Kontinuierliches intraoperatives Neuromonitoring des Nervus facialis in der Parotischirurgie

Fragestellung: Die postoperative Gesichtslähmung stellt die häufigste Komplikation der Parotidektomie dar. Die Aufgabe des intraoperatives Neuromonitoring (IONM) ist die Senkung der Pareserate. Diese Methode hat sich aber in der Parotischirurgie nicht weiter - von einer reinen Differenzierung des Ne...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Stankovic, Petar
Beteiligte: Wilhelm, Thomas (Prof. Dr. med.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2020
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Fragestellung: Die postoperative Gesichtslähmung stellt die häufigste Komplikation der Parotidektomie dar. Die Aufgabe des intraoperatives Neuromonitoring (IONM) ist die Senkung der Pareserate. Diese Methode hat sich aber in der Parotischirurgie nicht weiter - von einer reinen Differenzierung des Nervs vom umgebenden Gewebe - entwickelt. In anderen Anwendungsgebieten gab es in den letzten Jahrzehnten deutliche Fortschritte auf dem Gebiet des IONM. Vor allem in der Schilddrüsenchirurgie sowie der Chirurgie des Kleinhirnbrückenwinkels wurde das IONM durch die ununterbrochene Analyse der Amplituden und Latenzen in Echtzeit zum kontinuierlichen IONM (cIONM) weiter entwickelt. Die Analyse wurde entweder durch aktive kontinuierliche Reizung des Nervs oder passiv durch die Analyse des entladenden Nervenmusters ermöglicht. Das Ziel war, eine drohende Nervenverletzung frühzeitig zu erkennen umso die operativen Manöver zu modifizieren und die drohende Parese abzuwenden. Dies führte zu einer Senkung der Pareserate. Des Weiteren, bietet das cIONM eine Vorhersage bezüglich der postoperativen Nervenfunktion an. Die Einsatz und die sichere Anwendung des cIONM im Rahmen der Parotischirurgie wurden bisher nicht untersucht. Daher untersuchten wir in der vorliegenden Studie die sichere Verwendung der Saxophone-Reizelektrode am Fazialisstamm im Rahmen des cIONM. Methoden: Im Rahmen einer prospektiven, von der Ethikkommission der sächsischen Landesärztekammer genehmigten (EK-BR-53/16-1) und beim deutschen Register für klinische Studien vorab registrierten Studie (DRKS-ID: DRKS00011051, http://www.drks.de) wurde bei 40 Patienten eine Parotidektomie mit kontinuierlicher Reizung des Gesichtsnervs durch die Saxophonelektrode (System AVALANCHE XT, Dr. Langer Medical, Waldkirch) durchgeführt. Die Daten dieser 40 Operationen (cIONM-Gruppe) wurden mit den Daten von 40 Patienten mit Parotidektomie, welche mit demselben System aber ohne Verwendung der Reizelektrode nur intermittierend gereizt wurden (iIONM-Gruppe), verglichen. Alle Patienten wiesen präoperativ eine normale Funktion des Gesichtsnerven (HOUSE-BRACKMANN Grad I) auf. Ergebnisse: Die Reizpegel der cIONM-Gruppe waren im direkten Vergleich signifikant niedriger als bei der iIONM-Gruppe (p<0,0001). Die Rate der frühzeitigen Fazialisparese betrug 50 % in der cIONM und 30 % in der iIONM Gruppe. Langfristig hatten nur 2,5 % Patienten der cIONM-Gruppe und 10 % der Patienten der iIONM-Gruppe eine Fazialisparese. Es bestand kein signifikanter Unterschied weder für die frühe (p=0,11) noch langfristige (p=0,17) Fazialisparese zwischen beiden Gruppen. In der cIONM-Gruppe bestand keine Korrelation zwischen dem Reizpegel (p=0,74) oder der Stimulationsdauer (p=0,51) und einer Fazialisparese. Schlussfolgerung: Das cIONM mit der Saxophonelektrode ist bei der Parotischirurgie sicher, da dadurch nicht mehr Komplikationen entstehen. Die Pareseraten waren zwischen den verglichenen Gruppen statistisch nicht signifikant unterschiedlich. Dieser Nachweis einer sicheren Anwendung macht die zukünftige Weiterentwicklung der Methode möglich. So könnte durch Signalanalyse das Muster der drohenden Nervenverletzung erkannt werden und so – mithilfe optischer/akustischer Warnsysteme – durch Änderung des chirurgischen Vorgehens die Pareserate gesenkt werden. Anzumerken bleibt, dass das cIONM keine 100%ige Sicherheit bietet, da falsch negative Alarme und technische Artefakte unvermeidbar sind. Eine gute Planung der Operation verbunden mit akribischer Präparation ist unumgänglich.
Umfang:58 Seiten
DOI:10.17192/z2020.0377