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Titel:Tell Harmal - Die Texte aus dem Hauptverwaltungsgebäude „Serai“
Autor:Hussein, Laith M.
Weitere Beteiligte: Sommerfeld, Walter (Prof. Dr.)
Veröffentlicht:2008
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2009/0078
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2009-00784
DOI: https://doi.org/10.17192/z2009.0078
DDC: Andere Sprachen
Titel (trans.):Tell Harmal - The texts from the main administration office „Serai“
Publikationsdatum:2009-03-03
Lizenz:https://rightsstatements.org/vocab/InC-NC/1.0/

Dokument

Schlagwörter:
Altorientalistik, Orientalistic

Zusammenfassung:
Šaduppûm (modern: Tell H. armal) wurde als Verwaltungszentrale eines Regierungsbezirks des Staates von Ešnunna in der Phase seiner Unabhängigkeit in der altbabylonischen Zeit an der Stelle einer älteren Siedlung neu gegründet. Die Gründung der Stadt geht auf die Akkad-Zeit zurück. Die Stadt war von einer Mauer umgeben und besaß ein Verwaltungsgebäude, Tempel, Werkstätten. Die Befestigung ist aus militärischen Gründen angelegt worden. Möglicherweise ist die Stadt später in der Folge eines Feldzuges einer Brandkatastrophe zum Opfer gefallen. Die Zerstörung der Stadt muß mit sehr großer Wahrscheinlichkeit dem Krieg mit Elam zugeschrieben werden. In der Anfangsphase der Kassitenherrschaft war Šaduppûm nur noch ein bescheidener Ort. Historisch sehr bedeutsam ist der Umstand, daß in den Texten eine ganze Reihe von Jahresnamen bezeugt ist. Sie lassen sich mehrheitlich in die Regierungszeit der Könige Ipiq-Adad II., Nar¯am-Sîn, Dannum-t¯ah ˘ ¯az , D¯ad¯uša und Ib¯al-p¯ı-El II. datieren. Gelegentlich sind auch lokale Herrscher belegt, deren Identifizierung besonders schwierig war. Die relativ große Zahl von Jahresnamen, die von dem Ableben dieser „Scheichs“ berichten, spiegeln die Unruhe in dieser Zeit. Im kultischen Bereich legten Ausgrabungen in Šaduppûm an mehreren Stellen Heiligtümer frei. Die Götter B¯el-gašer (als Hauptgott und Kreditgeber), Arh ˘ ¯an¯ıtum, Šamaš, Sîn und Tišpak wurden in der Stadt verehrt, und vermutlich wurde das einzige Stadttor nach dem Hauptgott benannt. Die Texte aus Šaduppûm gewähren einen umfangreichen Einblick inWirtschaft und Gesellschaft in diesem Gebiet. Das wiederentdeckte Korpus umfaßt etwa 3000 beschriftete Tontafeln aus der altbabylonischen Zeit und besteht aus Verwaltungsurkunden, Briefen, Schultexten, lexikalischen Sammeltafeln, Beschwörungen, Rechtserlassen und literarischen Texten (darunter das Gilgameš-Epos), einem Gesetzeskodex sowie geographischen und mathematischen Texten. Die Schulübungen (auch linsenförmige Tafeln) geben einen breiten Überblick über das Schulwesen und die Tätigkeit der Schreiber in der Schule in Šaduppûm. Die Schultexte umfassen Personennamen, das Silbenalphabet, lexikalische sowie mathematische Maßeinheiten und Wirtschaftstexte. Die bislang veröffentlichten Tontafeln aus Šaduppûm belegen, daß die Stadt von einer Art „Statthalter“ geleitet wurde. Dieser wurde vom König ernannt, auch andere amtierende Personen, darunter der „Bürgermeister“ und der „Katasterbeamte“, waren an seiner Seite tätig und zeigen mehrfache Beziehungen zur staatlichen Verwaltung. Aufgrund der Gerichtsverfahren, die immer am Tempeltor des Hauptgottes der Stadt vollzogen werden mußten (wo sich der Gerichtshof befand), war es notwendig, daß die Kläger und Beklagten nach Šaduppûm reisen mußten. Der Gerichtshof des Bezirks scheint in Šaduppûm gelegen zu haben, wo die Richter eine besondere Rolle gespielt haben. Die Gesammtsumme der in dem „Serai“ genannten Komplex gefundenen Tontafeln beträgt 298. Sie verteilen sich auf 18 der insgesamt 25 Räume, wobei die Mehrzahl an nur zwei Stellen, in den Räumen 5 und 11, gefunden wurde. Die Daten dieser Texte aus dem größten Gebäude liegen zwischen dem Jahr des Regierungsantritts von D¯ad¯uša und Ib¯al-p¯ı-El II. 5. Einige Dokumentationen bezeugen die Zuweisung von Feldern an Soldaten sowie eventuell an Untertanen. Im Hinblick auf die Arbeiten stehen solche in der Landwirtschaft im Vordergrund, insbesondere die Ernte und das Bewässerungssystem betreffend. Die überwiegende Zahl der Texte, die außerhalb des „Serai“-Gebäudes gefunden worden sind, stammt aus Raum 252 (insgesamt 263 Tontafeln) und ist administrativen, aber auch mathematischen Inhalts. Raum 133 dagegen enthielt 103 Texte, darunter viele Briefe (Archiv des Tutub-m¯agir ). Im Raum 520, der insgesamt 43 Texte ans Licht brachte, erschien ein Archiv von Mudadum, Sohn des Mašum. Hierbei handelt es sich wohl um ein Familienarchiv, das vor allem Tafeln über Immobilien besaß. Texte aus Raum 101 verraten, daß große Mengen von Ziegeln angefertigt worden waren. Vielleicht handelt es sich um das Haus eines Ziegelherstellers oder Ziegellieferanten. Abschließend sei noch einmal festgestellt, daß die hier berücksichtigte Summe von Texten nur ein Drittel der insgesamt 3000 Tafeln ausmacht.


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