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Titel:Langzeitergebnisse der perkutanen radiologischen Gastrostomie
Autor:Haarmeyer, Anne
Weitere Beteiligte: Wagner, Hans-Joachim (Prof. Dr.)
Veröffentlicht:2007
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2007/0823
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2007-08231
DOI: https://doi.org/10.17192/z2007.0823
DDC: Medizin
Titel (trans.):Percutaneous radiological gastrostomy
Publikationsdatum:2008-01-10
Lizenz:https://rightsstatements.org/vocab/InC-NC/1.0/

Dokument

Schlagwörter:
Gastrostomie, Gastrostomy

Zusammenfassung:
In der vorliegenden retrospektiven Studie wurden perkutane radiologische Gastrostomien untersucht, die im Zeitraum von Mai 1996 bis Juni 2004 im Klinikum der Philipps-Universität Marburg bei 60 Patienten durchgeführt werden sollten. Im Vorfeld war bei allen Patienten eine perkutane endoskopische Gastrostomie frustran abgebrochen oder als nicht durchführbar erachtet worden. Der technische und funktionelle Interventionserfolg, die damit verbundenen Komplikationen, sowie der Langzeitverlauf der einzelnen Patienten mit den Gastrostomiesonden waren Gegenstand der Erhebung. Die Datensammlung erfolgte durch Studium der Patientenakten und durch telefonische oder persönliche Interviews mit den Patienten, den betreuenden Hausärzten oder den Angehörigen. Die Patienten wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: Gruppe I beinhaltete 52 Patienten, die eine perkutane radiologische Gastrostomie als initiale Gastrostomie erhielten, darunter 42 Männer und 10 Frauen im Alter von 3-90 Jahren. Die acht Patienten der Gruppe II, jeweils 4 Männer und Frauen im Alter von 8-78 Jahren, erhielten einen Wechsel einer insuffizient gewordenen Gastrostomie. Indikationen zur Gastrostomie bestanden einerseits in einer enteralen Ernährung bei obstruktiven oder neurogenen Dysphagien, andererseits in einer Dekompression des Gastrointestinaltraktes bei Obstruktionen und Passagestörungen im Magen. Die perkutanen radiologischen Gastrostomien waren in Gruppe I bei 88,5% technisch erfolgreich durchführbar. Dieses Ergebnis liegt unter dem in der Literatur angegebenen Bereich des technischen Erfolges von 95-100%, was sich einerseits auf schwierige anatomische Verhältnisse wie Interposition von Organen, Magendislokationen oder unmögliche Magendistension zurückführen lässt und andererseits in einer gewissen negativen Selektion begründet ist, da die perkutane radiologische Gastrostomie an der Universitätsklinik Marburg nicht als Methode der ersten Wahl gilt. Bei den meisten Patienten wurde ein Versuch einer endoskopischen Gastrostomie mit frustranem Ergebnis unternommen, bei anderen war eine perkutane endoskopische Gastrostomie schon im Voraus als nicht durchführbar erachtet worden. Die perkutane radiologische Gastrostomie ist eine einfache Methode zum Wechsel von dysfunktionell gewordenen Kathetern. Dies zeigt der technische Erfolg von 100% der Gruppe II. Ebenfalls konnten die durchgeführten Wechsel von im Verlauf dysfunktionell gewordener Katheter über den alten Kanal unter radiologischer Steuerung unproblematisch durchgeführt werden. Katheterdysfunktionen traten in Gruppe I bei 62%, in Gruppe II bei 37,5% auf. Ursächlich waren Dislokationen infolge von Materialschäden, das Abreißen der Haltefäden oder das akzidentielle Ziehen der Katheter durch Patienten oder Pflegepersonal. Darüber hinaus traten Undichtigkeiten oder Verstopfungen der Sonden auf. Die Katheter waren in Gruppe I nach 48 Stunden bei 98% der Patienten benutzbar, ein Patient verstarb, bevor die Sonde zum Einsatz kam. In der Gruppe II waren alle Sonden nach 48 Stunden benutzbar, der funktionelle Erfolg lag also bei 100%. Die Minor-Komplikationen beider Gruppen entsprachen in ihrem Auftreten und ihren Häufigkeiten den in der Literatur beschriebenen Komplikationen, wie lokale Wundinfektionen an der Kathetereinstichstelle, Blutungen oder geringfügige Aspirationen von Kontrastmittel. Die Major-Komplikationsrate der Gruppe I lag mit 2% (Peritonitis bei einem Patienten) in dem in der Literatur beschriebenen Bereich von 0-6%, die der Gruppe II mit 12,5% (Pneumonie nach Intervention bei einem Patienten) über dem o.g. Bereich; allerdings war hier die Stichprobe sehr klein. Die Katheterverweildauer betrug in der Gruppe I 1 bis 2465 Tage, mit einer mittleren Liegedauer von 233 ± 407 Tagen. In der Gruppe II waren es 31 bis 730 Tage, die mittlere Liegedauer betrug 348 ± 334 Tage. Die Untersuchung des Körpergewichts nach der Katheteranlage zeigte in beiden Gruppen überwiegend Gewichtsabnahmen, nur wenige Patienten nahmen Gewicht zu, was auf die zugrunde liegende überwiegend maligne Grundkrankheit zurückgeführt wurde. Der Karnofsky-Index verschlechterte sich in beiden Gruppen im Verlauf, was durch ein Fortschreiten der Grunderkrankungen der Patienten zu erklären ist. Die verfahrenassoziierte Letalität von 0% in beiden Gruppen war konkordant zu den Daten aus der Literatur. Die 30-Tage-Mortalitätsrate betrug in Gruppe I 23%, die 1-Jahres-Überlebensrate 25%, die mediane Überlebenszeit 15 Monate. Die 30-Tage-Mortalitätsrate betrug in Gruppe II 0%, die 1-Jahres-Überlebensrate 62%, die mediane Überlebenszeit 44 Monate. Diese Werte belegen die Schwere der malignen Erkrankungen. In dieser Studie wurde gezeigt, dass die perkutane radiologische Gastrostomie eine komplikationsarme, sichere, auch nach frustraner endoskopischer Gastrostomie erfolgreich durchführbare Methode zur langfristigen Gewährleistung einer enteralen Ernährung oder zur Dekompression bei Passagestörungen im Magen und proximalen Dünndarm mit gutem Langzeitergebnis ist. Des Weiteren können notwendige Wechsel insuffizient gewordener Gastroenterostomiekatheter unter fluoroskopischer Durchleuchtung problemlos unter Verzicht einer invasiven Endoskopie durchgeführt werden.


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