Zusammenfassung:
Die Myoblastenfusion in der Embryonalentwicklung von Drosophila verläuft in zwei Schritten. Das Blow-Protein ist essentiell für den Verlauf des zweiten und teilweise auch für den Verlauf des ersten Schrittes. blow2-Embryonen weisen einen sehr starken Fusionsdefekt auf. Durch Immunhistologie mit einem anti-Blow-Antikörper gegen den N-Terminus des Proteins konnte gezeigt werden, dass keinerlei Restprotein in den blow2-Embryonen detektierbar ist. Eine Sequenzierung des Allels hat schließlich gezeigt, dass das blow2-Allel eine Deletion vom zweiten Intron bis ins zweite Exon von blow trägt, was zur Degradation der mRNA führt. Es handelt sich bei blow2 also um ein Null-Allel.
Um dem Verständnis der Funktion des Proteins näherzukommen, wurden Blow-Konstrukte hergestellt, in denen bei in silico-Analysen gefundene Merkmale des Proteins verändert wurden: Da neben einer PH-Domäne ein putatives Phosphorylierungs- und Interaktionsmotiv um Tyrosin 342 aufgezeigt wurde, wurden Blow-Versionen im Embryo exprimiert, die diese Merkmale verändert tragen. Dabei zeigten weder die Expression von N-terminal verkürztem Blow noch von Blow mit mutiertem Tyrosin 342 einen Defekt bei ektopischer Expression in Founderzellen. Auch eine Expression von einem Konstrukt mit phosphomimetisch verändertem Tyrosin 342 oder mit deletierter PH-Domäne hat zu keiner Störung der Myoblastenfusion geführt. Überraschenderweise führt die Expression von wildtypischem Blow nicht zur Rettung des blow2-Phänotyps.
Eine Analyse von Blow-Lokalisationen in verschiedenen Fusionsmutanten hat zeigen können, dass die Akkumulation von Blow an der Fusionsstelle von der Adhäsion der Fusions-kompetenten Myoblaste und dem Aktinregulator Arp3 abhängt. Trotz Abwesenheit von Adhäsionsmolekülen gibt es gelegentlich Blow-Foci an Zellkontakten.
Schließlich wurde das postulierte Blow-Ortholog Skap2 aus Zebrafisch auf die Funktionalität im Fliegenembryo untersucht. Dabei konnte weder eine Rettung des blow2-Phänotyps, noch eine Störung der Myoblastenfusion bei Expression im wildtypischen Hintergrund festgestellt werden, so dass eine Orthologie der beiden Proteine weiterhin spekulativ bleibt.