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Titel:Wirtschaftliche Entwicklung und Innovationsfinanzierung in China seit der Wirtschaftsreform 1978: Eine systemisch-konstruktivistische (autopoietische) Erklärung auf der Grundlage der Entwicklungstheorie von Joseph Schumpeter
Autor:Ou, Minhui
Weitere Beteiligte: Röpke, Jochen (Prof. Dr.)
Veröffentlicht:2007
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2007/0749
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2007-07496
DOI: https://doi.org/10.17192/z2007.0749
ISBN: 978-3-8334-9538-0
DDC: Wirtschaft
Titel (trans.):Economic Development and Financing of Innovation in China since the Economic Reform in 1978: a Systemic-Constructivistic (Autopoietic) Explanation on the Basis of the Development Theory by Joseph Schumpeter
Publikationsdatum:2007-11-29
Lizenz:https://rightsstatements.org/vocab/InC-NC/1.0/

Dokument

Schlagwörter:
Wirtschaftsentwicklung, Innovationssystem, Kondrat'ev-Wellen, Innovation, Wirtschaftssystem, Evolution, Innovation system, Selbstreferenz, Autopoeise, Entrepreneurship, Unternehmertum, Finance, Schumpeter, Joseph Alois, Chinese economic development, Innovationsfinanzierung, Luhmann, Niklas, Maturana, Humberto R.
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Zusammenfassung:
Im Zentrum dieser Arbeit steht die Erklärung der schnellen und dauerhaften wirtschaftlichen Entwicklung Chinas und deren Finanzierung seit der Wirtschaftsreform 1978. Dafür verbindet die Autorin die Schumpetersche Entwicklungstheorie, die modernen systemtheoretischen Ansätzen von Maturana und Varela sowie von Luhmann. Die zentralen Ergebnisse sind: Die Wandlung der chinesischen Volkswirtschaft von einer Planwirtschaft zu einer Marktwirtschaft resultiert aus einem spontanen funktionalen Ausdifferenzierungsprozess der Gesellschaft, der sich unmittelbar auf betriebliche organisatorische Innovationen zurückführen lässt. Der rasche Aufschwung und das anhaltende Wachstum der chinesischen Wirtschaft lässt sich von der gleichzeitigen Durchführung und Verflechtung mehrerer Basisinnovationen und ihrer Folgeinnovationen erklären. Die Durchsetzung der Faktorneukombinationen ist zugleich mit anderen sozialen Bereichen (Politik, Wissenschaftssystem, Rechtssystem usw.) strukturell gekoppelt. Für die Innovationen sind spezifische Finanzierungsquellen erschlossen worden, die jeweils mit einer bestimmten Innovationsphase strukturell gekoppelt sind. Zunächst wird die Innovationslogik Schumpeters, die autopoietischen Systeme nach Maturana und Varela sowie der funktional-strukturelle Ansatz der Systembildung und die Ausdifferenzierungstheorie von Luhmann vorgestellt. Das dritte Kapitel widmet sich dann, auf der theoretischen Grundlage der ersten beiden Kapitel, dem autopoietisch operierenden Wirtschaftssystem in einer funktional ausdifferenzierten Gesellschaft und dessen Entwicklung aus systemtheoretischer Perspektive. Die Autorin identifiziert die Funktion und die Elemente des Wirtschaftssystems. Dann analysiert sie mit Hilfe Maturana’s autopoietischen Theorie und Luhmann’s Ansätzen von Sinn, von Strukturbildung eines sozialen Systems und von Systembildung durch Anschließen von potentiellen Elementen die Operationsweise und die Eigenschaften des Systems. Als nächstes stellt die Autorin die Herausbildung eines autopoietischen Wirtschaftssystems im Anschluss an Luhmann vor, welches sich aus einem Ausdifferenzierungsprozess einer funktional undifferenzierten Gesellschaft ergibt. Innovationen, insbesondere die Basisinnovationen, erweitern die Handlungs- und Anschlussmöglichkeiten des Wirtschaftssystems enorm, steigern die Dynamik der Wirtschaft und rufen lange Kondratieff-Wellen hervor. In einem Wirtschaftssystem können die Subsysteme – Routine-, Arbitrage-, Innovations- und Evolutionssystem – existieren. Schliesslich wird die Beziehungen zwischen Innovationen und ihren Finanzierungsquellen in China untersucht. Sie zeigt einen autopoietischen Charakter: Es gibt Finanzierungsquellen, die spezielle Entwicklungsphasen von Innovationen finanzieren. Mit diesen theoretischen Grundlagen werden im zweiten Teil der Arbeit die großen Veränderungen der chinesischen Wirtschaft und die Finanzierung dieser Entwicklung erklärt. Das vierte Kapitel widmet sich der Wandlung von einer Plan- zu einer Marktwirtschaft. Im Mittelpunkt stehen die betrieblichen organisatorischen Innovationen bzw. die neue Unternehmensführung und die Entstehung autonomer Unternehmen, die zu einer Ausdifferenzierung der Gesellschaft führten, sodass sich ein relativ selbständiges Wirtschaftssystem vom politischen System abtrennte. Die Reaktionen der Wirtschaftsaktuere auf die Reformpolitik und -maßnahmen legen nahe, dass dieser Ausdifferenzierungsprozess mit der ungeplanten Entstehung von Privatunternehmen und TVEs began. Er wurde dann durch die Weiterentwicklung der autonomen Unternehmen sowie durch die herausgebildete marktwirtschaftliche Ordnung und letzten Endes durch die Transformation der konventionellen SOEs zu autonomen Wirtschaftsentitäten stabilisiert und restabilisiert. Die zunehmende Selbständigkeit des Wirtschaftssystems erfordert immer neue Reformen der Politik, die immer mehr das selbständige Weiterbestehen des Wirtschaftssystems begünstigen. Das fünfte Kapitel erklärt die rasche und anhaltende Entwicklung der chinesischen Wirtschaft. Im Mittelpunkt stehen die Multi-Kondratieff-Welle und die Herausbildung des autopoietischen Innovationssystems in China. Die gleichzeitige Durchführung von Basisinnovationen, die aus mehreren für China neuen Kondratieff-Wellen stammen, wird beschrieben und die „schöpferischen Reaktionen“ verschiedener Unternehmen (Privatunternehmen, TVEs, privat geführte staatliche Unternehmen, vom Ausland zurückgekehrte chinesische Gründer, ausländische Firmen und SOEs) in unterschiedlichen Branchen untersucht. Dabei werden die Auswirkungen der inneren Umwelt (Wettbewerb, Nachfrage) und der äußeren Umwelt der Wirtschaft (Politik, Rechtssystem, Wissenschaftssystem, Kultur) auf die Innovationen analysiert. Das sechste Kapitel widmet sich den Finanzierungsquellen für Innovationen und ihre Veränderungen. Hierbei wird insbesondere die Diversifizierung der Finanzierungsquellen analysiert. Das wichtigste Ergebnis ist, dass die Innovationsfinanzierung in China zunehmend einen autopoietischen Charakter aufzeigt. Innovationen haben allmählich bestimmte Finanzierungsquellen (Eigenkapital, Staatsmittel, Venture Capital, FDI und teilweise Staatsbanken), und die Gelder aus den Innovationsgewinnen finanzieren weitere Innovationen.


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