörter:
Wortakzent, Deutsch, electroencephalogram, Cairene Arabic, German, Phonologie, prosody, Arabisch, word stress, Elektroencephalogramm, Kairo-Arabisch, Prosodie

Zusammenfassung:
In dieser Arbeit wurden die Ergebnisse eines EKP-Experiments über die Wahrnehmung der Akzentabweichungen im Kairo-Arabischen im Vergleich zu den Ergebnissen anderer EKP-Experimente über das Deutsche (Domahs et al. 2008), das Polnische (Domahs et al. 2012b) und das Türkische (Domahs et al. 2012a) gegenüber gestellt. Der Zweck der Studie war herauszufinden, inwieweit die kairo-arabischen Sprecher für die Wortakzentabweichungen in ihrer Sprache sensitiv sind, und ob es elektrophysiologische Korrelate zu den Hierarchien der Silben oder der Füße in diesem Dialekt gibt. Das Kairo-Arabische steht zwischen dem türkischen und dem deutschen Sprachsystem, da es einen vorhersagbaren Akzent hat (wie das Türkische), aber aufgrund quantitätssensitiver Fußstruktur, mit unterschiedlicher Akzentposition (wie das Deutsche). Somit sollte das Experiment herausfinden, ob die kairo-arabischen Sprecher teilweise sensitiv für die Akzentmanipulation (wie die Sprecher des Türkischen) sind, weil der Akzent im Kairo-Arabischen vorhersagbar ist, oder ob die Bewertung des Akzents zwischen den Abweichungen, die die Fußumstrukturierung verlangen und denen, die die prosodische Struktur bewahren (wie das Deutsche), unterscheidet. Darüber hinaus können die Ergebnisse Antworten auf die Frage geben, wie die Sprachverarbeitung Informationen über die prosodische Struktur der Wörter benutzt. In dieser Studie wurden zwei Sprachen miteinander verglichen, die in Art und Weise voneinander unterschiedlich sind. Während das Kairo-Arabische den Sprachen mit einem vorhersagbaren Akzent zugeordnet wird, wird das Deutsche denen mit einem unvorhersagbaren Akzent zugeordnet. Es wurde in diesem Experiment festgestellt, dass nicht nur die Verletzungen, die die Fußumstrukturierung verlangen, eine solche Positivierung verursachen, sondern auch alle Verschiebungen auf die Antepänultima, und dies unabhängig von ihrer Struktur. Dieses Ergebnis wurde hier unter Hinweis auf die Seltenheit dieses Musters im Kairo-Arabischen erklärt. Die Ergebnisse des Experiments zur Wortakzentverarbeitung im Kairo-Arabischen können so verstanden werden, dass die Wahrnehmung des Wortakzents in diesem Dialekt nicht nur auf der Struktur der Füße basiert, sondern auch auf der Frequenz der Akzentmuster. Die hier gefundenen Effekte der Experimente haben gezeigt, dass die Akzentverarbeitung sprachbedingt ist. Die beobachteten Positivierungen im deutschen Experiment haben gezeigt, dass die Wahrnehmung der Akzent-abweichungen in dieser Sprache nur von der metrischen Struktur der Wörter abhängt. In den Experimenten über den Wortakzent im Polnischen und im Türkischen haben die Ergebnisse gezeigt, dass die Unterscheidung zwischen dem Standardakzent und dem lexikalischen Akzent einen Einfluss auf die Akzentverarbeitung in diesen Sprachen hat. Im Gegensatz dazu entscheidet im Kairo-Arabischen nicht nur die metrische Struktur der Wörter über die Akzentwahrnehmungsfähigkeit, sondern auch die demarkative Funktion des Akzents sowie die Frequenz der Akzentmuster. Das heißt, wenn das metrische System des Deutschen die Variation der Akzentposition im Rahmen der metrischen Struktur erlaubt, ist die Fixierung des Akzents am rechten Rand des Wortes im Kairo-Arabischen sehr relevant. Damit kann auch erklärt werden, warum das Antepänultima-Akzentmuster in diesem Dialekt sehr selten vorkommt. Die Ergebnisse der Experimente über den Wortakzent im Deutschen und im Kairo-Arabischen unterstützen die linguistische Annahme der metrischen Repräsentation, die behauptet, dass es eine hierarchische Ebene von Silben und Füßen innerhalb des prosodischen Wortes gibt. Diese Ergebnisse haben auch gezeigt, dass die Position und die Schwere der Silbe ihre Akzentuierbarkeit bestimmt, vor allem im Fall des Kairo-Arabischen, in dem die Bedeutung der schweren Silben und der Füße am rechten Rand erheblich ist. Sie haben auch zur Beantwortung der Frage, wie die prosodischen Informationen im Gehirn bearbeitet wird, beigetragen. Die Ergebnisse dieser Studie haben gezeigt, dass die Kairo-Arabisch-Sprecher nicht ''akzenttaub'' sind.

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