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Titel:Das Bild des römischen Staates in Ciceros philosophischen Schriften
Autor:Takahata, Tokiko
Weitere Beteiligte: Leonhardt, Jürgen (Prof. Dr.)
Veröffentlicht:2004
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2004/0622
DOI: https://doi.org/10.17192/z2004.0622
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2004-06225
DDC: Philosophie
Titel (trans.):The roman Republic and the political propaganda in Cicero’s philosophical works
Publikationsdatum:2004-11-25
Lizenz:https://rightsstatements.org/vocab/InC-NC/1.0/

Dokument

Schlagwörter:
Klassische Philologie, Staatsauffassung, Rhetoric, Marcus Tullius Cicero, Philosophical works, Altertumswissenschaft, Philosophische Schriften, Marcus Tullius Cicero, Latinistik, Politische Philosophie, Philosophica, Marcus Tullius Cicero, Exempla maiorum, Political thought, Rhetorik, Exempla maiorum

Zusammenfassung:
Die vorliegende Dissertation hat zum Ziel, das von Cicero in seinen philosophischen Schriften beschriebene Bild des römischen Staates nachzuzeichnen. Obwohl nämlich Cicero Politik und Recht in eigenen Schriften, De re publica und De legibus, behandelt, setzt er sich auch in den rein philosophisch-theoretischen Schriften mit zahlreichen politischen Themen auseinander. Eingehende Untersuchungen zu Ciceros politischen Auffassungen in seinen philosophischen Schriften gibt es in der umfangreichen Cicero-Forschung bis heute nicht. Bisher hat man sich dort auf die Untersuchung des politischen Verhältnisses zwischen Cicero und Caesar und auf die prosopographische Analyse der Dialogpartner beschränkt. Deshalb ist eine erneute Untersuchung zu rechtfertigen, die nicht nur die damaligen, aktuellen tagespolitischen Bezüge zu ermitteln versucht, sondern allgemein das Verhältnis zwischen politischen Vorstellungen, der einschlägigen Argumentationskunst, die Cicero in seinen Reden auf dem Forum aktiv beherrschte, und den philosophischen Leitgedanken herauszuarbeiten versucht. Zur Beantwortung der Frage, auf welche Weise und warum Cicero seine politischen Vorstellungen auch in seine philosophischen Schriften einbringt, werden folgende Analysen durchgeführt: 1) Politiker und Nicht-Politiker als Dialogteilnehmer, 2) Explizite Aussagen über Politik und politisches Engagement, 3) Verwendung historischer und politischer Beispiele in den Dialogen, 4) Römische moralische Wertbegriffe. Hier ergibt sich, daß Politik und Philosophie bei Cicero in besonderer Weise verbunden sind. Cicero verdeutlicht römische Staatsideale und die idealen Handlungsperspektiven der römischen Politik meist durch exempla maiorum, welche zugleich gerade das spezifisch Römische ausmachen. Hauptergebnisse der obengenannten Analysen sind folgende: Cicero nutzt gerade in seinen vor dem Tod Caesars und unter hohem politischen Druck verfaßten, scheinbar rein philosophischen Schriften die philosophische Diskussion sowie die exempla-Verwendung, um mächtige Staatsfeinde\213und zwar nicht nur aktive wie Caesar und dessen Unterstützer, sondern auch passive korrupte Politiker, die ihre Skepsis gegen diese Staatsfeinde unterdrücken\213indirekt, aber effektiv zu kritisieren. Dabei stellt er eine Beziehung zwischen Erkenntnistheorie und rechter Staatskunst her: Er propagiert also nicht nur einen philosophischen, sondern auch einen politischen Skeptizismus. Ferner läßt sich feststellen, daß der politische Hintergrund die Bestimmung des Zeitpunkts in der jeweiligen Schrift und deren Form, Dialog oder Monolog, beeinflußt. Nach dem Tod Caesars behandeln die philosophica, die Cicero nach seiner Rückkehr nach Rom verfaßt hat, plötzlich realpolitische und soziale Themen. Darüber hinaus stellt Cicero durch die Monologform seine eigene Person in den Vordergrund. Dabei spielt der sapiens, der in den früheren Schriften heftig kritisiert worden ist, die Hauptrolle, und wird in positiver Weise als Autorität dargestellt. In den letzten drei Werken ist Ciceros Wille zu erkennen, sich im Rom als einziger wirklicher sapiens in der Politik zu betätigen, politische Freunde, Optimaten sowie alle viri boni zu vereinigen und eine neue res publica wiederherzustellen. Schließlich führt er sein Ideal des pro patria mori mit seiner Redetätigkeit in seinen Philippica aus, ein Ideal, an das er durch exempla maiorum in seinen philosophica immer wieder appelliert hat, und stellt sich so selbst in die Reihe der römischen Weisen, die sich in beispielhafter Weise für den Staat eingesetzt hatten.


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