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Titel:Einfluss der Pharmazeutischen Betreuung auf die Versorgungsqualität von Schlaganfall-Patienten im Rahmen einer schnittstellenübergreifenden Nachbeobachtung zwischen Krankenhaus, Reha und ambulantem Bereich (EPASKA-Studie)
Autor:Hohmann, Carina
Weitere Beteiligte: Radziwill, Roland (Prof. Dr.)
Veröffentlicht:2007
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2007/0484
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2007-04847
DOI: https://doi.org/10.17192/z2007.0484
DDC: Medizin
Titel (trans.):Pharmaceutical Care for stroke patients
Publikationsdatum:2007-08-01
Lizenz:https://rightsstatements.org/vocab/InC-NC/1.0/

Dokument

Schlagwörter:
Lebensqualitaet, Health-related quality of life, Klinische Pharmazie, Pharmaceutical care, Clinical pharmacy, Schlaganfall, Cerebrovascular Accident, Pharmazeutische Betreuung

Zusammenfassung:
Die gesundheitsbezogene Lebensqualität spielt eine entscheidende Rolle bei Patienten mit einer zerebralen Ischämie. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde erstmals in Deutsch-land eine schnittstellenübergreifende Follow-up Studie zur Pharmazeutischen Betreuung von Schlaganfall-Patienten entworfen und mit wissenschaftlichen Methoden auf Durch-führbarkeit und Nutzen geprüft. Rekrutiert wurden Patienten mit einer TIA/zerebralen Ischämie aus dem Landkreis Fulda und Schlüchtern, die bei Entlassung aus dem Kranken-haus einen Barthel-Index > 30 Punkte hatten und in der häuslichen Umgebung lebten. Die Zuordnung des Patienten in die Interventionsgruppe (IG) bzw. Kontrollgruppe (KG) war abhängig von der von dem Patienten genannten Stamm-Apotheke. Apotheken, die dem Qualitätszirkel Fuldaer Apotheker angehörten (38%), bildeten die betreuenden Apotheken für die Patienten der IG. Die übrigen Apotheken betreuten die Patienten der KG. In der Studie wurden 90 Patienten (35,3%) in der IG und 165 Patienten (64,7%) in der KG rekru-tiert und über 12 Monate nachbeobachtet. Ziel der Arbeit war, den Einfluss der Pharmazeutischen Betreuung auf die gesundheitsbe-zogene Lebensqualität von Patienten mit zerebraler Ischämie schnittstellenübergreifend zu überprüfen. Dazu wurde der SF-36 Fragebogen im Krankenhaus und nach 12 Monaten herangezogen. Weitere Zielparameter waren die Optimierung der Arzneimitteltherapie mit Sicherstellung einer effizienten medikamentösen Sekundärprophylaxe, das Vermeiden von Therapiebrüchen, die Bewertung der Compliance des Patienten und das Erkennen, Vermei-den und Lösen von arzneimittelbezogenen Problemen sowie die Verbesserung des Wissens des Patienten über seine Arzneimittel und Steigerung der Zufriedenheit des Patienten. Der pharmazeutische Betreuungsprozess erstreckte sich von der Akutaufnahme im Kran-kenhaus über die Rehabilitationsbehandlung bis zur ambulanten Weiterversorgung. Durch die Tätigkeit des Apothekers auf Station wurden die Patienten der IG umfassend zu ihrer medikamentösen Therapie beraten. Mittels des Apotheker-Apotheker-, Apotheker-Reha- und Apotheker-Arzt-Briefes konnten Brüche zwischen den Behandlungssektoren minimiert werden. Der pharmazeutische Betreuungsprozess im ambulanten Bereich wurde von den öffentlichen Apotheken übernommen. Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass nach 12 Monaten die Vitalität bei den Patienten der KG signifikant schlechter war als bei den Patienten der IG. Bei Betrachtung des Ver-laufs der gesundheitsbezogenen Lebensqualität kam es bei den Patienten der IG nach 12 Monaten zu einer signifikanten Verschlechterung des körperlichen Schmerzes, während es in den übrigen Dimensionen und Summenskalen zu keiner signifikanten Veränderung kam. In der KG war nach 12 Monaten eine signifikante bis höchst signifikante Verschlechterung in allen Dimensionen mit Ausnahme der körperlichen Funktionsfähigkeit zu verzeichnen; die beiden Summenskalen verschlechterten sich ebenfalls signifikant. Nach 12 Monaten wurde sowohl bei 85% der Patienten der IG als auch der KG eine leitlinienkonforme medi-kamentöse Sekundärprophylaxe durchgeführt. Bei 10,6% der Patienten der IG und 12,4% der Patienten der KG kam es am Ende der Studie zu arzneimittelbezogenen Problemen im Rahmen der medikamentösen Sekundärprophylaxe wie fehlende Sekundärprophylaxe oder Verordnung von zwei Arzneimitteln zur Sekundärprophylaxe. Die nur bei den Patienten der IG mittels Arzneimittel-Anwendungsprofilen erhobene Gesamtcompliance unter Berück-sichtigung nur der lückenhaften Arzneimittelversorgung lag bei 85,4%. Insgesamt wurden im Studienzeitraum in der IG (n=72 Patienten) 29 arzneimittelbezogene Probleme durch die betreuende Apotheke und 26 arzneimittelbezogene Probleme durch den Krankenhaus-apotheker bei der Auswertung dokumentiert. In der KG (n=152 Patienten) wurden von dem Krankenhausapotheker bei der Auswertung 45 arzneimittelbezogene Probleme er-kannt. Der Wissensstand des Patienten über seine Arzneimittel war bei den Patienten der IG höher; signifikant mehr Patienten der IG konnten zu allen Arzneimitteln die richtige Indikation nennen. Die Patienten bewerteten die Pharmazeutische Betreuung insgesamt positiv und in einigen Dimensionen konnte eine signifikant bessere Patientenzufriedenheit bei den betreuten Patienten gezeigt werden. Die Pharmazeutische Betreuung stellt ein wichtiges Konzept zur Versorgungsoptimierung dar. Das langfristige und kontinuierliche, auch über die Schnittstelle hinausgehende Bera-tungs- und Betreuungsangebot soll eine effiziente medikamentöse Sekundärprophylaxe des Patienten sicherstellen, die Arzneimitteltherapie optimieren und individuelle arznei-mittelbezogene Probleme identifizieren und lösen. Durch die aktive Kooperation zwischen Patient, Apotheker und Arzt kann die gesundheitsbezogene Lebensqualität des Patienten gesteigert werden.


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