Publikationsserver der Universitätsbibliothek Marburg

Titel:Klinisch-funktionelle Nachuntersuchung von Patienten, die mittels B-Twin Expandable-Spinal-Spacer an der Lendenwirbelsäule operiert wurden
Autor:Kleffmann, Jens
Weitere Beteiligte: Wilke, Axel (Prof. Dr. Dr.)
Veröffentlicht:2011
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2011/0284
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2011-02844
DOI: https://doi.org/10.17192/z2011.0284
DDC: Medizin
Titel (trans.):Clinical outcome of PLIF using the minimally invasive B-Twin expandable spinal spacer
Publikationsdatum:2011-04-28
Lizenz:https://rightsstatements.org/vocab/InC-NC/1.0/

Dokument

Schlagwörter:
B-Twin, B-Twin, PLIF, Degenerative spondylolisthesis, PLIF, Degenerative Spondylolisthesis

Zusammenfassung:
Die optimale Behandlung der degenerativen Spondylolisthesis wird vielfach diskutiert und ist nicht abschließend geklärt. Auch das bestmögliche therapeutische Procedere bei sekundären Instabilitäten nach knöcherner Dekompression und die optimale Versorgung von wiederholten Rezidiv-Bandscheibenvorfällen mit konsekutiver Höhenminderung des Zwischenwirbelraums sind nicht eindeutig definiert. Derzeit kommen verschiedene Therapien zum Einsatz: konservatives Vorgehen, interspinöse Implantate, minimalinvasive oder percutane Stabilisierungs-Operationen, ein- oder zweizeitig durchgeführte 360° Verschraubung. Eine weitere Therapiemöglichkeit ist das PLIF-Verfahren (posterior lumbar interbody fusion), welches seit Jahren etabliert ist und gute Ergebnisse erzielt (70% - 90% Patientenzufriedenheit). Bisher konnte noch kein PLIF-Implantat als deutlich überlegen identifiziert werden. Die guten Ergebnisse werden durch die zum Teil hohen Komplikationsraten beeinträchtigt: Verletzungen der Dura werden in 5,4% der Fälle berichtet, bei 9-16% kommt es zu einer Verletzung der Nervenwurzel. Ein neues Verfahren ist der B-Twin Expandable-Spinal-Spacer. Bei dem in der vorliegenden Arbeit untersuchten Patientenkollektiv wurde er als „stand alone PLIF“ eingesetzt. Im Gegensatz zu konventionellen PLIF-Cages wird der B-Twin erst im Bandscheibenfach auf seine volle Größe expandiert. Die Vorteile dieser Implantierungs-Methode bestehen vor allem in einer Schonung der umgebenden Strukturen, wie Muskulatur, Cauda Equina und Nervenwurzeln. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Ergebnisse der B-Twin-Operation erstmals an einem europäischen Patienten-Kollektiv zu evaluieren. Es erfolgte die klinische Untersuchung der mittels B-Twin operierten Patienten sowie die Auswertung von drei Messinstrumenten (Marburg Score, Oswestry Disability Index und Visuell analoge Schmerzskala) zu drei Messzeitpunkten: präoperativ (T1), unmittelbar postopertiv (T2) und bei der Nachuntersuchung (T3). Es wurde ein Kollektiv von 97 Patienten untersucht. Anschließend erfolgte die systematische Einbindung der hier vorliegenden Ergebnisse in die Geamtdatenbasis zum B-Twin-Verfahren. Hierzu wurden alle bis zum 1.Juni 2010 veröffentlichten Studien über das B-Twin-Verfahren meta-analytisch zusammengefasst. Es wurden die Standardabweichungseinheiten (Cohens d) als Maß für die Effektstärken berechnet. Insgesamt konnten so die postoperativen Ergebnisse von 261 Patienten ausgewertet werden. Von den operierten Patienten waren 56 Frauen (57,7%) und 41 Männer (42,3%), das Alter zum Zeitpunkt der Operation betrug im Durchschnitt 61,2 Jahre. Die Indikation zur Operation war bei 67 Patienten eine degenerative Spondylolisthesis (maximal Grad I nach Meyerding), bei 15 Patienten eine sekundäre Instabilität nach stattgehabter knöcherner Dekompression einer Spinalkanalstenose und bei 15 Patienten ein Rezidiv-Bandscheibenvorfall mit Höhenminderung des Bandscheibenfachs. Bei der Nachuntersuchung lag die Implantation des B-Twin im Mittel 26 Monate zurück. Der ODI-Wert war postoperativ (T2) und bei der Nachuntersuchung (T3) signifikant niedriger als präoperativ (T1): ODI T1=36,60 SD=11,86; ODI T3=22,09 SD=9,06; p<0.01. Auch die VAS-Werte waren postoperativ signifikant niedriger: VAS T1=8,7 SD=1,45; VAS T2=3,57 SD=2,80; VAS T3=3,74 SD=2,60; p<0.05. Bei keinem der operierten Patienten wurde die Dura oder eine Nervenwurzel verletzt. Verletzungen von großen Blutgefäßen traten ebenfalls in keinem Fall ein. In der Zusammenschau lassen sich bei allen integrierten Studien sehr große Effekstärken in Form von Cohens d beobachten: unmittelbar postoperativ lag der VAS-Wert im Mittel um d=4.02 Standardabweichungseinheiten unter dem präoperativen Ausgangswert, zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung (M=21,2 Monate) war d=5.20 SD . Der ODI lag zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung im Mittel d=6,52 SD unter dem Ausgangswert. Die vorliegende Arbeit zeigt die Wirksamkeit des B-Twin-Verfahrens in einem kleinen Patienten-Kollektiv, lässt weitere möglichst prospektiv und multizentrisch ausgelegte Studien jedoch keinesfalls unnötig werden. Die weiteren Arbeiten bestätigen ebenfalls die Wirksamkeit des Verfahrens. In keiner Studie sind größere Komplikationen, wie Verletzungen der Dura oder eines großen Blutgefäßes berichtet. Es ergeben sich Hinweise auf einen stärkeren Vorteil durch die Operation bei Patienten, deren Rückenschmerzen noch nicht chronifiziert sind (Beschwerdedauer kürzer als zwei Jahre). Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine retrospektive und monozentrische Beobachtungsstudie ohne Kontrollgruppe. Dieses Studiendesign entspricht nicht dem maximal erreichbaren Standard einer prospektiven und randomisierten Erhebung mit Kontrollgruppe.

Bibliographie / References

  1. Grisell, M. & Place, H. M. Face tissue pressure in prone positioning: a comparison of three face pillows while in the prone position for spinal surgery. Spine 33, 2938-2941 (2008).
  2. Nockels, R. P. Dynamic stabilization in the surgical management of painful lumbar spinal disorders. Spine 30, S68-72 (2005).
  3. Tsai, K. J., Murakami, H., Lowery, G. L. & Hutton, W. C. A biomechanical evaluation of an interspinous device (Coflex) used to stabilize the lumbar spine. J Surg Orthop Adv 15, 167-172 (2006).
  4. Hibbs, R. A. An operation for progressive spinal deformities: a preliminary report of three cases from the service of the orthopaedic hospital. 1911. Clin Orthop Relat Res 460, 17-20 (2007).
  5. Bartholomew's Hospital, a new edition, with his last corrections. 1808. Clin Orthop Relat Res 4-10 (2002).
  6. Phillips, F. M. et al. Biomechanics of posterior dynamic stabilizing device (DIAM) after facetectomy and discectomy. Spine J 6, 714-722 (2006).
  7. Wilkie, D., Lovejoy, N., Dodd, M. & Tesler, M. Cancer pain intensity measurement: concurrent validity of three tools--finger dynamometer, pain intensity number scale, visual analogue scale. The Hospice Journal (1990).
  8. Wiltse, L. L., Newman, P. H. & Macnab, I. Classification of spondylolisis and spondylolisthesis. Clin Orthop Relat Res 23-29 (1976).
  9. Hacker, R. J. Comparison of interbody fusion approaches for disabling low back pain. Spine 22, 660-5; discussion 665-6 (1997).
  10. Wenig, C. M., Schmidt, C. O., Kohlmann, T. & Schweikert, B. Costs of back pain in Germany. Eur J Pain 13, 280-286 (2009).
  11. Rosenberg, N. J. Degenerative spondylolisthesis. Predisposing factors. J Bone Joint Surg Am 57, 467-474 (1975).
  12. Yadla, S. et al. Early complications in spine surgery and relation to preoperative diagnosis: a single-center prospective study. J Neurosurg Spine 13, 360-366 (2010).
  13. Oxland, T. R., Grant, J. P., Dvorak, M. F. & Fisher, C. G. Effects of endplate removal on the structural properties of the lower lumbar vertebral bodies. Spine 28, 771-777 (2003).
  14. Raj, P. P. Intervertebral disc: anatomy-physiology-pathophysiology-treatment. Pain Practice (2008).
  15. Intervertebral Foramen Size and Volume Changes in Low Grade, Low Dysplasia Isthmic Spondylolisthesis. Spine (2010).
  16. Sato, K., Kikuchi, S. & Yonezawa, T. In vivo intradiscal pressure measurement in healthy individuals and in patients with ongoing back problems. Spine (1999).
  17. Taillard, W. Le Spondylolisthesis Chez L'enfant et L'adolescent 1 (Etude de 50 cas). Acta Orthopaedica (1954).
  18. Singh, A. K., Ramappa, M., Bhatia, C. K. & Krishna, M. Less Invasive Posterior Lumbar Interbody Fusion and Obesity: Clinical Outcomes and Return to Work. Spine (2010).
  19. Weber, H. Lumbar disc herniation: a controlled, prospective study with ten years of observation. SAS Journal (2009).
  20. Schulte, T. L. et al. [Lumbar spinal stenosis]. Orthopade 35, 675-92; quiz 693-4 (2006).
  21. Phillips-Universität Marburg ohne sonstige Hilfe selbst durchgeführt und bei der Abfassung der Arbeit keine anderen als die in der Dissertation aufgeführten Hilfsmittel benutzt habe. Ich habe bisher an keinem in-oder ausländischen Medizinischen Fachbereich ein Gesuch um Zulassung zur Promotion eingereicht, noch die vorliegende oder eine andere Arbeit als Dissertation vorgelegt. "
  22. Wu, R. H., Fraser, J. F. & Härtl, R. Minimal Access Versus Open Transforaminal Lumbar Interbody Fusion: Meta-Analysis of Fusion Rates. Spine (2010).
  23. Selznick, L. A., Shamji, M. F. & Isaacs, R. E. Minimally invasive interbody fusion for revision lumbar surgery: technical feasibility and safety. J Spinal Disord Tech 22, 207-213 (2009).
  24. Shunwu, F., Xing, Z., Fengdong, Z. & Xiangqian, F. Minimally invasive transforaminal lumbar interbody fusion for the treatment of degenerative lumbar diseases. Spine 35, 1615-1620 (2010).
  25. Oswestry-Disability-Index Seite 122 von 125
  26. Turner, J. A. et al. Patient outcomes after lumbar spinal fusions. JAMA 268, 907- 911 (1992).
  27. Vraney, R. T., Phillips, F. M., Wetzel, F. T. & Brustein, M. Peridiscal vascular anatomy of the lower lumbar spine. An endoscopic perspective. Spine 24, 2183- 2187 (1999).
  28. Okuyama, K. et al. Posterior lumbar interbody fusion: a retrospective study of complications after facet joint excision and pedicle screw fixation in 148 cases. Acta Orthop Scand 70, 329-334 (1999).
  29. Suk, K. S., Lee, H. M., Moon, S. H. & Kim, N. H. Recurrent lumbar disc herniation: results of operative management. Spine 26, 672-676 (2001).
  30. Rolfe, K. W., Zucherman, J. F., Kondrashov, D. G., Hsu, K. Y. & Nosova, E. Scoliosis and interspinous decompression with the X-STOP: prospective minimum 1-year outcomes in lumbar spinal stenosis. Spine J (2010).
  31. Tsantrizos, A., Baramki, H. G., Zeidman, S. & Steffen, T. Segmental stability and compressive strength of posterior lumbar interbody fusion implants. Spine 25, 1899-1907 (2000).
  32. Wilkins, W. F. Separation of the vertebrae with protrusion of hernia between the same -operation -cure. St. Louis Medicine and Surgery Journal 54, 340-341 (1888).
  33. Junghanns, H. Spondylolisthesen ohne Spalt im Zwischengelenkstück. Archives of Orthopaedic and Trauma Surgery (1931).
  34. Hoshijima, K. et al. Strength and stability of posterior lumbar interbody fusion. Comparison of titanium fiber mesh implant and tricortical bone graft. Spine 22, 1181-1188 (1997).
  35. Zhang, S. Y. et al. [Study on risk factors and predictive model for lumbar intervertebral disc herniation in the rural population.]. Zhonghua Liu Xing Bing Xue Za Zhi 30, 1152-1155 (2009).
  36. Pott, P. The chirurgical works of Percivall Pott, F.R.S., surgeon to St.
  37. Hagen, K. B., Hilde, G., Jamtvedt, G. & Winnem, M. F. The cochrane review of advice to stay active as a single treatment for low back pain and sciatica. Spine 27, 1736-1741 (2002).
  38. Newman, P. H. & Stone, K. H. The etiology of spondylolisthesis. Journal of Bone and Joint Surgery-British (1963).
  39. Rosenberg, N. J., Bargar, W. L. & Friedman, B. The incidence of spondylolysis and spondylolisthesis in nonambulatory patients. Spine 6, 35-38 (1981).
  40. Nachemson, A. The load on lumbar disks in different positions of the body. Clin Orthop Relat Res (1966).
  41. Harrington, P. R. The management of scoliosis by spine instrumentation: An evaluation of more than 200 cases. South Med J (1963).
  42. Noren, R., Trafimow, J., Andersson, G. B. & Huckman, M. S. The role of facet joint tropism and facet angle in disc degeneration. Spine 16, 530-532 (1991).
  43. Putz, R. L. & Müller-Gerbl, M. The vertebral column--a phylogenetic failure? A theory explaining the function and vulnerability of the human spine. Clin Anat 9, 205-212 (1996).
  44. Venable, C. S. & Stuck, W. G. Three years' experience with vitallium in bone surgery. Ann Surg (1941).
  45. Schmidt, C. O. & Kohlmann, T. [What do we know about the symptoms of back pain? Epidemiological results on prevalence, incidence, progression and risk factors]. Z Orthop Ihre Grenzgeb 143, 292-298 (2005).
  46. Rothoerl, R. D., Woertgen, C. & Brawanski, A. When should conservative treatment for lumbar disc herniation be ceased and surgery considered? Neurosurg Rev 25, 162-165 (2002).
  47. Schmidt, C. O. et al. Modelling the prevalence and cost of back pain with neuropathic components in the general population. Eur J Pain 13, 1030-1035 (2009).
  48. Wilke, H. J., Drumm, J., Häussler, K., Mack, C. & Kettler, A. [Biomechanics of interspinous spacers]. Orthopade 39, 565-572 (2010).
  49. Hlobil, H., Van Tulder, M. W. & Waddell, G. Occupational health guidelines for the management of low back pain: an international comparison. Occupational and … (2003).
  50. Ibrahim, T., Tleyjeh, I. M. & Gabbar, O. Surgical versus non-surgical treatment of chronic low back pain: a meta-analysis of randomised trials. Int Orthop 32, 107- 113 (2008).
  51. Xiao, L. et al. Percutaneous posterior-lateral lumbar interbody fusion for degenerative disc disease using a B-Twin expandable spinal spacer. Eur Spine J 19, 325-330 (2010).
  52. Mulholland, R. C. & Sengupta, D. K. Rationale, principles and experimental evaluation of the concept of soft stabilization. Eur Spine J , S198-205 (2002).
  53. Degenerative lumbar spondylolisthesis: an epidemiological perspective: the Copenhagen Osteoarthritis Study. Spine 32, 120-125 (2007).


* Das Dokument ist im Internet frei zugänglich - Hinweise zu den Nutzungsrechten